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Erschütterung für die zivilisierte Welt

Für Japan ist es nicht die erste Erfahrung mit atomaren Störfällen nach Erdbeben. Bislang galten die Folgen als beherrschbar. Zunächst hieß es, die Lage in Fukushima sei unter Kontrolle.

Von Dagmar Roehrlich, Brigitte Scholtes und Jenny von Sperber | 11.03.2011
    Ein Erdbeben, eine Flutwelle, eine bislang unbekannte Anzahl von Toten, Atomkraftwerke mitten in der Gefahrenzone, zerstörte Fabriken, Straßen- und Schienenwege. Die Naturgewalten im Pazifischen Ozean haben heute die Welt erzittern lassen.

    Beben hat es in dieser Gegend schon viele gegeben. Eine Magnitude von fast 9 jedoch gehört in die Kategorie "Superlative" und hat alle überrascht.

    Innerhalb von zwei Tagen hat in Japan die Erde mehrfach gebebt. Heute, gegen viertel vor sieben mitteleuropäischer Zeit, 17 Uhr 46 Ortszeit, kam es zum vorläufigen Höhepunkt des Naturereignisses. Als ungewöhnlich gilt, dass die Beben diese Reihenfolge nahmen: Am Anfang, in den vergangenen Tagen, zwar heftige, aber in der Wirkung glimpflich verlaufene Erschütterungen. Heute dann diese ungewöhnlich hohen Ausschläge auf der Richterskala.

    Das Epizentrum des Bebens lag knapp 400 Kilometer nordöstlich von Tokio und löste einen gewaltigen Tsunami aus. Die Wasserwand erreichte bis zu zehn Meter. Alarm daraufhin an allen Küsten des Pazifischen Ozeans.

    Wie kommt es zu Beben dieses Ausmaßes? Wie entstehen die Flutwellen und welche Vorwarnsysteme gibt es?

    Die Japanischen Inseln liegen auf dem sogenannten "Ring of Fire". Es ist die seismisch aktivste Zone der Erde. Direkt vor der Küste taucht die pazifische Krustenplatte unter die eurasische Kontinentalplatte ab. Harro Schmeling, Professor für Geophysik an der Goethe Universität Frankfurt am Main:

    "Wir haben die pazifische Platte, die sich mit Geschwindigkeiten von 8 bis zehn Zentimetern pro Jahr Richtung Nordwesten bewegt und die stößt also auf die asiatische Platte und diese Nahtstelle zwischen den beiden Platten, an dieser Nahtstelle liegt genau Japan. Da schiebt sich also die pazifische Platte unter die japanische Platte."

    Das läuft freilich nicht schön kontinuierlich: Vielmehr verhaken sich die Platten an dieser sogenannten Subduktionszone, fressen sich regelrecht ineinander fest. Spannungen bauen sich auf, die irgendwann zu groß werden - und plötzlich und unerwartet kommt es zum Bruch - dem Beben. Und weil das Ganze vor Japan unterhalb des Meeresbodens abläuft, heißt es dann "Seebeben".

    Dieser Teil der Subduktionszone, der heute morgen gerissen ist, war schon seit einigen Tagen unruhig. Erst am vergangenen Mittwoch hatte sich dort ein Beben der Stärke 7,2 gelöst. Das war ein durchaus großes Beben, und trotzdem war es - wie wir jetzt wissen - "nur" ein Vorbeben für das ganz große, 40mal stärkere, das heute morgen die Region mit einer Stärke von 8,9 erschütterte. Dabei riss der Meeresboden nach ersten Schätzungen über ein Gebiet von mindestens 400 Kilometern Länge auf. Die Energie, die sich im Untergrund aufgestaut hatte, reicht, um die beiden Platten um mindestens 5 Kilometer gegeneinander zu versetzen.

    "Die pazifische Platte taucht mit einem Winkel zwischen 10 und 50 Grad unter Japan, unter die asiatische Platte und das verhakt sich, dadurch stauen sich Spannungen auf und diese Spannungen werden sich alle 50, bis 150 Jahren etwa in größeren Brüchen lösen. (...) Und wenn sich auf einer solchen Bruchfläche (…) diese Spannungen lösen, dann gibt es eben so ein starkes Erdbeben."

