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Erntebilanz des Bauernverbandes
Wettereinfluss und politische Großwetterlage

Zu trocken, zu heiß, mal zu regnerisch oder zu kalt. Wenn der Deutsche Bauernverband die Erntebilanz veröffentlicht, spielt die Beeinträchtigung durch das Wetter meist eine Rolle. In diesem Jahr hat das Wetter wohl weitgehend gestimmt. Doch wie sieht das mit der politischen Großwetterlage aus?

Von Dieter Nürnberger | 19.08.2014
    Auf einer Apfelplantage in Frankfurt (Oder) liegen reife und schon überreife Äpfel auf dem Boden.
    Reife und schon überreife Äpfel auf dem Boden: der Bauernverband verzeichnet eine überdurchschnittliche Obst- und Gemüseernte. (picture alliance / ZB)
    Die Witterungsbedingungen waren nicht einfach in diesem Sommer, doch der Großteil der Ernte ist eingefahren. Und im Endeffekt können sich die Ergebnisse sehen lassen - auch, wenn es deutliche regionale Unterschiede gibt. Überdurchschnittlich - diese Einschätzung nutzt Joachim Ruckwied, der Präsident des Bauernverbandes, deshalb gleich mehrmals bei der Erntebilanz 2013 - Beispiel Getreide:
    "Rund fünf Prozent über dem Vorjahr. Wir gehen davon aus, dass rund 50 Millionen Tonnen Getreide geerntet werden in diesem Jahr."
    Überdurchschnittliche Obst- und Gemüseernte
    Die Rapsernte konnte das Vorjahresergebnis beim Ertrag halten - und es wird zudem mit überdurchschnittlichen Obst- und Gemüseresultaten gerechnet.
    Soweit die gute Nachricht - allerdings - so die Einschätzung des Bauernverbandes - werde es in diesem Jahr wohl weltweit gute Erträge geben, was das Angebot vergrößere, aber zu zusätzlichem Preisdruck führe. Das mache in diesem Jahr besonders den Kartoffelbauern Sorgen - für die generelle Entwicklung der Lebensmittelpreise hierzulande werden die Auswirkungen aber deutlich geringer sein. Joachim Ruckwied:
    "Wir hatten im vergangenen Jahr Kartoffelpreise pro Kilo von rund einem Euro, im Moment liegen wir bei 45 bis 60 Cent. Bei nicht verarbeiteten Produkten also schlägt dies deutlich durch. Bei Verarbeitungsprodukten - aufgrund des geringen Anteils der landwirtschaftlichen Rohware - dürfte die Preissenkung keine Auswirkungen haben."
    Die Erntebilanz spielte bei der Pressekonferenz des DBV nur eine Nebenrolle. Denn auch die deutsche Landwirtschaft ist derzeit von den russischen Exportbeschränkungen im Agrarbereich betroffen. Zwar gehen rund Dreiviertel der deutschen Ausfuhren in die EU, doch immerhin wurden 2013 Waren von rund 600 Millionen Euro nach Russland geliefert. Schon in den vergangenen Monaten sei es zu deutlichen Ausfuhrrückgängen gekommen, von der Einfuhrsperre sind vor allem Fleischwaren und Milchprodukte, sowie Obst und Gemüse betroffen. Warengruppen, die beim deutschen Export nach Russland nur eine geringere Bedeutung hätten, so Joachim Ruckwied, andere Länder wie die Niederlande oder Polen seien da stärker betroffen.
    Alarmzeichen und neue Märkte
    So gingen in den ersten fünf Monaten dieses Jahres die Agrarexporte von Deutschland nach Russland um 30 Prozent zurück. Für Joachim Ruckwied sicherlich ein Alarmzeichen, doch erwähnt er ebenso neue Märkte, die die Verluste auffangen könnten. Das Geschäft mit China beispielsweise entwickelt sich sehr positiv.
    "Da haben wir beispielsweise rund 40 Prozent mehr an Milcherzeugnissen im jüngsten Zeitraum liefern können. Und es ist richtig, wenn unsere Agrar- und Ernährungswirtschaft diesen Weg weiter beschreitet."
    Allerdings werden die fehlenden EU-Exporte nach Russland wohl bei einigen Erzeugnissen zu einem weiteren Preisverfall führen. Etwa bei Obst und Gemüse.
    Doch wie konsequent wirken die russischen Sanktionen überhaupt? Medienberichten zufolge können Produkte weiterhin recht einfach über Weißrussland oder Kasachstan nach Russland gelangen. Die drei Länder bilden eine Zollunion. Ein durchlässiges Embargo also? Das zumindest wollte der Bauernpräsident weder dementieren, noch bestätigen.