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Erster Weltkrieg
100 Jahre danach: Die Erinnerung an die deutsche Invasion in Belgien

Während des Ersten Weltkrieges waren sie Teil einer beispiellosen Propagandaschlacht, doch 100 Jahre später sind die Gräueltaten deutscher Soldaten im Gedenkkalender allenfalls eine Randnotiz. Dabei hatten deutsche Truppen bei ihrem Einmarsch ins neutrale Belgien im August 1914 eine breite Schneise der Verwüstung geschlagen und ein Besatzungsregime etabliert, dem Tausende Belgier zum Opfer fielen.

Von Andreas Noll | 02.08.2014
    Der Grabstein erinnert an Hubert Schmetz, der 1914 von den Deutschen erschossen wurde
    Der Grabstein erinnert an Hubert Schmetz, der 1914 von den Deutschen erschossen wurde (Andreas Noll)
    Mehr als 5.500 Zivilisten wurden hingerichtet oder kamen bei der Zerstörung ihrer Häuser ums Leben. Begründet wurden die willkürlichen Massaker an der Zivilbevölkerung damals mit Angriffen von Freischärlern, die die aktuelle Forschung jedoch widerlegen konnte. Jahrzehnte lang wurden die Gräueltaten von deutscher Seite offiziell weitgehend ignoriert. Erst 2001 bat ein Vertreter der deutschen Bundesregierung um Vergebung. In Belgien hingegen wird die Erinnerung an die grausamen Verbrechen wie das Massaker von Dinant bis heute wach gehalten.
    Léon Schillings möchte die Erinnerung an die Opfer des Ersten Weltkriegs in Dinant wach halten
    Léon Schillings möchte die Erinnerung an die Opfer des Ersten Weltkriegs in Dinant wach halten (Andreas Noll)
    Neben Gedenktafeln, Erinnerungsfeiern und kleinen Museen ist auch der Wiederaufbau der Universitätsbibliothek von Löwen, die einst von Soldaten niedergebrannt wurde, ein Mahnmal. Auch letzte Überreste eines mehr als 180 Kilometer langen Todeszauns an der belgisch-niederländischen Grenze sind noch heute stumme Zeugen eines brutalen Besatzungsregimes. Wie prägend diese Erfahrungen für Belgien bis heute sind, zeigt auch eine politische Entscheidung: Als einer der ersten Staaten der Welt hat Belgien seine Justiz damit beauftragt, Kriegsverbrechen auch außerhalb der Landesgrenzen zu verfolgen. Weltweit.