    Deshalb lag das Epizentrum des Seebebens nur mit 24 Kilometern tief in der Erdkruste. deshalb trafen die Bodenbewegungen die Städte in der nahen Küstenebene mit voller Wucht. Außerdem hat die flache Subduktionszone noch eine andere negative Begleiterscheinung: Das Risiko, dass starke Beben an ihr besonders schlimme Tsunamis auslösen, ist extrem hoch.

    Seit dem Weihnachtsbeben von 2004 sind diese Riesenwellen, die weite Küstenstriche überfluten und viele Menschenleben auslöschen können, weltbekannt. Tsunami kommt aus dem Japanischen und bedeutet "Hafenwelle". Fischer haben das Phänomen so benannt, weil sie bei der Heimkehr die Häfen und ihre Häuser zerstört vorfanden, obwohl sie auf dem Meer nichts Ungewöhnliches bemerkt hatten.

    "Wenn sich durch diesen Bruch die Platten um einige Meter verschieben, ruckhaft verschieben, dann wird praktisch die Wassersäule um diese mehreren Meter angehoben und dadurch entstehen diese starken Tsunami-Wellen , die sich noch dann verstärken, wenn sie in flachere Gebiete in die Küstenregion kommen."

    Gefährlich wird es, wenn ein solcher Tsunami auf eine Küste trifft. Wo der Meeresboden ansteigt und sich die Energie in immer flacheren Wasser konzentriert, zeigt er seine ganze Gewalt und türmt Wassermassen zu hohen Mauern auf, die dann Kilometer tief ins Landesinnere eindringen und große Schäden anrichten können.

    Wer sie erlebt hat weiß, dass Tsunamis anders sind als normale Wellen. Schon, wenn man sie vom Strand aus beobachtet. Zunächst zieht sich das Wasser weit zurück - und draußen türmt es sich zu der meterhohen Flutwelle auf, die dann - für die Betroffenen schier endlos - nach vorne drängt. Irgendwann läuft das Wasser wieder ab und reißt alles mit sich aufs Meer hinaus, aber nur, um mit neuer Gewalt wieder nach vorne zu drängen - wenn auch schwächer, als zuvor.

    Die Riesenwellen bedrohen nicht nur die Küste in Erdbebennähe. Sie können ganze Meeresbecken durchlaufen und auch weit entfernt noch Schäden anrichten. Durch den Tsunami, den das Sumatra-Erdbeben am 26. Dezember 2004 auslöste, starben mindestens 231.000 Menschen in ganz Asien, und selbst in Afrika forderte die Flutwelle noch Opfer.

    Bei dem größten Tsunami hatte die Menschheit Glück, dass er sich vor 8.200 Jahren ereignet hat. Damals kam vor der Küste Norwegens durch ein Erdbeben ein gewaltiges Stück der Küste ins Rutschen und löste einen solchen Tsunami aus, der nicht nur in die Nordsee eindrang, sondern auch kilometertief nach Schottland; und der sich in den engen Fjorden Norwegens Dutzende Meter hoch staute. Das Erlebnis muss für die Menschen schrecklich gewesen sein. Über Jahrhunderte hinweg siedelten die Überlebenden nicht mehr an den Küsten, dann erst ging dieses Wissen verloren. Heute leben in dem damals betroffenen Bereich viele Millionen Menschen. Er zählt zu den Ballungsgebieten der Erde.

    Im Pazifischen Raum gibt es seit langem ein Tsunamiwarnsystem. Es setzt auf zwei Komponenten. Die erste Warnung ist prophylaktisch: Sobald die Berechnungen der Seismologen anzeigen, dass das Seebeben stärker als 7 ist und sein Herd flach, wird sie sofort herausgegeben. Erst dann schaut man, ob auch tatsächlich ein Tsunami ausgelöst wurde. Im Pazifik zeigen Pegelstandsmessungen, was passiert ist, im Indischen Ozean gibt es ein System, in dem auch die Messwerte von Bojen verarbeitet werden.

