Freitag, 19. April 2024

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Erforscht, entdeckt, entwickelt
Meldungen aus der Wissenschaft

Viele Pharmafirmen entwickeln keine neuen Antibiotika mehr +++ Physikern gelingt ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Kernuhr +++ In Brasilien breiten sich gentechnisch veränderte Mücken aus +++ Astronomen finden Wasserdampf auf einem Exoplaneten +++ Ein neuartiger Roboter springt wie ein fliegender Fisch +++ 1,7 Millionen Jahre alter Zahnschmelz verrät die Verwandtschaftsverhältnisse seines Besitzers

Von Magdalena Schmude | 12.09.2019
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell"
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell" (Deutschlandradio)
Viele Pharmafirmen entwickeln keine neuen Antibiotika mehr
Und das, obwohl 100 von ihnen erst im Jahr 2016 zugesagt hatten, in die Forschung in diesem Bereich zu investieren, um dem zunehmenden Auftreten von Resistenzen zu begegnen. Wie Recherchen des NDR ergeben haben, ist fast die Hälfte der Firmen, die damals eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet hatten, heute nicht mehr in der Antibiotika-Forschung aktiv. Auch beim weltgrößten Gesundheitskonzern Johnson & Johnson befinden sich nach eigenen Angaben aktuell keine neuen Wirkstoffe in der Entwicklung. Die Pharmaunternehmen Novartis, Sanofi und AstraZeneca hatten sich schon 2018 beziehungsweise 2016 aus der Antibiotika-Forschung zurückgezogen.
Da die Entwicklung eines neuen derartigen Wirkstoffs bis zur Marktreife mehrere Hundert Millionen Euro kostet, sind kleine Pharmaunternehmen selten in der Lage, diese durchzuführen. Auch deshalb ist der Rückzug der großen Konzerne aus Sicht von Experten ein Problem.
Quelle: NDR

Physikern gelingt ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Kernuhr
Atomuhren sind die derzeit präzisesten Messinstrumente für Zeit. Sie gehen in 30 Milliarden Jahren um eine einzige Sekunde falsch. Noch genauer könnten sogenannte Kernuhren sein. Sie basieren nicht, wie Atomuhren, auf Schwingungen in der Elektronenhülle von Atomen als Taktgebern, sondern auf Schwingungen im Atomkern selbst, in diesem Fall dem Kern des Isotops Thorium 229.
Physikern aus München ist es jetzt erstmals gelungen, die Energie zu vermessen, die beim Zerfall eines solchen Thorium-Kerns frei wird. Das berichten die Forscher im Fachmagazin Nature. Die Energie des Kernübergangs zu kennen, ist Voraussetzung dafür, einen Kern zum Schwingen anzuregen und so für die Kernuhr nutzen zu können.
Quelle: Nature

In Brasilien breiten sich gentechnisch veränderte Mücken aus
Die Tiere wurden zwischen 2013 und 2015 im Rahmen eines Feldversuchs freigesetzt. Sie sollten helfen, die Gelbfiebermücke Aedes aegypti zurückzudrängen, die Gelbfieber und andere Infektionskrankheiten wie Dengue-Fieber und das Zika-Virus übertragen kann. Das Erbgut der freigesetzten Mücken-Männchen war dazu so verändert worden, dass ihre Nachkommen nicht lebensfähig sein sollten. Offensichtlich hat dieser Kontrollmechanismus bei einigen Tieren versagt, wie amerikanische Wissenschaftler im Fachjournal Scientific Reports berichten. Laut ihrer Studie tragen zwischen 10 und 60 Prozent der Mücken am damaligen Freisetzungsort Spuren der Genomveränderung in ihrem Erbgut.
Insgesamt ging die Zahl der Mücken zwar tatsächlich um 80 bis 95 Prozent zurück. Aber welche Auswirkungen es langfristig hat, dass die Insekten ein verändertes Erbgut haben, lässt sich aktuell nicht abschätzen, schreiben die Forscher.
Quelle: Scientific Reports

Astronomen finden Wasserdampf auf einem Exoplaneten
Der Planet mit der Katalognummer K2-18b ist rund 110 Lichtjahre von der Erde entfernt, zweimal so groß wie die Erde und besitzt etwa das Achtfache ihrer Masse. Daten des Radioteleskops Hubble zeigen, dass es in der Atmosphäre des Planeten Spuren von Wasserdampf gibt. Ob dort auch flüssiges Wasser existiert, lässt sich auf dieser Grundlage nicht beantworten. Die Entdeckung wurde zeitgleich von zwei Forschungsgruppen aus London und Montreal im Fachjournal Nature Astronomy und auf der Dokumenten-Plattform arXiv veröffentlicht.
Weil der Planet in einem bestimmten Abstand um sein Zentralgestirn kreist, sind die Temperaturen dort in einem Bereich, der theoretisch Leben zuließe. Da seine Oberfläche allerdings vermutlich aus flüssigem Wasserstoff besteht, ähnelt K2-18b wohl eher dem unwirtlichen Neptun als der Erde.
Quelle: Nature

Ein neuartiger Roboter springt wie ein fliegender Fisch
Britische Forscher haben einen Roboter gebaut, der vom Wasser in die Luft abheben, kurze Strecken im Gleitflug zurücklegen und wieder auf der Wasseroberfläche landen kann. Ihre Entwicklung stellen die Wissenschaftler im Fachmagazin Science Robotics vor.
Um die nötige Energie für den Sprung vom Wasser in die Luft zu erzeugen, ist der Roboter mit 0,2 Gramm Calciumcarbid-Pulver ausgerüstet. Kommt der Feststoff mit Wasser in Kontakt, entsteht Acetylen, das als Brennstoff verwendet werden kann. Das benötigte Wasser kann mit einer Pumpe von außen in eine dafür vorgesehene Reaktionskammer eingeleitet werden. Bei der anschließenden Verbrennung dehnt sich das Gas in der Kammer aus und drückt das Wasser wieder nach draußen. Der dabei entstehende Wasserstrahl drückt den Roboter in die Luft.
Durch die verwendete Technik wiegt der Roboter nur 160 Gramm. Damit ist er leicht genug, um nach dem Abheben bis zu 26 Meter im Gleitflug zurückzulegen, bevor er wieder auf dem Wasser aufkommt.
Quelle: Science Robotics

1,7 Millionen Jahre alter Zahnschmelz verrät die Verwandtschaftsverhltnisse seines Besitzers
Der Zahn gehörte einem Rhinozeros, das im Pleistozän im Gebiet des heutigen Georgiens lebte. Wissenschaftler aus Dänemark und London haben jetzt die darin enthaltenen Proteine untersucht und konnten das Tier damit präzise in den Stammbaum der Rhinozerosse einordnen. Das berichten die Forscher in der Fachzeitschrift Nature.
Die Untersuchung von Proteinen aus Zahnschmelz könnte auch bei der Aufklärung des menschlichen Stammbaumes helfen, schlussfolgern die Wissenschaftler. Zahnschmelz ist das härteste bekannte Biomaterial bei Wirbeltieren und über Millionen Jahre haltbar. Ein Vorteil gegenüber DNA, die deutlich schneller abgebaut wird.
Die ältesten DNA-Spuren der Gattung Homo sind 400 000 Jahre alt, Zahnfossilien gibt es aber aus viel früheren Phasen der menschlichen Evolution.
Quelle: Nature