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Erster Todestag David Bowie
Was bleibt, ist Sternenstaub

Zu David Bowies 70. Geburtstag und seinem erstem Todestag blickt Fabian Elsässer zurück: auf ein außergewöhnliches Künstlerleben zwischen Musik, Film und Mode, auf ein verblüffendes Spätwerk. Und er berichtet von einer Begegnung, die Sternenstaub zurückließ.

Von Fabian Elsäßer | 08.01.2017
    David Bowie 1974 bei einem Konzert in London.
    David Bowie 1974 bei einem Konzert in London. (imago/LFI)
    2017 wird das Debütalbum von David Bowie 50 Jahre alt. Viele seiner Zeitgenossen und Weggefährten, Mick Jagger beispielsweise, können inzwischen als Rockveteranen auf ein solches Jubiläum zurückblicken, David Bowie war es nicht vergönnt. Doch der Rückblick war ohnehin nie seine Sache.
    "Sobald Du dich mit der Tatsache abfindest, dass das Leben etwas sehr Kurzes ist, und Du ehrlich mit Dir und der Realität bist, erlangst Du eine Art von spiritueller Freiheit, die Dir als junger Mensch gänzlich verschlossen bleibt. Ganz einfach, weil Dir das Verständnis für die wenigen wertvollen Jahre fehlt, die wir auf Erden verbringen."
    Sagte David Bowie in einem seiner seltenen Interviews. Dieses hier entstand 1999. Da blieben ihm, wie wir heute wissen, noch 17 Jahre. Ganze zehn davon, zwischen 2003 und 2013, hat er keine neue Musik veröffentlicht. Stattdessen erlebten er und wir die endgültige Feuilletonisierung und Musealisierung der Figur David Bowie – durch Künstler, die sich auf ihn beriefen, durch die Retro-Sehnsucht einer gebeutelten Musikindustrie. Und nicht zuletzt durch die große David Bowie-Ausstellung "David Bowie", die noch bis kurz nach seinem Tod durch die Welt tourte.
    Überraschende Rückkehr im Jahr 2010
    Zehn Jahre blieb er stumm, doch Anfang 2013 brach er das Schweigen mit einem überraschenden neuen Album - "The next day". Es war gut, aber es zitierte überwiegend seine eigene Vergangenheit, etwa im tanztauglichen "The Stars are out tonight".
    Dann Ende 2015 der nächste Streich, ein Musical, und dann gleich noch das nächste Album. "Black Star". Wie das schon anfängt mit dem Titelstück. Dieses langsame Herausschälen der Melodie aus all den Kakophonien und dem verstolperten Rhythmus. Das war kein Bowie, der zum leichten Darüberweghören einladen wollte. Das war ein Song, der sich dem Hörer wie eine Schranke vor das Ohr legte. Und man wollte trotzdem sofort drübersteigen, um zu wissen, wie es weitergeht.
    Das Album Black Star wurde von der Kritik ausnahmslos gefeiert, und es wurde viel hineininterpretiert – Todessehnsucht, Abschied? Heute wissen wir, dass er gewusst haben musste. Wer möchte, kann diesen Gedanken mit lustvollem Schauern zulassen.
    Die hervorragenden Verkäufe von "Black Star" – etwas über eine Million Exemplare in nicht ganz einem Jahr - sind sicher auch der üblichen öffentlichen Sensationsgier nach dem Tod eines Stars geschuldet, aber eben nicht nur. Denn "Black Star" ist ein spannendes, ein forderndes Spätwerk, mit stilistischen Sprüngen zwischen Jazz, Rock und Synthie-Pop, zwischen Zeitgeist und Postmoderne und besagten ahnungsvollen Texten. So kann es getrost als glänzend inszenierter Abschied gelten, als souveräne letzte Geste am Ende einer Jahrhundertkarriere im Pop.
    1976 bei den Dreharbeiten zu dem Film "Der Mann, der vom Himmel fiel": Auch als Schauspieler war Bowie tätig.