    Die erste Warnung am heutigen Freitag kam bereits neun Minuten nach dem Beben - und damit kurz vor der Ankunft der ersten Welle. Allerdings hat sie die Menschen noch nicht so recht erreicht. Die Erschütterungen des Bebens waren noch zu deutlich und standen im Vordergrund, deshalb brauchte es, bis die Menschen begriffen, welche Gefahr vom Meer ausging.

    Inzwischen läuft der Tsunami durch den Pazifik - er wird wohl alle Anrainerstaaten erreichen - wenn auch abgeschwächt. Taiwan ist betroffen, die Ränder Russlands, die Philippinen, Alaska, Australien, die Westküste Kanadas, Hawaii, Neuseeland, Mexiko, Mittel- und Südamerika - und das leidgeprüfte Indonesien. Selbst dort türmte sich die Welle noch auf einen halben Meter hoch auf. Die Alarmglocken in diesem südlichen Teil des Pazifischen Ozeans hatten allerdings, zum Glück, bereits geraume Zeit geläutet, bis die Flut kam.

    Vorwarnsysteme, Alarmbereitschaft, Katastrophenschutz - für die Menschen in Japan sind das keine leeren Vokabeln. Nicht zuletzt die gute Bauweise der Häuser in Japan habe geholfen, noch Schlimmeres zu verhindern, sagte Rainer Kind Seismologe am Deutschen Geoforschungszentrum in Potsdam heute im Deutschlandfunk:

    "Die Häuser, die Bauweise der Häuser in Japan gehört zu den besten der Welt. Weil die Menschen in Japan natürlich wissen und entsprechende Regeln aufgestellt haben für die Bauweise und sich auch daran halten. Wenn natürlich ein starkes Beben dicht unterhalb einer Stadt ist, lassen sich große Zerstörungen nicht vermeiden. Aber die Bauweise der Häuser doch verantwortlich für die relativ geringe Anzahl der Opfer. Das muss also anerkannt werden, dass Japan da eine Vorreiterrolle spielt."

    in Japan ist gut und auch viele Industriezweige Japans sind auf Erdbeben vorbereitet. So wurden auch heute Atomanlagen automatisch abgeschaltet, Aufzüge, Schnellzüge, auch die Metro kamen zum Stehen. Dahinter steckt ein raffiniertes System, das die unterschiedlichen Geschwindigkeiten der Stoßwellen nutzt, die ein Erdbeben auslöst. Die schnelleren P-Wellen werden von Seismometern überall im Land registriert und warnen damit innerhalb von wenigen Sekunden vor den gefährlichen S-Wellen, die folgen.

    Japanische Wissenschaftler haben versucht, diese Technik , mit der die Maschinen im Notfall zügig abgeschaltet werden können, auch unmittelbar für die Menschen nutzbar zu machen. Keine einfache Sache, sagt Kimiro Meguro, Ingenieur und Professor für städtischen Katastrophenschutz an der Universität Tokio.

    "Die größte Sorge war, dass Leute die Bedeutung des Frühwarnsystems nicht richtig verstehen und deshalb nicht wissen, wie sie reagieren sollen, wenn sie diese Warnung bekommen. Möglicherweise geraten sie in Panik. Es besteht die Gefahr, dass dann größere Schäden entstehen als entstanden wären, wenn diese Informationen nicht verbreitet worden wären."

    Dennoch hat sich Meguro dafür eingesetzt, dass auch die Bevölkerung Warnungen erhält - per Mobilfunk, Radio, Fernsehen und selbst mit speziellen Warngeräten im Privathaushalt. Wichtig, so Meguro, sei, dass das Verhalten im Katastrophenfall geprobt werde, was in Japan der Fall ist.

    "Wir nennen das Katastrophen-Imagination. Wenn ein Erdbeben kommt, ändern sich die Dinge, die um einen herum passieren, und die Dinge, die man tun muss, je nach Aufenthaltsort und Rolle, die man gerade einnimmt. Hat man etwas an, bei dem die Schultern frei sind? Trägt man Turnschuhe oder hohe Absätze? Die Bedingungen sind immer anders. Man muss diese Dinge beachten und dann überlegen, was im Katastrophenfall um einen herum passieren würde. Wenn man es sich nicht konkret vorstellen kann, kann man sich auch nicht darauf vorbereiten."

