Erzählung

Die alte Frau

Eine alte Frau spricht am 18.12.2013 im Evangelischen Seniorenheim Albestraße in Berlin über ihr Leben.
Es klopft es an der Tür und eine alte Frau tritt herein. © picture-alliance / dpa-ZB / Britta Pedersen
Aus dem Russischen von Peter Urban · 16.09.2014
"Der Wundertäter war von hohem Wuchs" - dies könnte der erste Satz einer genialen Erzählung sein, wie der Schreiber in großer Aufregung konstatiert.
Da klopft es an der Tür und eine hässliche Alte tritt herein. Wenig später sitzt sie in seinem Lieblingssessel und stirbt. Ihn ekelt, aber dann schläft er ein. Er träumt ... und als er am nächsten Morgen erwacht, liegt die Alte auf dem Boden. Der Hunger lässt kein klares Denken zu. Er flieht auf die Straße und bändelt in der Schlange vor dem Bäckerladen mit einer jungen Frau an. Doch der Gedanke an die Alte holt ihn ein. Er muss sie aus dem Zimmer schaffen. Es entfaltet sich eine immer absurder werdende Dynamik.
Daniil Charms, 1906 in St. Petersburg geboren, verhungerte 1942 im Gefängnis in Leningrad während der Blockade, wurde erst 1956 rehabilitiert. Meister der Groteske und des schwarzen Humors, Kinderbuchautor.
Bearbeitung: Ulrich Simontowitz
Regie: Ulrich Gerhardt
Mit: Michael König

Produktion: SFB/SDR 1991
Länge: 43'30