    1976 bei den Dreharbeiten zu dem Film "Der Mann, der vom Himmel fiel": Auch als Schauspieler war Bowie tätig. (imago/AD)
    Das Debüt klingt etwas unentschlossen
    Die hatte 1967 mit einem recht unspektakulären, fast unentschlossenen Debüt begonnen – schlicht "David Bowie" betitelt. Der Eröffnungs-Song "Uncle Arthur" klingt wie ein Mischmasch aus frühen Pink Floyd und späten Beatles, erzählt aber immerhin schon eine kleine Geschichte – in kaum mehr als zwei Minuten. "Uncle Arthur", das ist der ewige Junggeselle, der spät heiratet und zuhause auszieht, nur um bald reumütig zu Mutters Rockschoß zurückzukehren. Das hätte auch Ray Davies von den Kinks nicht viel anders geschrieben. Man weiß nicht recht, wohin die Reise geht, aber man spürt das Potenzial. So klang der ganz frühe Bowie auf dem ersten Titel seines ersten Albums im Jahr 1967. Davor liegen noch ein paar Singles unter verschiedenen Künstler- bzw. Bandnamen, die aber nicht weiter der Rede wert sind. 39 Jahre später verabschiedet sich derselbe Künstler mit einem Album, das all diese Kraft noch einmal bündelt. Der letzte Song ist programmatisch betitelt, auch widersprüchlich: "I can’t give everything away" singt der Mann, der doch wissen muss, dass er bald alles aufgeben muss.
    Weltweite Trauer und Würdigung
    Im ersten Jahr nach David Bowies Tod ist einiges passiert. Da war zunächst mal dieser weltweite mediale Atemstillstand, der länger zu sein schien als beispielsweise beim Tod von Michael Jackson. Denn die Nachrufe suchten nicht nach den Skandalen, sondern fast nur nach der Bedeutung des Musikers und der Stilikone. Das Feuilleton breitete die Erkenntnisse des Musealisierungs-Prozesses in allen Facetten aus – Bowie als Schauspieler, als Dandy, als Poet, als Popper, Glamrocker, als Figurenerfinder und Identitäten-Erschaffer. Thin White Duke, Diamond Dog, Ziggy Stardust, Elefantenmensch, und natürlich immer wieder: Der Mann, der vom Himmel fiel.
    Reflexhaft grub die Plattenfirma im Archiv und brachte die prachtvolle Box "Who can I be now?" heraus. Sie fasst auf geschlagenen 13 CDs die sogenannte amerikanische Phase David Bowies von 1974 bis 1976 zusammen und sollte gar mit einer Sensation aufwarten. Einem unveröffentlichten Album namens "Gouster". Das ist bei genauem Hinsehen aber nur eine Ansammlung von sechs neu abgemischten Songs, die in irgendeiner Form schon mal als Single oder Bonus-Track erschienen waren. "Gouster" ist nicht mehr als die Rohfassung des Young Americans-Album von 1975, ein Bauplan also, der mit minimalen Änderungen umgesetzt wurde. Kein Vergleich etwa zu den Chateau D’Isaster-Tapes von Jethro Tull, die erst zum 20-jährigen Bandjubiläum 1988 erstmals zu hören waren. Aber es gibt die Gelegenheit, den Funk & Soul- Bowie der 70er wieder zu hören, etwa bei "John I’m only dancing again".
    Was nach Bowies Tod noch kam
    Die CD-Box "Who can I be now" war nicht der einzige Versuch im Jahr 2016, aus dem Tod von David Bowie Profit zu schlagen. Mindestens ein Dutzend Druckerzeugnisse wurden aufgelegt vom Bildband über die Biographie bis hin zum Wandkalender. Und es erschien noch ein Album, nämlich der Soundtrack zu Bowies Broadway-Musical "Lazarus". Er bestand aus meist altbekannten Bowie-Songs, die allerdings vom Musical-Ensemble gesungen wurden. Der Erfolg hielt sich in Grenzen: in den USA reichte es nicht einmal für einen Platz unter den ersten 100 der Billboard-Charts. Für Sammler mag das trotzdem interessant sein, wie ein Klassiker wie "Changes" in choraler Pracht klingt. Was die Nachlassverwalter bisher auf den Markt gebracht haben, braucht man eigentlich gar nicht. Die eigentliche Diskographie ist ja spannend genug. Man kann viel vergnügliche Zeit darauf verwenden, ihre Facetten zu entdecken.