    Kaum eine Prophylaxe kann die Menschen vor einer Flutwelle schützen, wie sie heute früh Japans Küsten überspült hat. Dort aber, wo nur das Beben zu spüren war, reagierten die Menschen weitgehend besonnen. Die Panik hielt sich in Grenzen. Auch der Premierminister, dessen Kabinett bei laufender Sitzung von den Erdstößen überrascht wurde, behielt die Ruhe. Vielleicht auch, weil Japan Computersysteme entwickelt hat, mit deren Hilfe die Bevölkerung den Katastrophenfall simulieren kann - jedenfalls auf dem Bildschirm:

    "Das ist ein Programm, anhand dessen die Leute einschätzen können, wie gefährdet ihr Gebiet im Falle eines Erdbebens ist. In diesem System kann man einzelne Häuser erkennen. Die Anwohner können also sagen: "Das ist mein zu Hause". Das erleichtert die Vorstellung."

    Von einer flächendeckenden Nutzung solcher Systeme ist aber auch das Erdbeben geplagte Japan weit entfernt. Und Schutz vor Flutwellen, wie sie heute den Nordosten des Landes überrollt haben, bietet die Simulationssoftware auch nicht.

    Die Verwüstungen und Zerstörungen sind verheerend. Das Beben hat ein hochindustrialisiertes Land getroffen. Atommeiler und Fabriken abgeschaltet, Häfen geschlossen, Straßen- und Schienenwege überflutet, diese Schockwellen waren unmittelbar auch an den Börsen zu spüren. Schon am Morgen ließ die japanische Notenbank erklären, sie werde alles tun, um die Stabilität der Finanzmärkte zu sichern, Liquidität werde bereit gestellt. Alle Akteure waren bemüht, in der Katastrophe die Handlungsfähigkeit von Politik und Wirtschaft unter Beweis zu stellen - Handlungsfähigkeit eines Landes, das stark verschuldet ist.

    Aber die Folgen betreffen nicht nur Japan selbst. Weltweit gerieten heute die Aktien von Versicherungskonzernen unter Druck. Naturkatastrophen wie diese schlagen sich nieder in den Bilanzen der Assekuranzen.

    Nicht zuletzt deshalb gingen die Börsen heute weltweit auf Talfahrt.
    Vor allem die Aktien der Rückversicherer erlitten heute hohe Kursverluste um bis zu fünf Prozent.
    Erst gestern hatte der weltgrößte Rückversicherer, die Münchner Rück, ihre Bilanz vorgelegt. Und deren Chef, Nikolaus von Bomhard, hatte angedeutet, dass die Naturkatastrophen in Australien und Neuseeland sein Unternehmen schon stark belastet hätten. Dennoch hoffe er, im laufenden Jahr 2,4 Milliarden Euro Gewinn wie im Vorjahr zu erzielen -da ahnte der Versicherungschef noch nichts von den heutigen Ereignissen:

    "Die 2,4 Milliarden hängen jetzt nicht allein an der Frage, ob wir das Naturkatastrophenbudget ausschöpfen. Das von uns berechnete Budget erreichen, auch wenn Naturkatastrophen schon hoch belastet haben."

    Naturkatastrophen stellen das größte Risiko für die Branche der Rückversicherer dar . Helmut Gründl, vom Lehrstuhl für Versicherungsaufsicht an der Universität Frankfurt:

    "Die größeren Risiken sind die Risiken, von denen man heute noch nichts weiß. Wie es also vor zehn Jahren die '9/11-Katastrophe' war; wenn also eine Versicherungsbranche, eine Rückversicherungsbranche überrascht wird von einem Ereignis, das sind dann die größeren Probleme. Dass Erdbeben auftauchen, das wissen die Rückversicherer."

    Sich auf diese Unwägbarkeiten einzustellen ist deshalb auch wichtig für die Rückversicherer, sagt Münchener-Rück-Chef von Bomhard:

    "Und das letztjährige und diesjährige Erdbeben in Neuseeland sind natürlich auch immer Chancen, auch wenn das jetzt etwas zynisch klingt, aus der Sicht des Rückversicherers, dass man diese Erfahrungen dann in die Zeichnung der Risiken übersetzt."

