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Erleichterung und Kritik

Der Durchbruch bei der Zypern-Rettung stößt auf ein geteiltes Echo. In Brüssel und Berlin zeigte man sich erfreut. Aus Russland kam dagegen scharfe Kritik. Denn russische Anleger dürften von den beschlossenen Maßnahmen am meisten betroffen sein.

Von Jörg Münchenberg | 25.03.2013
    Der Durchbruch erfolgte am frühen Morgen. Nach schwierigen und langwierigen Verhandlungen konnten sich die internationalen Gläubiger mit dem zypriotischen Präsidenten Nikos Anastasiades auf ein neues deutlich verändertes Rettungspaket für die Mittelmeerinsel Zypern einigen.

    Im Kern geht es dabei um eine drastische Verkleinerung des zypriotischen Bankensektors bis 2018. Kurzfristig werden die beiden größten Banken des Landes geschlossen beziehungsweise radikal umgebaut. Erleichtert hatte Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem die Einigung verkündet:

    "Ich glaube, dass die jetzige Entscheidung deutlich besser ist als die von letzter Woche. Wir können uns jetzt viel mehr auf die Hauptprobleme konzentrieren – und das sind vor allem die beiden größten Banken. Und auch die Maßnahmen werden sich jetzt auf die beiden Banken fokussieren: also Auflösung der Laiki-Bank und die Restrukturierung der Bank of Cyprus."

    Guthaben unter der Grenze von 100.000 Euro sollen von den Maßnahmen prinzipiell ausgenommen und bei der Bank of Cyprus gebündelt werden. Die Laiki-Bank wird dagegen abgewickelt. Guthaben über der Schwelle von 100.000 – dabei geht um rund 4,2 Milliarden Euro – sollen dabei zur Schuldentilgung verwendet werden. Die Bank of Cyprus – das größte Geldinstitut der Insel – bleibt zwar erhalten, wird aber deutlich verkleinert.

    Auch hier werden große Vermögen zur Kasse gebeten. Wie hoch deren Anteil ausfallen wird, blieb zunächst offen. Schätzungen gehen von bis zu 30 Prozent aus. Im Gegenzug sollen die Kunden jedoch mit Aktien entschädigt werden. Insgesamt sei dies eine gerechte Lastenverteilung, betonte Finanzminister Wolfgang Schäuble:

    "Man hat in Zypern viele Chancen gesucht, wohl auch gefunden. Das war die Grundlage dieses Wirtschatsmodells. Und jetzt kommt die Deckungsgleichheit mit dem Risiko etwas schmerzlich ins Bewusstsein zurück"."

    Der neue Rettungsplan benötige nicht die Zustimmung des zypriotischen Parlaments, da die Bankenabwicklung bereits beschlossen sei, ergänzte Schäuble. Im Gegenzug wird der Internationale Währungsfonds sowie der Rettungsschirm ESM Zypern 10 Milliarden Euro zur Verfügung stellen. Dennoch dürften die wirtschaftlichen Folgen drastisch sein: Viele werden im Bankensektor ihren Job verlieren und die Insel wird sich von ihrem bislang wichtigsten Geschäftsmodell verabschieden müssen.

    ""Es ist klar, dass die Schulden- und Finanzkrise auf Zypern bedeutet, dass die nahe Zukunft sehr schwierig sein wird für das Land und die Menschen,"

    warnte Währungskommissar Olli Rehn. Dennoch wolle die EU-Kommission den Umbauprozess so weit wie möglich begleiten und entsprechende Expertise bereitstellen. In Brüssel sei ein glaubwürdiger und tragfähiger Kompromiss gefunden worden, erklärte noch in der Nacht IWF-Chefin Christine Lagarde, die ebenfalls mit am Verhandlungstisch gesessen hatte.

    Aus Russland kam dagegen scharfe Kritik. Das sei Diebstahl, empörte sich Ministerpräsident Dimitri Medwedew – vor allem russische Anleger dürften von den Maßnahmen am meisten betroffen sein. Die nationalen Parlamente in der Eurozone sollen jetzt bis zur dritten Aprilwoche über das Gesamtpaket abstimmen. Schäuble sagte dazu, er sei zuversichtlich, dass der Bundestag grünes Licht geben werde. Das erste Geld aus dem Rettungsfonds ESM soll dann im Mai fließen.