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Entwicklungshilfe
Neue Bildungskonzepte für Afrika

Günter Nooke, Afrika-Beauftragter der Bundeskanzlerin, hält Bildung für ein Schlüsselthema in der Entwicklung Afrikas. "Wir wollen, dass alle Kinder die Grundschule besuchen", sagte Nooke im DLF. Neben der Schulbildung müsse auch die Bildung für die ganze Familie verbessert werden - besonders in ländlichen Gegenden.

Günter Nooke im Gespräch mit Regina Brinkmann | 09.07.2015
    Eine Schülerin arbeitet an ihrem Laptop, auf der die Afrika-Karte zu sehen ist.
    Mit Tablets und Co. soll die Bildung in Afrika verbessert werden. (picture-alliance / dpa / Marc Tirl)
    Regina Brinkmann: Doch wie steht es eigentlich um die Qualität der Schulbildung? Für Günter Nooke ist sie das Schlüsselthema der Zukunft. Er ist persönlicher Afrika-Beauftragter der Bundeskanzlerin und ich habe ihn vor dieser Sendung gefragt, wie sehr sich die Bundesregierung eigentlich um die Verbesserung der Schulbildung in Afrika kümmert.
    Günter Nooke: Ja, Bildung ist ein großes Thema, wobei ich sagen muss, wenn Sie wirklich schauen, was die Bundesregierung macht, dann haben wir zum Beispiel gerade als BMZ die berufliche Bildung verstärkt, aber bei der Schulbildung hat es natürlich mit dem Millennium Development Goal zum Beispiel eine sehr große Verbesserung gegeben. Wir wollten, dass alle Kinder die Grundschule besuchen. Da ist auch einiges erreicht worden, nicht in allen afrikanischen Ländern sind diese Ziele erreicht worden.
    Aber wir müssen sagen, auch da, wo sie erreicht werden, müssen wir unseren Fokus bei der Schulbildung vor allem auf die Qualität der Bildung lenken. Wir wissen, dass viele Schülerinnen und Schüler auch nach vier, sechs Jahren Schulunterricht weder richtig lesen und schreiben können, noch rechnen können. Und das ist natürlich ein Problem, das angegangen werden muss.
    Und wir wissen, dass auch die Bezahlung von Lehrern, die Frage, wie der Unterricht stattfindet, eben nicht nur davon abhängt, ob ihnen jemand ein Schulgebäude hingestellt hat, sondern von vielen anderen Dingen mehr. Und da, glaube ich, ist ein neuer Schwerpunkt auch für Bildungskonzepte. Da würde ich zum Beispiel auch denken, dass man mit Neuen Medien, mit vielleicht auch neuen Tablets und Social Media oder was immer da eine Rolle spielen kann, vielleicht auch ganz neu nachdenken kann.
    Mehr Bildungsqualität mit E-Learning
    Brinkmann: Kürzlich waren Sie ja auch in Äthiopien, auf einer internationalen Konferenz zum Thema E-Learning. Inwieweit lässt sich auch durch die Neuen Medien, Tablets, Sie haben es gerade schon angesprochen, Bildungsqualität in Afrika verbessern?
    Nooke: Ja, diese E-Learning-Konferenz findet jetzt seit zehn Jahren in verschiedenen afrikanischen Ländern immer wieder statt. Wir finanzieren das auch vom Ministerium mit, und ich glaube, dass da ein Riesenpotenzial ist. Erstens, weil natürlich auch Unterrichtsmaterial, zum Beispiel manchmal einfacher als in Papierform in Tablets ja abgespeichert und dann zur Verfügung gestellt werden kann. Das hat ganz praktische Gründe, wenn es ständig regnet oder Papier sich nicht lange hält. Aber natürlich auch, was die Kosten angeht. Das sind ganz simple Dinge.
    Aber man kann natürlich auch fragen, bieten nicht soziale Gruppen, die man bilden kann, auch die Frage, dass man von außen Kompetenz, vielleicht auch Lehrpersonal nutzen kann, spielt das nicht eine größere Rolle? Gibt es nicht methodologisch, didaktisch neue Konzepte, die den Kindern auch Spaß im Unterricht vermitteln.
    Und in dem Zusammenhang - ich sage gerne, Schulbildung ist das eine, aber Bildung insgesamt, Bildung für die ganze Familie in ländlichen Gegenden, fernab von den großen Städten, wie sieht das eigentlich aus in Afrika. Und mein Gedanke ist immer, wie sieht eigentlich eine "Sendung mit der Maus 3.0" in lokaler Sprache in Afrika aus? Gibt es diese Familienbildung, wie wir sie ja in Deutschland ganz erfolgreich mit der "Sendung mit der Maus" da auch haben?
    Schneller, effizienter, kostengünstiger
    Brinkmann: Also Ihnen schweben schon verschiedene Konzepte vor, das habe ich rausgehört. Gleichwohl frage ich mich: Fließen diese Konzepte schon ganz konkret in das, was wir unter Afrika-Strategie der Bundesregierung verkauft bekommen?
    Nooke: Ja. Es gibt eine digitale Agenda der Bundesregierung, und wir schreiben gerade eine digitale Agenda des BMZ, und da wollen wir gerade in Afrika unter der Überschrift "Digitales Afrika" in allen Bereichen natürlich, nicht nur im Bildungsbereich, aber da zuerst, uns verstärkt engagieren und Neue Medien nutzen. Das heißt, wir wollen natürlich auch die Ziele, die wir in der Entwicklungszusammenarbeit haben, schneller, effizienter und vielleicht auch kostengünstiger erreichen mit den Neuen Medien.
    Aber das noch Spannendere wäre ja, gibt es vielleicht sogar Ziele, die vorher unerreichbar waren, die mit neuen Technologien, also mit den Neuen Medien in Reichweite kommen. Und das sind die Dinge, woran wir arbeiten. Das ist nicht ganz neu, das machen wir schon länger, aber wir wollen jetzt mehr darüber reden und das auch besser koordinieren und vielleicht auch konzentrieren, sodass es den Unterschied macht.
    Brinkmann: Mit Tablets und Co. soll die Bildung in Afrika verbessert werden. Das war Günter Nooke, persönlicher Afrika-Beauftragter der Bundeskanzlerin im Interview in "Campus & Karriere".
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.