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Erdbeben in Mexiko
Mehr als 200 Tote

In Mexiko sind bei einem schweren Erdbeben mehr als 200 Menschen ums Leben gekommen. Die Regierung rief für Mexiko-Stadt den Notstand aus. Korrespondentin Anne-Katrin Mellmann hat das Beben vor Ort selbst erlebt. Alle stünden unter Schock, berichtete sie im Dlf.

20.09.2017
    Einsatzkräfte und Bewohner suchen in Mexiko-Stadt unter Trümmern nach Verschütteten.
    Nach dem Erdbeben in Mexiko wird nach Verschütteten gesucht. (AFP / Omar Torres)
    Wie die Zivilschutzbehörde des Landes mitteilte, stammen die meisten der bislang geborgenen Toten aus dem Bundesstaat Morelos. In Mexiko-Stadt starben mehr als 30 Kinder sowie fünf Erwachsene beim Einsturz ihres Grundschulgebäudes. Der Flughafen dort stellte seinen Betrieb ein. Auch der Bundesstaat Puebla ist stark von dem Beben betroffen. Die Erdstöße brachten zahlreiche Gebäude zum Einsturz. Viele Menschen werden noch vermisst. Millionen Bewohner der betroffenen Regionen waren zeitweise ohne Strom.
    Mehrere Krankenhäuser und Gefängnisse wurden evakuiert. Das Zentrum des Bebens um kurz nach 13 Uhr Ortszeit lag rund 120 Kilometer von Mexiko-Stadt entfernt. Die Stärke der Erdstöße wurde mit 7,1 angegeben.
    "Die Menschen hatten das Gefühl, um ihr Leben zu rennen"
    Korrespondentin Anne-Katrin Mellmann hat das Beben selbst vor Ort erlebt. Sie berichtete im Deutschlandfunk von der Panik der Menschen während des Bebens. Es habe keine Vorwarnung, keinen Erdbeben-Alarm gegeben, "was uns gewundert hat". Allen sei aber sofort klar gewesen, was passiert sei. "Sie sind auf die Straßen gerannt, mit diesem Gefühl, wirklich um ihr Leben zu rennen." Fieberhaft werde nun nach Verschütteten gesucht. Jeder, der könne, packe mit an. "Das sind wirklich schreckliche Bilder, sehr erschütternd, und schreckliche Geschichten."
    Erstaunlich sei, wie schnell und gut sich die Zivilgesellschaft in solchen Situationen organisiere - "weil das Vertrauen in staatliche Behörden und Politiker hier nicht besonder ausgeprägt ist". Die Menschen wüssten, was zu tun sei. "Nichtsdestotrotz stehen alle noch fürchterlich unter Schock."
    Genau 32 Jahre nach dem Beben 1985
    Staatspräsident Enrique Pena Nieto kündigte in einer Ansprache rasche Hilfsmaßnahmen an. Im Vordergrund stehe die medizinische Versorgung und die Bergung von Verschütteten. Dabei würden auch die Streitkräfte helfen. Der Präsident sagte, die Straßen sollten für Krankenwagen freigehalten werden. Priorität hätten die Suche nach Vermissten und die medizinische Versorgung der Verletzten.
    Das Beben ereignete sich auf den Tag genau 32 Jahre nach der Erdbebenkatastrophe von 1985, bei der in Mexiko-Stadt mehr als 10.000 Menschen getötet wurden. Bevor gestern erneut die Erde bebte, hatte es zum Jahrestag der Katastrophe in verschiedenen Gebäuden Evakuierungsübungen gegeben. Erst vor rund eineinhalb Wochen waren bei einem Beben fast 100 Menschen gestorben.
    Bundeskanzlerin Merkel sicherte Mexiko die Solidarität Deutschlands zu. Regierungssprecher Seibert sprach den Angehörigen der Opfer im Namen der Kanzlerin in Spanisch auf Twitter tief empfundenes Beileid aus.
    Das Technische Hilfswerk bot seine Unterstützung an. Der Präsident der Organisation, Broemme, sagte im SWR-Hörfunk, man sei vorbereitet und werde gerne helfen, wenn das THW offiziell angefordert würde.
    Karte zur Lage des Erdbebens in Mexiko