Dienstag, 23. April 2024

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Erforscht, entdeckt, entwickelt
Meldungen aus der Wissenschaft

Die Zusammensetzung von Gräser-Pollen variiert extrem +++ Gletscher können duften +++ Strom verbessert das Gedächtnis von Senioren +++ Forscher züchten ein genügsames Bakterium +++ Paläontologen entdecken eine neue Menschenaffenart – im Museum +++ Ein Roboter hilft bei einer Gebärmutter-Transplantation

Von Michael Stang | 09.04.2019
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell"
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell" (Deutschlandradio)
Die Zusammensetzung von Gräser-Pollen variiert extrem
Gräser-Pollen sind die häufigsten Auslöser von Heuschnupfen und Asthma. Trotzdem war bislang nicht bekannt, wann und wo sie in welcher Zusammensetzung auftreten. Ein internationales Forschungsteam hat dies nun an verschiedenen Orten in Großbritannien untersucht. Wie die Forschenden in der Zeitschrift NATURE Ecology & Evolution schreiben, nutzten sie für ihre Analyse zwei Marker-Gene im Erbgut der fünf am häufigsten in Großbritannien vorkommenden Gräser-Pollen. Die Analyse zeigt, dass sich die Zusammensetzung des Blütenstaubs entgegen der bisherigen Hypothesen je nach Ort und Jahreszeit deutlich unterscheidet. Die Studienergebnisse könnten dazu beitragen, in Zukunft genaue Vorhersagen zu treffen, welche Gräser-Pollen an welchen Orten wann gehäuft auftreten werden. Dann könnten sich Allergiker besser darauf vorbereiten.
Quelle: Nature Ecology & Evolution

Gletscher können duften
Wissenschaftler der Universität von Venedig haben im Schnee und im Schmelzwasser antarktischer und arktischer Gletscher Duftstoffe entdeckt, die aus Kosmetik- und Haushaltsprodukten stammen. Wie die Forscher auf der Jahrestagung der Europäischen Geophysikalischen Union in Wien mitteilten, gelangten diese Substanzen wahrscheinlich mit dem Wind über weite Strecken dorthin und sammelten sich dann im Schmelzwasser an. Die gemessenen Konzentrationen seien sehr niedrig. Die Maximalwerte lagen im Mikrogrammbereich pro Liter. Zwar stehen die untersuchten Stoffe im Verdacht, hormonell wirksam oder krebserregend zu sein, jedoch seien aufgrund der geringen Anreicherung keine akuten Auswirkungen zu erwarten, so die italienischen Forscher. Ob und wie sich eine langfristige, aber niedrige Belastung auf die polaren Ökosysteme auswirke, sei unerforscht.
Quelle: Jahrestagung der Europäischen Geophysikalischen Union

Strom verbessert das Gedächtnis von Senioren
Zumindest kurzzeitig – das konnten zwei Neurowissenschaftler der Boston University nachweisen. Für ihre Studie hatten sie 60 bis 76 Jahre alten Senioren eine Haube aufgesetzt, die mit Elektroden versehen waren und stimulierten die Gehirne der Studienteilnehmer. Dies gelang, indem die Wissenschaftler Frequenzen verwendeten, die sie individuell an die Hirnaktivität der Teilnehmer anpassten, um den Rhythmus der für den Arbeitsspeicher zuständigen Hirnregionen zu synchronisieren. Die Senioren mussten dabei Fragen beantworten, etwa ob zwei hintereinander gezeigte Bilder identisch waren oder nicht. Wie die Forscher im Fachblatt NATURE Neuroscience darlegen, verbesserte sich die Leistung der Probanden prompt. Nach rund 20 Minuten erreichten sie sogar ähnliche Ergebnisse wie jüngere Teilnehmer. Der Effekt hielt mehr als 50 Minuten nach dem Ende der Stimulation an. Möglicherweise könnte diese Methode die Entwicklung neuer Therapien zur Behandlung von Demenzpatienten voranbringen, hoffen die Studienautoren.
Quelle: Nature Neuroscience 

Forscher züchten ein genügsames Bakterium
Den biologischen Abbau von Methan schaffen bisher nur wenige Mikroorganismen. Der Bedarf an ihnen ist aber groß, da diese immer wichtigere Akteure für die globale Treibhausgasbilanz werden. Nun berichtet ein Team der Universität Tromsø im Fachblatt PNAS von einem neuen Zuchterfolg. Denn Methylocapsa gorgona, so der Name des Bakteriums, zieht seine Energie aus dem Treibhausgas Methan. Ersten Analysen zufolge ist das spartanisch lebende Bakterium vielseitig: Es kann neben Methan auch Energie aus der Veratmung von Kohlenmonoxid und Wasserstoff gewinnen, zudem kann es Luftstickstoff fixieren. Diese Entdeckung könnte einen Beitrag zum Kampf gegen die Klimaerwärmung darstellen, hoffen die Studienautoren.
Quelle: PNAS

Paläontologen entdecken eine neue Menschenaffenart – im Museum
1950 hatte Gustav Heinrich Ralph von Koenigswald die Urmenschenart Meganthropus palaeojavanicus wissenschaftlich beschrieben. Die rund eine Million Jahre alten Zähne stammten aus Indonesien. Ein internationales Forschungsteam hat diese Zähne aus der Senckenberg Sammlung nun mit neuen Methoden anatomisch untersucht. Demnach gehörten die Zähne von Meganthropus nicht zu einem Vorfahren der heutigen Menschen, sondern zu einer bislang unbekannten Menschenaffenart. Somit lebten damals auf Java neben Homo erectus mindestens drei weitere Hominiden, legen die Paläontologen im Fachblatt NATURE Ecology & Evolution dar.
Quelle: NATURE Ecology & Evolution

Ein Roboter hilft bei einer Gebärmutter-Transplantation
In Schweden ist erstmals ein Baby nach einer Roboter-gesteuerten Uterus-Transplantation geboren worden. Die Gebärmutter war einer Frau mithilfe einer so genannten Schlüsselloch-Operation entnommen worden, bei der ein Chirurg die Bewegungen eines Roboterarms steuerte. Anschließend setzten die Mediziner das Organ der Empfängerin – der Tochter der Spenderin - ein. Nach einer künstlichen Befruchtung kam nun ein gesunder Junge zur Welt. Ziel dieser Methode ist, die Operationszeit der Entnahme zu verkürzen und den Eingriff weniger belastend für die Spenderinnen zu machen. Künftig soll auch das Einsetzen der Gebärmutter mithilfe eines Roboters durchgeführt werden. Weltweit sind inzwischen 15 Babys nach einer Gebärmutter-Transplantation geboren worden. Neun dieser Kinder kamen in Schweden zur Welt. Dort haben Forscher dieses Verfahren entwickelt und 2012 erstmals einer Frau die Gebärmutter einer lebenden Spenderin eingepflanzt.
Quelle: GU