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Erdbeben auf Ischia
Mindestens zwei Todesopfer

Die Bergungsarbeiten nach dem Erdbeben auf der italienischen Ferieninsel Ischia dauern an. Zwei Todesopfer hat das Beben bisher gefordert, vier Menschen werden noch vermisst. Ob es weitere starke Erdstöße geben wird, können Geologen noch nicht voraussagen.

Von Jan-Christoph Kitzler | 22.08.2017
    Menschen in der Dunkelheit auf einem abgesackten Dach nach dem Erdbeben in Ischia; am Boden Trümmer.
    Vor allem der Norden der Insel ist von dem Erbeben betroffen. In Casamicciola sind mehrere Gebäude eingestürzt. (dpa /ANSA /Serenella Mattera)
    Katastrophenbilder in Dauerschleife, die italienischen Nachrichtenkanäle waren die ganze Nacht im Krisenmodus - und das gilt natürlich auch für Ischia selbst. Vor allem der Norden der Insel ist von dem Erbeben betroffen. In Casamicciola sind mehrere Gebäude eingestürzt. Bürgermeister Giovan Battista Castagna, war die ganze Nacht bei den Bergungsarbeiten dabei, denn:
    "Wir sind dabei und versuchen, Menschen aus den Trümmern zu bergen. Drei haben wir schon herausgezogen. Aber soweit wir wissen, sind es sieben, auch Kinder. Wir versuchen alles."
    Zahl der Todesopfer auf zwei erhöht
    Noch in der Nacht sind Spezialkräfte des italienischen Zivilschutzes nach Ischia gekommen. Von drei kleinen Kindern, die in Casamicciola verschüttet worden waren, konnte eines inzwischen gerettet werden. Auch die beiden Geschwister hofft man noch lebend zu bergen. Eine Frau konnte hingegen nur noch tot aus den Trümmern gezogen werden. Eine weitere Frau war von herabstürzenden Trümmern einer Kirche erschlagen worden. Damit erhöht sich die Zahl der Todesopfer auf zwei.
    Tausende haben die Nacht im Freien verbracht, für alle auf der Insel war das Beben um kurz vor 21.00 Uhr ein großer Schreck, auch für Diego Vicidomini:
    "Hier in Forio, im Westen der Insel, haben wir das acht bis zehn Sekunden lang ziemlich stark gespürt. Hier gab es keine Einstürze, keine Verletzten, jedenfalls bis jetzt. Die größten Probleme gibt’s im Norden in Casamicciola, sie haben das Krankenhaus evakuiert, es gibt Verletzte und wohl auch Vermisste."
    Zahl der Verletzen hält sich in Grenzen
    Weil das Krankenhaus der Insel evakuiert werden musste, wurde der Vorplatz zu einer Art Feldlazarett. Intensivpatienten waren per Hubschrauber aufs Festland gebracht worden. Spontan haben viele Ärzte und Krankenschwestern, die eigentlich zum Urlaub nach Ischia gekommen waren, ihre Hilfe angeboten. Doch die Lage ist übersichtlich. Es gibt nur etwas mehr als 25 Verletzte, sagt der Arzt Roberto Alloca:
    "Hier beim Krankenhaus ist alles unter Kontrolle, zum Glück hatten wir nur einen mutmaßlichen Schwerverletzten, aber das war ein Trauma, am Ende was es weniger schlimm."
    Vorhersage für weitere Erdstöße schwer zu treffen
    Noch in der Nacht brachten Fähren die ersten Urlaubsgäste zurück aufs Festland. Ischia, die Insel auf der Bundeskanzlerin Merkel seit Jahren ihren Osterurlaub verbringt, liegt am Rand des Golfs von Neapel unweit der Phlegräischen Felder, die als einer der gefährlichsten Vulkane weltweit gelten. 14 leichtere Nachbeben hat es nach dem ersten, schweren Erdstoß gegeben. Doch Experten tun sich schwer, diese Serie zu deuten, das gilt auch für Gian Vito Graziano, einen der führenden Geologen Italiens:
    "Es ist noch etwas früh, das zu sagen. Wir müssen zwei, drei Tage abwarten, bis wir anfangen das zu verstehen, ob das erste Beben das stärkste war, oder ob, was wir nicht hoffen, das nur das Vorspiel zu einem stärkeren Beben war. Jetzt ist das unmöglich zu sagen. Wir müssen uns das Gebiet genau ansehen, das ja auch eine vulkanische Gegend ist."
    Diskussion um unzureichenden Erdbebenschutz
    Verwirrung hatte es zunächst um die Stärke des Erbebens gegeben, die Italienische Erbebenwarte hatte es schließlich auf 4,0 nach oben korrigiert, die US-Erbebenwarte geht hingegen von einer Stärke von 4,3 aus. Sofort aber beginnt in Italien wieder die Diskussion um unzureichenden Schutz vor Erdbeben und nicht erdbebensichere Gebäude. Es sei ein Skandal, dass bei einem Beben der Stärke 4,0 Menschen sterben müssen, sagten Experten.
    In wenigen Tagen jährt erstmals sich das erste schwere Erdbeben von Amatrice. Am 24. August 2016 Jahres waren 299 Menschen ums Leben gekommen.