    David Bowie in Hamburg im Jahr 2003 vor seiner Welttournee
    David Bowie in Hamburg im Jahr 2003 (picture alliance / dpa / Maurizio Gambarini)
    Spannende Diskographie mit vielen Facetten
    Die erste Glanzleistung gelingt ihm 1969 mit Space Oddity. Woran sich Glam-Rock-Allüren wie Ziggy Stardust und Rebel Rebel anschließen. Bis Bowie seinen Sound durch einen Flirt mit Funk und Soul erneuert auf "Young Americans" und "Station to Station" – "Golden Years" von 1976 ist der bis heute bekannteste Song dieser Phase. Danach fand Bowie von Drogensucht geplagt mit Iggy Pop Zuflucht in Berlin und erfand sich selbst neu als Pionier des New Wave. "Low", "Heroes", "Lodger" – die Berlin-Trilogie. Die Geschichte vom Pärchen, das sich an der Mauer küsst – damit konnte man noch in den späten 90ern den eigenen Liebeskummer wunderbar spiegeln und mühsam dämpfen. Oder "Scary Monsters" von 1980, mit der Über-Single "Ashes to Ashes". Ist das sein bester Song? Sein schönster?
    Gewollte Brüche – nicht immer gelungene
    "Jedes neue Album bricht mit dem Ansatz seines Vorgängers. So arbeite ich nun einmal. Ich entferne mich immer ein bisschen von meiner vorherigen Position. Das stimuliert mich als Autor. Schließlich gibt es nichts Schlimmeres, als immer denselben Boden zu beackern. Und deshalb versuche ich ja auch, meine Musik so spannend wie eben möglich zu gestalten."
    Erklärte sich David Bowie im Jahr 1999. Nach dem Album Scary Monsters und dem magischen Song "Ashes to Ashes" entfernte er sich tatsächlich gewaltig von seiner vorherigen Position. Aus dem Starman wurde ein Superstar. "Let’s dance" wurde sein bestverkauftes Album, und der Titelsong ist so oft im Radio gespielt worden, dass er eigentlich nur noch nervt. "China Girl", der anderen Erfolgs-Single dieser Zeit, geht es genauso. Immerhin gelang es Bowie mit "Let’s dance", eine neue Fan-Generation zu erreichen. Teilweise noch Teenager. Auch das ist so spannend an seiner Diskographie: dass er sich mehrfach neu erfunden hat und das nicht nur das Stammpublikum interessierte. Wer in den 60ern groß wurde, kannte ihn von "Space Oddity" aka Major Tom, Kinder der 70er tanzten und knutschten zu "Golden Years", die NDW-Generation mochte ihn für "Let’s dance". Doch danach geriet Bowie, noch keine 40, an einen kreativen Totpunkt. Die späten 80er- Jahre brachten nicht mehr viel für ihn, zumindest künstlerisch.
    Das Album "Tonight" von 1987 – heute nahezu unanhörbar. Daher nur ganz kurz und der Vollständigkeit halber. In dieser Zeit sang er sogar mit Tina Turner zusammen. Nun ja.
    "Die vier Jahre dazwischen hätte ich mir sparen können. "Let´s Dance” ist mit sehr viel Enthusiasmus und Elan entstanden, aber die nächsten vier Jahre waren einfach schrecklich. Ich habe mich buchstäblich in ein Loch gearbeitet. Wenn ich auf vier Jahre meines Lebens verzichten dürfte, dann auf die Ära ’84 bis ’87. Zum Glück traf ich irgendwann Reeves Gabrels, und von da an ging es bergauf. Zu meiner persönlichen Abrechnung mit den 80ern muss ich sagen, dass die Phase von ”Scary Monsters” bis ”Let's Dance” und das Ende, also ’88 und ’89, sehr gut waren. Nur: Die Jahre dazwischen hätte ich mir sparen können."
