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Erneuerbare Energien effektiver gestalten

Viele Windrad-Betreiber ersetzen derzeit ihre alten Rotoren durch neue, um die Windkraftanlagen effektiver zu machen. Das ist ein Beispiel dafür, wie sich die Branche für Erneuerbare Energien durch technologische Fortschritte für den zunehmenden Wettbewerb rüstet. Auf dem Kongress "Renew Europe" in Hamburg gab es weitere Innovationen zu entdecken.

Von Ursula Storost | 23.03.2007
    Erneuerbare Energien boomen, sagt Walter Leal. Der Professor für Umweltmanagment ist Direktor der TUTech GmbH, einer Gesellschafterin der Technischen Universität Hamburg Harburg. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht im Bereich der Erneuerbaren Energien zwischen Wirtschaft und Wissenschaft zu vermitteln. In Deutschland liegt derzeit vor allem die Windenergie im Trend, sagt Walter Leal. Der in Brasilien aufgewachsene Umweltexperte betreut Energieprojekte in ganz Europa:

    " Wir haben Dänemark überholt. Also mit ungefähr 200.000 Megawatt ist Deutschland Nummer Eins weltweit. Und es gibt ein großes Wachstum in Spanien mit ungefähr 50 Prozent pro Jahr, sie verdoppeln ihre Erzeugung von Energie. Und genau so ist die Lage auch in England. "

    Neben Wind und Sonnenenergie kommt derzeit auch die Energieerzeugung aus Erdwärme immer mehr ins Gespräch.

    "Wir haben in Hamburg ein Pilotprojekt in der Hafencity. Da gibt es ein Werk, in dem die Erdenergie erzeugt wird. Außerdem gibt es in Deutschland einige Bereiche, wie zum Beispiel an der Hochschule Zittau-Görlitz, wo der gesamte Bereich von der Hochschule auch von Erdenergie benutzt wird. Das heißt, es ist machbar."

    Noch ist die Erzeugung von Energie aus Erdwärme allerdings sehr kostspielig. Aber, schätzt Walter Leal, in vier bis fünf Jahren könnten die entsprechenden Anlagen so weiterentwickelt sein, dass Erdenergie billiger würde. An neuen Verfahren für Biogas forscht man an der Hamburger Hochschule für angewandte Wissenschaften. Ralf Behrens ist dort für Forschung und Transfer zuständig und arbeitet an einem Pilotprojekt:

    "Hier haben wir ein neues System entwickelt, eine logische Steuerung der Gülle-Zufuhr. Bisher ist es so, die Gülle, die anfällt, wird in die Biogasanlagen eingetragen und es wird Gas produziert und das funktioniert wunderbar. Unser neues System steuert die Fütterung der kleinen Tierchen, die Gas produzieren und somit haben wir eine Steigerung der Effizienz der Gasausbeute um den Faktor drei bis acht. Das heißt, bei gleicher Gülle kriegen wir drei- bis achtmal soviel Gas. "

    Aber, sagt der Wissenschaftler, man müsse darüber nachdenken, wie man Energie einsparen können, denn der beste Beitrag zum Klimaschutz ist es, Energie gar nicht erst zu verbrauchen. An der Hamburger Hochschule wurde deshalb ein Internetgesteuertes Verfahren entwickelt, um den Stromverbrauch im eigenen Hause zu drosseln. Und zwar genau um die Mittagszeit, wenn die meisten Mitarbeiter und Studierenden anwesend und alle Geräte eingeschaltet sind.

    "Zum Beispiel die Lüftungsanlage in der Mensa. Da gibt es eine Dunstabzugshaube, die ist auf Volllast geschaltet Mittags, die fahren wir beispielsweise um zehn Prozent runter und keiner merkt es. Auch die Klimaanlagen in den Büros und den Laboren werden runtergefahren um zehn Prozent und keiner merkt es. Insgesamt senkt das den Energieverbrauch der Hochschule und es ist keine Reduzierung des Komforts für den einzelnen Nutzer."

    Ein weltweit großes Interesse an Erneuerbaren Energien beobachtet auch Katharina Krell. Die Wirtschaftswissenschaftlerin ist Generalsekretärin eines Europäischen Fachverbandes, der Forschungszentren aus ganz Europa vernetzt. Groß im Kommen, sagt sie, sind Solarthermische Kraftwerke und die Biokraftstoffe der Zweiten Generation.

    "Die bauen nicht mehr auf Getreide oder Zucker auf, also Sachen, die man eigentlich auch essen kann. Biokraftstoffe der zweiten Generation werden Holzabfälle benutzen und sämtliche Abfälle der Landwirtschaft, die nicht gegessen werden können."

    Trotz aller Fortschritte bei der Gewinnung von Erneuerbarer Energie, am wichtigsten sind Veränderungen im Verbraucherverhalten, sagt Katarina Krell:

    "Man muss die Nachfrage zügeln. Wir können so viel erneuerbare Energie herstellen, wie wir wollen. Wenn die Nachfrage so steigt, wie im Moment, werden wir immer hinterherlaufen."