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Erkenntnisse in einer fernen Galaxie
Freundliche Schwarze Löcher

Bei vielen Menschen gelten Schwarze Löcher als kosmische Monster, die alles verschlingen, was ihnen zu nahe kommt. Aus Schwarzen Löchern gibt es kein Entrinnen, denn ihre Anziehungskraft ist so stark, dass ihnen nichts entkommen kann – nicht einmal Licht.

Von Dirk Lorenzen | 21.06.2017
    Künstlerische Darstellung, wie in den "Winden" eines Schwarzen Lochs massenhaft Sterne entstehen.
    Künstlerische Darstellung, wie in den "Winden" eines Schwarzen Lochs massenhaft Sterne entstehen. (Kornmesser, ESO)
    Nun hat ein internationales Astronomenteam beobachtet, dass ein Schwarzes Loch die Entstehung vieler Sterne auslöst. Die Forscher haben mit dem Very Large Telescope in Chile eine sechshundert Millionen Lichtjahre entfernte Galaxie untersucht.
    Das Schwarze Loch im Zentrum ist – wie so oft – von einer gewaltigen Gas- und Staubscheibe umgeben. Doch nicht alles Material stürzt ins Schwarze Loch hinein, ein Teil schießt im Wahnsinnstempo oben und unten aus der Scheibe heraus.
    In diesen langen Gasströmen haben die Astronomen nun viele Sterne entdeckt – und zwar besonders heiße und helle. Diese Sterne sind oft so schnell, dass sie ganz aus ihrer Heimatgalaxie herausfliegen werden. Sie reichern dann den weiten leeren Raum zwischen den Galaxien mit schwereren Elementen wie Kohlenstoff, Sauerstoff und Eisen an.
    Die Beobachtungen gelangen mit dem Very Large Telescope auf dem Berg Paranal in Chile.
    Die Beobachtungen gelangen mit dem Very Large Telescope auf dem Berg Paranal in Chile. (ESO/Beletsky)
    Andere Sterne schaffen den Absprung nicht. Sie bleiben – von der Anziehungskraft ihrer Galaxie abgebremst – vor Ort. Diese Sterne haben großen Einfluss auf Form und Aussehen der Galaxie.
    Bisher haben die Astronomen junge Sterne im abströmenden Gas erst in einer Galaxie beobachtet. Doch es spricht viel dafür, dass dieses Phänomen weit verbreitet ist – und Schwarze Löcher oft für die Entstehung vieler Sterne sorgen.
    Daher müssen die Astronomen womöglich ihre Theorien der Sternentstehung erheblich überarbeiten.