    Hatte Bowie schon alles gesagt? Wie so viele Epochen-Präger der 60er und 70er hatte er ja in nur zehn Jahren ein in sich geschlossenes Werk vorgelegt. Er war auch als Schauspieler in mehreren Filmen sehr erfolgreich gewesen. Er war längst das Chamäleon des Pop. War langhaariger Späthippie gewesen, glitzernd geschminkter Glamrocker, cool frisierter Popper. Aber er war nicht mehr allein. In den 80ern gab es schon viele Künstler, die sich von ihm inspiriert fühlten. Martin Gore von Depeche Mode benannte Bowie als wichtigen Einfluss, Nachahmer wie Gary Numan hatten ihn in England zwischendurch sogar kommerziell einge- bis überholt.
    Ein prall gefüllter stilistischer Werkzeugkoffer
    In den frühen 90ern versuchte er sich dann mit seiner Band "Tin Machine" an rumpelndem Hardrock. Spätestens da hatte er die Massen verloren. Aber das Fundament für den Mythos war gelegt. Er war vorausgegangen. Unter anderem 1985 mit dem Song "This is not America" für den Soundtrack des Thrillers "Der Falke und der Schneemann". Da paktiert er erstmals mit einer Jazzband – der Pat Metheny Group.
    "Ganz gleich, ob es nun der Soul der Young Americans-Phase ist, die elektronischen Ausflüge mit Brian Eno oder ordinärer Hardrock – mein Ansatz als Songwriter ist immer derselbe. Und nur, weil ich immer neue Sounds ausprobiere, heißt das nicht, dass ich einen bestimmten Stil aussortiere. Irgendwann wird er schon wieder auftauchen. Und genau deswegen, wird mein Output ja auch immer vielseitiger – über die Dauer eines Lebens häuft sich da einiges an. Fast wie in einem Werkzeugkoffer."
    Der Typ, der die Zukunft gesehen hatte
    Jeder Musikhörer, der zwischen 1950 und 1975 geboren ist, dürfte seinen eigenen Erweckungsmoment mit David Bowie gehabt haben. Sogar hinter dem Eisernen Vorhang . Schriftsteller Alexander Kühne beschreibt das phänomenal schön in seinem Roman "Düsterbusch City Lights". Die Coming-of-Age-Geschichte spielt in der DDR-Provinz in den frühen 80er Jahren. Der Ich-Erzähler hütet seine Westplatten wie einen Schatz, obwohl es die – in Anführungszeichen – falschen Westplatten sind. Led Zeppelin, Supertramp, solche Sachen. Das merkt Anton Kummer aber erst, als ein Kumpel, der Westler kennt und in Budapester Plattenläden einkaufen war, ihn mit Bowie eines besseren belehrt.
    "Mit dem Blick eines Zauberers, der gleich eine zersägte Frau präsentiert, brachte er eine Platte zum Vorschein. In der Mitte prangte das Schwarz-Weiß-Foto eines Typen, darüber ein blutroter Schriftzug: "STATIONTOSTATIONDAVIEBOWIE". Die Buchstaben waren ohne Zwischenraum aneinandergereiht. Der Typ stand auf dem Foto zwischen irgendwelchen Röhren. Er hatte blonde, nach hinten gekämmte Haare und sah unglaublich aus."
    Ein Wandgemälde in Brixton zeigt David Bowie mit farbenprächtiger Frisur
    Das Wandgemälde in Brixton zeigt David Bowie gewohnt farbenprächtig - ein Daumenkino, das seine häufig wechselnden Frisuren zeigt, erfreut sich großer Beliebtheit im Netz. (dpa / picture alliance / Andy Rain)
    "Irgendwann sprang ich aus dem Bett und legte Station to Station auf. Donnerende Zuggeräusche eröffneten die Platte. Es hörte sich an wie die BR 52 beim Verlassen des Bahnhofs von Kirchhausen. Und dann diese Stimme, traurig, stammelnd, einsam. Irgendwas daran ließ mich wach werden."
    "Der Rest der Platte wirkte, als würde sie mich raustragen aus Düsterbusch, direkt hinein in eine donnernde Großstadtdisco, kalt und anonym, aber wahnsinnig spannend. Mit dem Rücken an der Wand hörte ich sie noch ein paar Mal. Ich betrachtete das Cover. Wo wollte dieser Mann hin? Er sah so aus, als hätte er gerade die Zukunft gesehen…."
