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Erdogan und Trump
Männer starker Worte

Der eine kämpft um das Präsidentenamt, der andere ist schon an der Macht. Beide sind Männer starker Worte, die sich gern volksnah geben. Gibt es noch mehr, das Donald Trump und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan gemeinsam haben?

Von Christian Buttkereit | 08.11.2016
    Der republikanische US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan (r.), Bildkombo
    Der republikanische US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan (r.) (dpa/imago)
    Der eine will ins Weiße Haus, der andere hat sich bereits einen Weißen Palast gebaut. Ak Saray - so wird Erdogans weitläufiger Amtssitz im Volksmund bezeichnet. Den Prachtbau ließ Erdogan in ein Naturschutzgebiet bauen. Das könnte man sich bei Trump wohl auch vorstellen. Mit 1.000 Zimmern ist der Amtssitz in Ankara weitaus größer als das Weiße Haus. Punkt für Erdogan. Kritik an osmanischer Prunksucht oder Verhaftungen politischer Gegner - was Erdogan davon hält, wenn das Ausland ihn kritisiert, hat er gerade deutlich gemacht:
    "Sollen sie mich ruhig einen Diktator nennen, mir ist das egal. Das geht mir zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus."
    Erdogan stammt aus kleinen Verhältnissen, Trump ist Millionärssohn
    Wobei wir schon bei den körperlichen Aspekten wären. Erdogan ist mit 1,83 für einen Türken seiner Generation verhältnismäßig groß. Uzun Adam wird er deshalb auch genannt - langer Mann. Trotzdem: Wenn ein künftiger US-Präsident Trump zu seinem ersten Staatsbesuch in die Türkei käme, könnte der 1,90-Ami auf Erdogan herabschauen. Nicht schön für den Uzun Adam. Vielleicht dann doch lieber Clinton? Egal wer die USA regiert; dort gibt es etwas, das Erdogan NOCH nicht hat. Die Todesstrafe:
    "Da die Souveränität dem Volk gehört und ihr [das Volk] die Todesstrafe fordert, ist es die große türkische Nationalversammlung, die eine entsprechende Entscheidung treffen kann. Wenn unser Parlament also eine solche Entscheidung treffen sollte, ist klar, welcher Schritt unternommen wird: Ich sage es im Voraus: Einer solchen Entscheidung des Parlaments würde ich zustimmen."
    Im Gegensatz zu Trump stammt Erdogan aus kleinen Verhältnissen, er hat sich mit harten Bandagen hochgekämpft. Sein vermutetes Vermögen genießt er höchstens im Stillen. Niemals würde er damit im Wahlkampf protzen. Vielleicht macht ihn gerade das im Volk so beliebt, wie bei dieser Frau aus Rize, Erdogans Heimatstadt:
    "Mein leiblicher Vater ist tot. Er ist für mich ein Vater. Ich empfinde ihn als meinen Vater."
    Schlecht sitzende Anzüge wie bei Trump sieht man bei Erdogan nicht
    Beleidigungen oder gar obszöne Dinge über Frauen würden Erdogan niemals über die Lippen kommen. Im Gegenteil: Sollte das Thema Sex doch irgendwie am Rande gestreift werden, geht es um die Sittsamkeit.
    "Wir als konservativ-demokratische Partei haben für das Wohl der Kinder dieses Landes zu sorgen. Wir werden wie bisher auch künftig nicht zulassen, dass in den staatlichen Wohnheimen Jungs und Mädchen gemischt wohnen."
    Übrigens: Schlecht sitzende Anzüge wie bei Trump sieht man bei Erdogan eher selten. Häufiger sind da schon etwas bäuerlich wirkende Karo-Hemden. Aber die dürften zur Strategie des türkischen Präsidenten gehören, sich als Volkstribun zu inszenieren. Dazu gehört natürlich auch der Erdogan-Song. Den haben sich die Türken aber wohl eher vom amerikanischen Wahlkampf abgeguckt.