    Aus Schaden also klug werden ? Walter Kielholz, Verwaltungsratspräsident der Rückversicherung Swiss Re, ist pessimistischer und verweist auf die nachhaltigen Folgen von Naturkatastrophen für eine Volkswirtschaft:

    "Es gibt Naturgefahren in gewissen Ländern, das ist der Grund, warum sie in der Entwicklung zurückhängen. Es werden Werte zerstört.. Wir waren privilegiert in Europa und Nordamerika, dass dies hier nicht passiert ist."

    Das heutige Beben verstärkt die allgemeine Unsicherheit und Nervosität an den Märkten, die schon durch die Unruhen in Nordafrika hoch sind.
    Dennoch gab es heute auch beschwichtigende Stimmen. Viele Börsianer gehen davon aus, dass die Produktionsbänder in Japans starken Branchen Stahlbereich und Automobilbau nicht allzu lange stillstehen müssen.

    Obwohl Japan häufig von Erdbeben erschüttert wird, zählt das Land zu den größten Volkswirtschaften der Welt. Das Land macht vieles mit Effizienz wett und gilt als guter Krisenmanager. Holger Bahr, Volkswirt der Dekabank:

    "In Japan gibt es ein Bewusstsein für das Risiko, entsprechende Vorsorge etwa beim Hausbau, trotzdem, es ist Vermögen zerstört, Kapazitäten gebunden. Aber Regierung und auch Notenbank helfen, das Krisenmanagement ist gut."

    Deshalb wohl ist, bei allen Kursverlusten, heute eine Panik an den Börsen ausgeblieben. Allerdings: Die Börse in Tokio stand kurz vor Handelsschluss, als die Erde bebte und so wird erst am Montag klar werden, wie die Händler dort reagieren.

    Alle Berechnungen der Versicherungsbranche und Börsenfachleute könnten sich jedoch als Makulatur erweisen, sollten in Japan die Industrie- vor allem aber die Atomanlagen stärker in Mitleidenschaft gezogen werden, als es die Behörden bislang überblicken.

    Für Japan ist es nicht die erste Erfahrung mit atomaren Störfällen nach Erdbeben. Bislang galten die Folgen als beherrschbar. Jetzt aber ist die Lage unübersichtlicher. El Atomkraftwerke sollen betroffen sein.

    Zunächst hieß es heute, Radioaktivität sei nicht ausgetreten, auch die Internationale Atomenergiebehörde in Wien sah das so. Später dann meldeten die Nachrichtenagenturen und japanische Medien, die Regierung habe Atomalarm ausgelöst. Das entsprechende Gesetz sieht vor, den Notstand zu erklären, wenn Radioaktivität austritt oder das Kühlsystem eines Kernkraftwerks ausfällt.

    Im Meiler Fukushima Daiichi sind, den Meldungen zufolge, in Block 2 die Kühlsysteme ausgefallen und auch der Start der Notstromaggregate soll versagt haben.

    Der Reaktor werde mit einem Notkernkühlsystem stabil gehalten, hieß es. Dieses System nutzt den Dampf, der auch im abgeschalteten Reaktor entsteht, um eine Turbine anzutreiben. Diese Turbine wiederum versorgt eine Pumpe mit Strom, die aus einem Wasserbecken Kühlwasser für den Reaktorkern pumpt.
    Dieses System wird mit Batterien gesteuert, und diese Batterien sollen einige Stunden lang halten. Ist bis dahin keine Lösung gefunden, muss improvisiert werden. In einem deutschen Kraftwerk würde die Werksfeuerwehr den Reaktor mit dem Feuerwehrschlauch kühlen. Wird aber keine Lösung gefunden, droht eine Kernschmelze.
    Vorerst aber heißt es, die Lage sei unter Kontrolle.

    Gesicherte Erkenntnisse gibt es nicht. Das ganze Ausmaß der Schäden, die das Erdbeben angerichtet hat, wird sich ohnedies erst erahnen lassen, wenn in wenigen Stunden ein neuer Tag anbricht an Japans Küsten.