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Ernährung
Olivenöl, Wein und Fisch

Die Große Mauer in China ist Unesco-Weltkulturerbe, der Kölner Dom, aber seit 2010 auch die mediterrane Küche. Olivenöl, Gemüse, Fisch, Brot und Rotwein, das sind ihre wichtigsten Zutaten. Doch ist das, was gesund für den Menschen scheint auch gesund für die Umwelt? Spanische Forscher haben jetzt ausgerechnet, wie die sogenannte Mittelmeer-Diät in Sachen Ressourcenverbrauch davonkommt.

09.01.2014
    "Ich esse keine kalorienreiche westliche Kost, wie sie etwa in den USA oder Großbritannien üblich ist. Manchmal bin ich aber ganz froh, vom mediterranen Essen zum Beispiel auf die japanische Küche oder eine andere ausweichen zu können."
    Professor Lluís Serra-Majem von der Universität von Las Palmas auf Gran Canaria ist Ernährungsmediziner und Vorsitzender der Mediterranean Diet Foundation. Als solcher hat er schon von Berufs wegen mit der sogenannten "Mittelmeer-Diät" zu tun: Dazu gehören naturbelassenes Olivenöl, Brot, Wein, Früchte, Nüsse, Fisch, Bohnen und einiges mehr. Lange Zeit haben sich Spanier, Griechen und Italiener fast ausschließlich davon ernährt. Doch die Essgewohnheiten ändern sich.
    "Es gibt eine Verschiebung von der traditionellen mediterranen Ernährung hin zu einer westlichen. Dieser Weg ist noch nicht zur Hälfte zurückgelegt, aber wir nähern uns dem an."
    Für viele Spanier zum Beispiel gehören mittlerweile mehr Fleisch, mehr Milchprodukte und Fast-Food zum Speiseplan. Lluís Serra-Majem bedauert das, denn er kennt mindestens zwei gute Gründe für die Mittelmeerkost. Nummer eins: Sie schont die Umwelt.
    "Wir haben zum ersten Mal die Umweltfolgen der mediterranen Ernährung berechnet im Vergleich zur aktuellen spanischen Ernährung und zur westlichen."
    Dabei untersuchten die Wissenschaftler die Treibhausgasemissionen, den Land-, Wasser- und Energieverbrauch, den die Produktion der jeweiligen Nahrungsmittel mit sich bringt. Das Ergebnis: wenn sich alle Spanier strikt an die Mittelmeer-Diät halten würden, könnten verglichen mit heute etwa 70 Prozent Treibhausgase eingespart werden, würden fast 60 Prozent weniger Land, 30 Prozent weniger Wasser und 50 Prozent weniger Energie verbraucht. Im Vergleich zur westlichen Ernährung sind die Einsparpotentiale ähnlich groß. Vor allem die Produktion von Fleisch und Milchprodukten verbrauche viele Ressourcen und setze massiv Treibhausgase frei, so der Mediziner. Sein zweites Argument: Die Mittelmeer-Diät sei gesund. Aber die Indizien dafür waren bislang eher dürftig.
    "Ich stimme Ihnen zu, dass die Belege hierfür bislang schwach waren. Sie sind das Ergebnis von wenig aussagekräftigen Beobachtungsstudien, aber Vorher-Nachher-Studien gab es kaum."
    Eine der wenigen dieser kontrollierten klinischen Studien wurde im April 2013 veröffentlicht, Lluís Serra-Majem war einer der Autoren. Fast 7500 Probanden, die ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen hatten, nahmen an der Studie teil. Sie wurden auf drei Gruppen verteilt, in zwei davon stand ab sofort die Mittelmeer-Diät auf dem Speiseplan, mal mit dem Schwerpunkt auf Olivenöl, mal auf Nüssen. Bei den Probanden, die sich mediterran ernährten, litten später 30 Prozent weniger an Herz-Kreislauf-Erkrankungen als bei den Teilnehmern der Vergleichsgruppe. Die in einem renommierten Fachjournal veröffentlichte Studie ist eine der wenigen, die mögliche Gesundheitsvorteile der mediterranen Ernährung zu belegen scheint, doch methodisch ist sie nicht unumstritten – zumal andere Studien keinen positiven Effekt nachweisen konnten. Weitere Analysen, wie gesund die Mittelmeer-Diät wirklich ist, müssten deshalb folgen, sagt Serra-Majem. Ganz unabhängig davon sieht er aber einen weiteren Vorteil, den niemand ernsthaft in Frage stellt:
    ##"Wir sitzen nicht am Tisch um zu essen, sondern um zusammen zu essen. Das ist wichtig. Wir sollten das in die Ernährungsempfehlungen mit aufnehmen, weil das den Wert der Nahrung noch erhöht."
    Was aber nicht ausschließe, dass es auch in der traditionellen spanischen Küche Fast-Food geben dürfe: es ist bekannt unter dem Namen Tapas.