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Erneuerbare Energien
Ausbau der Windkraft stockt weiter massiv

Die Windkraft steckt in der Krise. Wie jüngste Zahlen zeigen, kommt der Ausbau der Anlagen weiterhin nur schleppend voran. Damit verbunden ist der Verlust von Arbeitsplätzen in Deutschland. Ein Ende dieses Abwärtstrends ist nicht in Sicht.

Von Silke Hahne | 22.10.2019
Der Ort Mörsdorf im Rhein-Hunsrück-Kreis mit der katholischen Kirche und hinter dem Ort fünf Windenergieanlagen.
Immer wieder klagen Gemeinden gegen den Ausbau von Windkraftanlagen (imago images / Jochen Tack)
In den ersten neun Monaten des Jahres sind Windräder mit einer Leistung von insgesamt gut 500 Megawatt ans Netz gegangen. Was bedeutet diese Zahl?
In den vergangenen Jahren hat die Branche diese Grenze immer spätestens im März erreicht, in diesem Jahr erst Ende September. Die Zahlen kommen von der Fachagentur Windenergie, einem gemeinnützigen Verein. Mitglieder sind der Bund, die Länder, kommunale Verbände, aber auch die Wirtschaft und Umweltschutzorganisationen.
Die Agentur hat für die letzten fünf Jahre einen Mittelwert gebildet: Wie viel Windkraft-Leistung ist im Schnitt in den ersten neun Monaten des Jahres ans Netz gegangen? Und von diesem Durchschnittswert sind in diesem Jahr gerade mal 18 Prozent erreicht. Das hat sich lange abgezeichnet, seit etwa eineinhalb Jahren geht es abwärts, und nichts scheint diesen freien Fall aktuell bremsen zu können.
Ist damit der Verlust von Arbeitsplätzen verbunden?
Ja, am Montag wurde bekannt, dass der insolvente Windanlagen-Bauer Senvion zwar zum Teil von Siemens-Gamesa aus Spanien übernommen wird - aber der Rest wird abgewickelt. In Deutschland bleiben nur 500 von 1.400 Jobs übrig. 900 Stellen gehen verloren.
Die letzten Schätzungen für die ganze Branche sind von 2017. Schon damals gingen laut dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung mehr als 25.000 Jobs in einem Jahr verloren und das setzt sich seitdem fort - parallel zum stockenden Ausbau der Anlagen.
Genehmigungsstau, Klagen, mangelnde Förderung – das sind oft gehörte Gründe dafür. Was heißt das konkret?
Seit 2017 werden Windparks nicht mehr automatisch gefördert, sondern es gibt Auktionen um die Fördergelder – die gewinnt, wer die wenigsten Zuschüsse für seine Anlagen haben will. Dieses Verfahren hat schon zu weniger Bewerbungen geführt.
Dazu kam noch, dass sich anfangs auch Projekte bewerben konnten, die noch gar nicht genehmigt waren. Da haben sich auch viele Bürgerprojekte beworben, die nur wenig Förderung wollten. Dadurch hatten größere Projekte oft keine Chance; und teilweise kämpfen die Bürgerprojekte jetzt mit Bürokratie und Finanzierungsfragen. Diese Welle kommt nun eben zwei Jahre später an, so lange dauert oft die Umsetzung eines solchen Projekts.
Zum Stichwort Bürokratie: Um Klagen von Nachbarn vorzubeugen, fordern manche Kommunen die Erfüllung vieler Auflagen, was den Ausbau erschwert. Klagen gibt es aber trotzdem auch weiterhin.