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Erde in höchster Gefahr

In seinem "Schwarzbuch Umwelt" listet der französische Autor Henry Augier auf 600 Seiten auf, was der Mensch an Umweltzerstörung verursacht. Dem Leser wird eine düstere Bestandsaufnahme der Zustände auf dem Planeten Erde präsentiert.

Von Suzanne Krause | 13.03.2008
    Das ganzseitige Titelbild des Buchcovers gibt den Ton an. Da stehen zwei Kinder Hand in Hand am Strand und schauen aufs Meer, auf den Horizont, der nicht blau ist, sondern voll gestellt von einer immensen Industrieanlage mit rauchenden Schloten, die den Himmel grau zuqualmen. Horrorszenario einer Zukunft, die Henry Augier vermeiden möchte. Für seine Zustandsbeschreibung der planetaren Umweltverschmutzung hat er Fakten zusammengetragen, die in solch kompakter Form sonst nur Spezialisten zugänglich sind:

    "Nehmen wir nur das Beispiel der chemischen Produkte. Davon gibt es so viele, dass noch nicht mal jedes Einzelne auf seine eventuellen Umweltbelastungen getestet werden kann. Täglich kommt irgendwo in der Welt ein neues chemisches Produkt auf den Markt, von dem keiner weiß, ob es schädliche Auswirkungen hat oder nicht."

    Akribisch listet Augier auf, was für Mensch, Tier und Natur eine Bedrohung darstellt. Die Inhaltsangabe füllt elf eng beschriebene Seiten, die Themenpalette reicht von Schwermetallen, giftigen Farben, Asbest, Nitrate, Dioxinen, Waschmittel, Pestiziden, über Luftschmutzung und Lärmbelästigung, mikrobiologischer Verseuchung bis hin zur Ölpest, Radioaktivität und dem Zubetonieren von Küstengebieten. In jedes Thema führt Augier sachkundig ein, beschreibt sehr bildlich die Folgen von Umweltkatastrophen, die Geschichte schrieben, wie Seveso oder auch Tschernobyl. Kurzum: Er macht Laien in sehr verständlicher Form zugänglich, was sonst zumeist in den Elfenbeintürmen der Wissenschaften verwahrt bleibt:

    "Wir Wissenschaftler sind zwar rund um den Globus ein eingeschworener Kreis, aber wir sind zu wenig fähig, konkret etwas für den Erhalt der Natur zu tun. Um die wissenschaftliche Karriereleiter hochzuklettern, müssen wir Forscher unsere Ergebnisse in Englisch publizieren. So wird beispielsweise eine französische Studie zur Verschmutzung des Hafens von Marseille in einer amerikanischen Fachzeitschrift veröffentlicht. Doch der Bürgermeister von Marseille, dem diese Studie konkret bei seiner Politik helfen könnte, bekommt die Zeitschrift nie zu sehen, und er würde sie auch gar nicht in Englisch lesen. Und damit bleibt diese Studie gewissermaßen nutzlos."

    Das größte Problem sieht Henry Augier in der massiven Zunahme der Erdbevölkerung. und appelliert mit seinem 600-Seiten-Wälzer für einen Bewusstseinswandel nach dem Motto "Je weniger Menschen, desto weniger Umweltprobleme". In seinem Schwarzbuch belässt der Wissenschaftler es nicht dabei, die Umweltzerstörung zu bilanzieren, er zeigt auch erste Lösungswege auf:

    "In Frankreich haben wir beispielsweise eine Einrichtung, die im Bereich Wasserverschmutzung aktiv ist, die sogenannte Wasserbehörde. Sie kassiert Steuern für die Wassernutzung, und diese Gelder kommen Betreibern von Kläranlagen zugute. Ich schlage vor, dieses Vorgehen, das bei der Trinkwasseraufbereitung in Frankreich sehr gut funktioniert, auch auf den Erhalt der Luft und der Meere auszudehnen."

    Nach dem Schwarzbuch zur Umwelt plant Henry Augier eine Art Weißbuch, randvoll mit Tipps zum gelungenen Umweltschutz. Für seinen ersten Wälzer hat er monatelang mit Fanchon Pradalier-Roy vom Verlagshaus Alphée zusammengearbeitet. Das Haus verlegt eine spezielle Reihe zum Thema Umweltschutz und brachte auch Al Gores Buch zum Klimawandel in Frankreich heraus. Doch dem Werk von Henry Augier verdankt Fanchon Pradalier-Roy einen Bewusstseinswandel:

    "Dieses Buch hat mich eines gelehrt: Alles, was man tut oder lässt, hat Konsequenzen. Von daher sollte man sich genau überlegen, was man tut, damit die eigenen Handlungen der Umwelt so wenig wie möglich schaden."