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Meldungen aus der Wissenschaft

Ein Verlag von Pseudojournalen muss Schadensersatz zahlen +++ Ungesunde Ernährung verursacht jeden fünften Todesfall Katzen können ihren Namen erkennen +++ das Pliozän ermöglicht einen Blick in die Zukunft +++ Internetnutzer beschleunigen die Erdbeben-Ortung

Von Magdalena Schmude | 04.04.2019
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell"
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell" (Deutschlandradio)
Ein Verlag von Pseudojournalen muss Schadensersatz zahlen
Die OMICS International Publishing Group wurde von einem US-Gericht zu einer Strafe von 50 Millionen Dollar verurteilt. Der Verlag habe Tausende Wissenschaftler getäuscht, die ihre Arbeit in den vermeintlichen Fachjournalen der Gruppe veröffentlicht oder auf Konferenzen vorgestellt hatten. Dabei wurde den Forschern eine fachliche Begutachtung ihrer Ergebnisse zugesichert, die aber nie erfolgte. Außerdem mussten die Autoren für die Veröffentlichung ihrer Artikel bezahlen. Die US-amerikanische Kartellbehörde FTC hatte deshalb gegen die Verlagsgruppe geklagt. Ob die geschädigten Wissenschaftler allerdings jemals eine Zahlung erhalten werden, ist fraglich. Denn die OMICS International Publishing Group hat ihren Hauptsitz in Indien und damit außerhalb des amerikanischen Rechtsgebiets.
Quelle: courthousenews.com

Ungesunde Ernährung verursacht jeden fünften Todesfall
Eine Studie, die in der Fachzeitschrift The Lancet erschienen ist, zeigt, dass ungesunde Ernährung für mehr Todesfälle verantwortlich ist als Tabakrauchen oder hoher Blutdruck. Das hat ein internationales Forscherteam aus mehr als 40 Ländern herausgefunden. Demnach waren knapp 11 Millionen Todesfälle im Jahr 2017 auf die Folgen von ungesunder Ernährung zurückzuführen. Hoher Blutdruck führte zu gut 10 Millionen Todesfällen und Rauchen zu etwa 8 Millionen.
Die größten Ernährungsfehler sind laut der Studie ein geringer Konsum von Vollkornprodukten und Obst sowie eine stark salzhaltige Ernährung. Auch rotes Fleisch, zuckerhaltige Getränke oder gesättigte Fettsäuren sind schädlich. Die Wissenschaftler fordern deshalb, dass weitreichende Veränderungen in der Produktion und Vermarktung von Lebensmitteln angestoßen werden.
Quelle: The Lancet

Katzen erkennen ihren Namen
Das haben japanische Wissenschaftler nachgewiesen. Sie sprachen 78 Katzen zuerst mit vier allgemeinen japanischen Wörtern an, die ähnlich wie der Name des jeweiligen Tieres klangen. Dabei nahm deren Aufmerksamkeit immer weiter ab. Wurde dann der Name ausgesprochen, reagierten die meisten Tiere darauf und bewegten die Ohren oder den Kopf stärker. Für die Reaktion der Tiere machte es keinen Unterschied, ob sie von ihrem Besitzer oder einer unbekannten Person angesprochen wurden. Ihre Ergebnisse stellen die Wissenschaftler in den Scientific Reports vor.
Die Studie sei der erste experimentelle Nachweis, dass Katzen verbale Lautäußerungen von Menschen verstehen können, schreiben die Forscher.
Quelle: Scientific Reports

Das Pliozän ermöglicht einen Blick in die Zukunft
Denn in diesem Abschnitt der Erdgeschichte war ähnlich viel Kohlenstoffdioxid in der Atmosphäre wie heute. Was das vor etwa 4 Millionen Jahren für das Klima auf der Erde bedeutete, haben britische Geophysiker auf einer Konferenz in London berichtet. Ihre Sedimentuntersuchungen legen nahe, dass die globalen Durchschnittstemperaturen 3 bis 4 Grad höher waren. Am Südpol sogar bis zu 20 Grad höher als heute. Und damit so warm, dass knapp 500 Kilometer nördlich Bäume wuchsen, wie Pflanzenfossilien zeigen, die in der Ostantarktis nahe dem Beardmore-Gletscher gefunden wurden.
Grönland und die Westantarktis waren eisfrei, die Ostantarktis nur zum Teil mit Eis bedeckt. Und der Meeresspiegel etwa 15 Meter höher als aktuell.
Die Erkenntnisse zeigen, welche Folgen das aktuelle CO2-Level langfristig haben könnte, schlussfolgern die Wissenschaftler.
Quelle: Organic Geochemistry

Internetnutzer beschleunigen die Erdbebenortung
Kombinieren Experten Messdaten von seismischen Überwachungsstationen mit entsprechenden Meldungen, die Nutzer des Kurznachrichtendienstes Twitter abgeschickt haben, sowie weiteren Internetdaten, können sie ein gerade stattgefundenes Erdbeben schneller orten. Das berichtet ein internationales Forscherteam im Fachjournal Science Advances.
Normalerweise dauert es drei bis acht Minuten, bis aus den Messungen von seismischen Überwachungsstationen ein Erdbeben eindeutig lokalisiert werden kann.
Berücksichtigten die Wissenschaftler außerdem Tweets, in denen das Wort "Erdbeben" vorkam, sowie die Zugriffszahlen auf eine Erdbeben-Informationsseite, konnten sie durchschnittlich mehr als eine Minute schneller zuordnen, wo das Erdbeben stattgefunden hatte.
Quelle: Science Advances