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Entwicklerkonferenz Google i/o
Google kündigt eigenes 64-Bit-Betriebssystem an

Google hat seine Entwicklerkonferenz i/o in San Francisco abgehalten. Der Konzern, weit mehr als nur ein Suchmaschinenbetreiber, erhebt mittlerweile einen Totalitätsanspruch. Nicht nur auf Handys und Tablets, sondern auch auf Uhren und in Autos möchte er sein Betriebssystem Android eingesetzt sehen.

Von Achim Killer | 28.06.2014
    Das Google-Logo ist durch ein Brillenglas auf einem Bildschirm zu sehen.
    Ob sich der Universalitätsanspruch des Google-Konzerns umsetzen lässt, ist offen. (dpa / Martin Gerten)
    Es war weniger der bekannte Suchmaschinenkonzern, der sich da in San Francisco präsentiert hat, als der Marktführer bei Betriebssystemen. Auf diesem Gebiet hat Google mit Android ja längst Microsoft mit Windows abgelöst. Und wie's für Marktführer üblich ist, versucht Google jetzt mit seiner Handy-Referenz-Plattform Android One einen Standard zu setzen. Smartphones für unter 100 Dollar soll sie ermöglichen.
    "Und schließlich liefern wir vollautomatisch Updates aus. Alle Software auf Android-One-Geräten kommt von Google, sodass wir sie auf dem neusten Stand halten können so wie unsere eigenen Nexus-Geräte."
    Android und Chrome arbeiten im Team
    So der Senior Vice President Sundar Pichai. Einheitliche System-Software ermöglicht Updates auf einer Hand, was das Problem von Smartphones mit chronisch veralteter Software angehen würde. Es entsteht, weil etliche Hersteller es nicht für nötig erachten, Sicherheitslöcher in ihren modifizierten Android-Versionen zu stopfen. Und auch ein anderes Problem geht Google an, eines mit dem sich derzeit Microsoft ebenfalls herumschlägt. Android, das Netzcomputer-Betriebssystem Chrome-OS und Web-Anwendungen sollen die gleiche Benutzeroberfläche bekommen. Material Design heißt sie und kommt mit der nächsten Android-Version, Android L. Matias Duarte, der fürs Design zuständige Vice-President:
    "Design ist heutzutage wesentlich. Es bestimmt Erfahrung und Gefühl. Also haben wir uns vorgenommen, ein Design nicht nur für Android-Handys und -Tablets zu entwickeln. Die Teams von Android und Chrome haben gemeinsam an einem einheitlichen Erscheinungsbild gearbeitet für mobile Geräten, Schreibtisch-Rechner und darüber hinaus."
    Darüber hinaus, also Android für Rechner jenseits des Desktop-PCs, ist natürlich ambitioniert. Aber die nächste Version von Google's Handy-Betriebssystem soll tatsächlich 64-Bit-fähig werden. Dazu hat der Konzern die virtuelle Maschine in Android ausgetauscht. Dalvik heißt die Alte. ART die neue. Sie interpretieren den Java-ähnlichen Code der Apps oder kompilieren ihn. Und ART kann das im Unterschied zu Dalvik auch mit Apps, die mit mehr als 4 Gigabyte Arbeitsspeicher etwas anfangen können. Dave Burke, der für den technischen Kern von Android zuständige Direktor:
    "Das L-Release basiert ausschließlich auf der ART-Laufzeit-Umgebung. Es ist vollständig plattformübergreifend. Es unterstützt ARM, x86 und MIPS. Wir haben sehr viel Mühe darauf verwandt die Compiler von ART zu optimieren, was im Vergleich zu Dalvik zu doppelter Leistung geführt hat. ART ist vollständig 64-Bit-kompatibel. Wir haben die ganze Plattform für 64-Bit-Architekturen optimiert. Die Vorteile für Euch sind: mehr Register, neue Befehlssätze und ein größerer adressierbarer Speicher."
    Vergleich mit Microsoft
    Und wieder drängt sich der Vergleich mit Microsoft auf. Auch Microsoft hat versucht, mit NT damals, ein auf vielen Prozessor-Architekturen laufendes Betriebssystem zu etablieren, ist damit aber gescheitert. Und erst etliche Jahre, nachdem 64-Bit-Prozessoren auf den Markt kamen, hat Microsoft ein 64-bittiges Windows herausgebracht. 64-Bit-fähige ARM-Chips, die in Smartphones und Tablets verbaut werden können, sind hingegen neu. Und schon kündigt Google das passende Betriebssystem dafür an. Ob sich der Universalitätsanspruch des Konzerns umsetzen lässt, ist offen. Aber schneller als früher ist die Entwicklung allemal.