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"Erinnerung an viele saftige Gestalten"

Nur wenige Tage nach Marika Rökk hat sich ein weiterer großer Schauspieler von seiner irdischen Besetzungsliste streichen lassen: Carl Raddatz ist am 19. Mai 2004 im hohen Alter von 92 Jahren in Berlin gestorben. Raddatz war einer der letzten noch lebenden Filmstars der UFA-Zeit und einer der profiliertesten Bühnendarsteller Deutschlands.

Von Heinz Ritter | 20.05.2004
    Lesen Sie hier einen Auszug aus dem Nachruf:

    Er war einmal ein höchst begehrtes Mannsbild im deutschen Theater und Film. In seiner Jugend war Carl Raddatz Draufgänger und Raubein, Liebhaber und Ritterkreuzträger von geradezu filmsüchtiger Besessenheit. Auch im Theater hat er die ganzen Kerle geliebt, sie aber mit brüchigen Zügen ausgestattet. Carl Raddatz kam aus jener Landschaft, aus der auch sein Herzensdramatiker mit dem gleichen Vornamen, Carl Zuckmayer, beheimatet war. Er war Mannheimer und in Mannheim begann auch seine Theaterlaufbahn.

    Später stellte er einen wohl einmaligen Rekord auf. In drei Zuckmayer-Rollen stand er gleichzeitig auf den Brettern des Berliner Schiller- und Schlossparktheaters: als Hauptmann von Köpenick, als des Teufels General und als Vater der Katherina Knie führte er die Skala seiner Herzenstöne vor. In Samuel Becketts "Warten auf Godot" blieb er ebenfalls nachhaltig in Erinnerung. Schmerzlich war Raddatz' Trennung vom Theater, als es unter dem Intendanten Heribert Sasse 1987 zur Kündigung kam.

    Seine knurrige Stimme bleibt präsent in alten Filmen, die das Fernsehen wiederholt. Raddatz war der Synchronsprecher unter anderem von Humphrey Bogart, Burt Lancaster und Kirk Douglas. Das wird bleiben und die Erinnerung an viele saftige Gestalten des rauen, aber herzlichen Komödianten Carl Raddatz.

    Sie können den gesamten Beitrag mit Originaltönen von Carl Raddatz als mp3 hören.