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Erfinder des Quecksilberthermometers

Fiebermessen, Backofentemperatur ablesen, Frost abschätzen - Thermometer sind heute aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Erfunden hat es der Physiker Daniel Gabriel Fahrenheit, am 24. Mai 1686 geboren wurde. Auf ihn geht auch die in den USA gebräuchliche Temperaturskala zurück.

Von Frank Grotelüschen | 24.05.2011
    "35 in Jacksonville. We are below freezing north of Jacksonville. Here we are still above 32 ..."

    Wenn der Wetterbericht Schnee ankündigt und gleichzeitig Temperaturen von 32 Grad - dann muss man im Fernsehen an einen US-Sender geraten sein. Denn in Amerika misst man Temperaturen nicht in Celsius, sondern in Fahrenheit. Der Gefrierpunkt liegt bei 32 Grad Fahrenheit. Und ist es in den Staaten astronomische 72 Grad Fahrenheit heiß, sind es in Wirklichkeit angenehme 22 Grad Celsius.

    "Um die Temperatur in Celsius zu erhalten, ziehe man von der Temperatur in Fahrenheit 32 ab und multipliziere das Ergebnis mit fünf Neuntel."

    Eine Umrechnung, an der schon mancher Europäer kläglich scheiterte. Zu verdanken ist das Chaos einem deutschen Physiker, der am 24. Mai 1686 in Danzig geboren wurde: Daniel Gabriel Fahrenheit. Im Alter von 15 Jahren, nach dem Tod seiner Eltern, kam er nach Amsterdam und wurde Kaufmann. Seine eigentliche Leidenschaft aber galt der Wissenschaft, der Konstruktion präziser Messinstrumente.

    "Ich las in den Annalen der Wissenschaften der königlichen Akademie Paris, dass der berühmte Amontons mit einem von ihm selbst erfundenen Thermometer entdeckt hatte, dass Wasser bei einer ganz bestimmten Hitze kocht. In mir erflammte umgehend der Wunsch, ein ähnliches Thermometer herzustellen, sodass ich dieses wundervolle Naturphänomen mit eigenen Augen erfassen und mich von der Wahrheit des Experiments überzeugen könne.
    Mir fiel ein, was Amontons über das Barometer geschrieben hatte: Er hatte beobachtet, dass sich die Höhe der Quecksilbersäule im Barometer ein wenig mit der Temperatur änderte. Daraus schloss ich, dass sich mit Quecksilber auch ein Thermometer konstruieren lassen müsste."


    "Fahrenheit war tatsächlich der Erste, der ein wirklich zuverlässiges Quecksilberthermometer entwickelt hat", "

    sagt Joachim Fischer, er leitet in der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt, kurz PTB, den Fachbereich Temperatur.

    " "Er hat die Skalenstriche eingeteilt und Zahlenwerte dran geschrieben. Und konnte sozusagen auch die Temperaturmessung unabhängig machen vom konkreten Ort und von der Zeit."

    Im Jahr 1714 wählte Fahrenheit, um sein Thermometer zu eichen, zwei Fixpunkte. Negative Temperaturwerte wollte er tunlichst vermeiden. Deshalb sollte die erste Marke für das Kälteste stehen, was sich der Physiker überhaupt vorstellen konnte. Joachim Fischer:

    "Die sollte sozusagen den kältesten Tag, den er damals in Danzig erlebt hat, reproduzieren. Und dieser kältesten Temperatur, die er einstellen konnte, gab er die Temperatur null Grad Fahrenheit."

    Um diese Kälte zu erreichen, hielt Fahrenheit sein Thermometer in ein Gemisch aus Wasser, Eis und Salz, nach heutigem Maß minus 17,8 Grad Celsius kalt.

    "Der zweite Fixpunkt war die Körpertemperatur des Menschen. Und dem hat er den Wert 96 Grad Fahrenheit gegeben."

    96 deshalb, weil die Gelehrten damals nicht das Dezimalsystem nutzten, sondern das Zwölfer-Zahlensystem, also lieber im Dutzend rechneten als mit Zehnern. So auch Daniel Gabriel Fahrenheit:

    "48 Grad sind bei meinem Thermometer die Mitte zwischen der größten Kälte, die sich mit einer Mischung aus Wasser, Eis und Salz erreichen lässt, und jener Hitze, die man im Blute eines gesunden Mannes vorfindet."

    Mit dieser Konstruktion hatte die Menschheit ihr erstes ordentliches Thermometer. 1742 jedoch trat ein weiterer Gelehrter auf den Plan - der Schwede Anders Celsius. Er setzte auf eine andere Temperaturskala, erzählt Joachim Fischer:

    "Er hat 100 Grad Celsius gewählt und null Grad Celsius als die Temperaturen des Eispunktes und des Siedepunktes von Wasser."

    Vorerst aber blieb die Fahrenheit-Skala in Gebrauch. Ändern sollte sich das erst mehr als 100 Jahre später.

    "Es gab in Europa 1875 die Meterkonvention, wo sich die Staaten zusammengeschlossen haben, um weltweit ein definiertes Messsystem aufzubauen. Und im Rahmen dieser Meterkonvention ist eben das Grad Celsius definiert worden als verbindliche Temperaturskala und dann in Europa auch schnell umgesetzt worden. Da ist das Fahrenheit dann abgelöst worden."

    Für die Amerikaner aber war Europa weit weg - weshalb sie im Alltag einfach ihre gewohnten Einheiten beibehielten. Und das, meint Joachim Fischer, wird wohl auch in Zukunft so bleiben:

    "Die Amerikaner werden bei Fahrenheit bleiben. Wobei es sicherlich doch sinnvoll wäre, doch mal umzustellen aufs metrische System. Man würde ja doch vielleicht den einen oder anderen Umrechnungsfehler vermeiden können."

    Info

    Eine weniger bekannte Sonderfunktion der Suchmaschine Google ermöglicht die Umrechnung von Fahrenheit in Celsius (und vieler anderer Einheiten): Einfach ins Suchfeld die Temperatur als Zahl und dann "F in C" eingeben, also zum Beispiel "96 F in C". Die Suchergebnisse starten dann mit dem Umrechnungsergebnis. Natürlich geht es auch umgekehrt mit "C in F".