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Entschlossenes Handeln in der Eurokrise angemahnt

Die Lösung der europäischen Schuldenkrise hat für den Internationalen Währungsfonds die "allerhöchste Priorität". Bei der Vorlage seines globalen Konjunkturausblicks forderte er mehr Maßnahmen, um eine weitere Eskalation zu verhindern.

Von Marcus Pindur | 16.07.2012
    Eine ohnehin schon zögerliche weltweite wirtschaftliche Erholung habe sich noch etwas verlangsamt, so das Fazit des Internationale Währungsfonds in seinem World Economic Outlook Report.

    Der IWF prognostiziert ein durchschnittliches weltweites Wachstum von 3.5 Prozent für dieses Jahr, 0,1 Prozent weniger als im letzten Weltkonjunkturbericht. 3,9 Prozent sieht der IWF für 2013, leicht abgesenkt von 4,1 Prozent im letzten Weltwirtschaftsbericht.

    Die Erholung von der schweren Rezession 2008 setze sich damit fort, wenn auch abgeschwächt, so der IWF-Chefökonom Olivier Blanchard. Sorgen mache vor allem die Krise in der Eurozone, wo das Wachstum dieses Jahr um 0,3 Prozent sinkt:

    "Das größte Risiko ist offensichtlich, dass sich nämlich der Teufelskreis in Spanien und Italien fortsetzt, dass die Produktion dort weiter fällt und dass eines dieser Länder den Zugang zu Krediten verliert. Dadurch könnte die gesamte Erholung der Weltwirtschaft gefährdet werden."

    Die Prognosen des IWF basierten darauf, dass die Zinsen für Spanien und Italien von ihrem jetzigen Hoch langsam abgesenkt werden könnten. Dazu sei vonnöten, dass die betroffenen Länder ihre Staatsfinanzen in Ordnung brächten und ihre Wettbewerbsfähigkeit durch Reformen stärkten. Aber, es sei noch mehr nötig.

    "Sie brauchen Hilfe, von den anderen Euro-Ländern. Und die müssen sich verpflichten, Spanien und Italien zu helfen. Sie müssen in der Lage sein, sich zu vernünftigen Zinsraten Geld zu leihen, sie können nicht länger 6 oder 8 Prozent zahlen. Da muss einfach etwas passieren."

    Ein deutlicher Hinweis an die Bundesregierung.

    Auch die steigende Staatsverschuldung in den USA wird als Risiko für die Weltwirtschaft angesehen. Mittelfristig sei dort eine politische Perspektive für eine Schuldenreduzierung nötig, dazu bedürfe es umfassender Reformen bei Sozialleistungen und der Steuerpolitik. Ein Wink mit dem Zaunpfahl an die blockierte amerikanische Politik – die auf die sogenannte Fiskalklippe zusteuert, wenn in den USA Anfang nächsten Jahres umfangreiche Steuersenkungen auslaufen und Haushaltskürzungen greifen.

    Positiv sei, dass die Unternehmen in den Industrieländern über hohe Liquidität verfügten und die Nachfrage in den Schwellen- und Entwicklungsländern zwar leicht nachlassend, aber relativ stabil sei.