Donnerstag, 18. April 2024

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Erdbeben in Nepal
"Schockierend ist der Lärm"

Er habe das Erdbeben in seiner Wohnung in Kathmandu miterlebt. Ihn habe der vom Beben verursachte Lärm schockiert, sagte Christian Manhart, UNESCO-Repräsentant in Nepal, im DLF. Seiner Kenntnis nach seien viele Welterbestätten beschädigt, besonders schlimm sei die Lage in Kathmandu Durbar Square. Dort seien viele Tempel völlig zerstört.

Christian Manhart im Gespräch mit Karin Fischer | 27.04.2015
    Karin Fischer: Zuerst aber nach Nepal. Die kann die Hilfe nach dem Erdbeben nur langsam anlaufen, die Kommunikation ist zusammengebrochen, es gibt nur wenige, kaum befahrbare Straßen in die Hauptstadt, den Menschen fehlt es am Nötigsten: Wasser, Nahrung, an Zelten.
    Angesichts solcher Not von zerstörten Steinen zu reden, klingt zynisch, ist es aber nicht: Nepal lebt, zum Beispiel als Touristenziel, auch von seinen Welterbestätten. Sie sind das Kapital, auf das auch nach dem Wiederaufbau gesetzt werden kann. Allein sieben davon gab es im Tal von Kathmandu. Doch zunächst geht es um eine Bestandsaufnahme der Zerstörung.
    Direkt vor Ort in Kathmandu ist Christian Manhart, Repräsentant der UNESCO in Nepal. Ihn habe ich nach dem Ausmaß dieser Zerstörungen gefragt.
    Christian Manhart: Direkt nach dem Erdbeben bin ich sofort zum Patan Durbar Square gefahren und habe gesehen, dass mehr als die Hälfte der Tempel dort total zerstört sind. Im Kathmandu Durbar Square ist die Situation noch wesentlich schlimmer, da sind fast alle Tempel eingestürzt, und gestern haben wir dort die Armee mit Bulldozern am Werk gesehen.
    Wir haben das dann heute Gott sei Dank einstellen können. Ansonsten: Die dritte Welterbestätte im Kathmandu-Tal, die sehr stark zerstört ist, ist auch Bhaktapur, auch mehr als die Hälfte der Tempel dort zerstört. Es ist auch so, dass viele Tempel, die jetzt nicht unbedingt Welterbe sind und die außerhalb des Kathmandu-Tals liegen, auch zerstört sind, und in vielen von diesen abgeschiedenen Tälern, da konnte noch keine Hilfe hin.
    "Wir schlafen auf jeden Fall diese Nacht auch noch draußen"
    Fischer: Christian Manhart hat das Erdbeben in seiner Wohnung miterlebt.
    Manhart: Im ersten Stock meines Hauses habe ich mich unter einer Tür versteckt in der Zeit und es war unglaublich, wie lange das Erdbeben war, und ich hätte mir nie vorstellen können, dass ein Erdbeben eine dermaßen brachiale Kraft entwickeln kann. Ich hatte das Gefühl, dass das Haus mehr als 40 Zentimeter horizontal sich bewegt, und was auch so schockierend ist, ist der Lärm, den man da hört. Das ist so ein Lärm, wo man wirklich die ganzen Hausstrukturen und Erdstrukturen sich bewegen hört.
    Wir hatten ja noch über 60 Nachbeben hier, die meisten davon Gott sei Dank klein. Wir hatten ein größeres Nachbeben gestern Nachmittag noch und wir schlafen auf jeden Fall diese Nacht auch noch draußen. Wir haben jetzt die letzten beiden Nächte unterm Regen im Freien geschlafen. Das ist ein ganz einzigartiges Erlebnis.
    Fischer: Christian Manhart von der UNESCO aus Kathmandu.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.