    Übergangsalben der 70er und 90er Jahre
    Beschreibt Alexander Kühne in seinem Roman "Düsterbuch City Lights" die magische Wirkung der Bowie-Platte "Station to Station" auf die Hauptfigur Anton Kummer. Wie es der Zufall will, erschien das Buch, an dem der Autor sicherlich eine Zeitlang gearbeitet hat, erst 2016, in Bowies Todesjahr. Umso würdiger.
    Das erwähnte Album "Station to Station" gilt heute als Übergangs-Platte im Bowie-Werk, zwischen Glam, Soul und Wave. Etwa 20 Jahre später passierte etwas Ähnliches. Bowie streifte die Vergangenheit ab und griff gleichzeitig auf sie zurück. Er machte in den 90ern ein Konzeptalbum – insofern ein Rückgriff – namens "Outside", das musikalisch aber Jazz und Triphop zusammenbringen wollte, irgendwie. Und das er dann noch eigenhändig glatt schliff.
    "Outside war sehr problematisch, weil wir über ein Jahr brauchten, um es zu verkaufen. Wir konnten einfach kein Label finden, das sich dafür interessierte. Und das hat mich wirklich frustriert. Also fing ich an, damit rumzuspielen und neue Songs hinzuzufügen, die ich mir aus heutiger Sicht doch besser hätte verkneifen sollen. Aber ich wollte es eben etwas zugänglicher gestalten, und nur deshalb ist es schließlich bei Virgin gelandet.”
    Das führte dann dazu, dass etwa der Song "A small plot of land" einer von David Bowies unzugänglichsten und zugleich tanzbarsten Songs geworden ist.
    Eine denkwürdige Begegnung – kurz wie ein Wimpernschlag
    Ein einziges Mal habe ich Bowie selbst gesehen. 1997 in der Halle Münsterland. Es war nicht mal ein Konzert, nur ein Fernsehauftritt. Bowie stellte bei "Wetten Dass" in Münster die neue Single vor. Es war nicht eben seine beste Zeit, aber das Lied war gut: "Little Wonder". Breakbeats und klirrende Gitarren brachte Zeitgeist und den Wave der 80er zusammen, letztlich unverkennbar durch seine Stimme. Bowie fegte in einem grünen Glitzermantel über die Bühne, wütete sich regelrecht durch diese zur Single eigentlich untaugliche Nummer – die aber sogar Platz 14 der UK-Charts erreichte. Es mag Playback gewesen sein, aber es wirkte nicht so.
    David Bowie spielt bei einem TV-Auftritt im Jahr 1976 seinen Song "Rebel Rebel".
    David Bowie spielt bei einem TV-Auftritt im Jahr 1976 seinen Song "Rebel Rebel". (imago/Photoshot)
    Noch beeindruckender aber war ein Moment einige Stunden vorher. Wir waren im Backstagebereich der Halle Münsterland mit der restlichen Medienmeute und warteten in einem gekachelten Gang auf Interviews mit diversen Sendungsbeteiligten. Nicht mit Bowie, Himmel nein. Nur mit Normalsterblichen wie Gottschalk, Leslie Mandoki, Ian Anderson. Auf einmal kam Unruhe auf. Sicherheitsleute kamen aus dem Nichts und drängten alle Umstehenden an die Wände, schufen einen schmalen Korridor in der Mitte des Ganges. Wir verfielen in neugierige Stille. Dann bog ein Grüppchen im Stechschritt um die Ecke, war wenige Sekunden später schon an uns vorbeimarschiert. Doch ganz kurz war er zu sehen: in der Mitte der Gruppe, einen Kopf kleiner als die anderen. Ein schmaler Mann, mit grünem Mantel, den Kragen hochgestellt, die Haare noch viel höher gegelt, eine blaue Sonnenbrille vor den Augen. Er guckte sich nicht um, aber er grinste ein halogen-helles, breites Grinsen, als hätte er einen Riesenspaß an diesem ganzen Zirkus, der da seinetwegen veranstaltet wurde. Nicht von dieser Welt…. War er es überhaupt? Andererseits: wer sonst? Es war, als hätte uns ein Komet gestreift. Auf unseren Schuhspitzen blieb Sternenstaub zurück.
    Diese Sendung können Sie nach Ausstrahlung sieben Tage nachhören.