Donnerstag, 25. April 2024

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"Es geht hier um Hilfe für ein schwaches Land"

Mali sei ein lebenslustiges demokratisches Land gewesen und werde jetzt von "wahnsinnigen Verbrechern" bedroht, sagt der Schauspieler und Schriftsteller Christof Wackernagel, der selbst in der Hauptstadt Bamako lebt. Daher dürfe Hilfe für das Land nicht mit Intervention verwechselt werden.

Christof Wackernagel im Gespräch mit Martin Zagatta | 19.01.2013
    Martin Zagatta: Deutschland beteiligt sich ab heute an dem Konflikt in Mali. Die beiden Transall-Maschinen der Bundeswehr werden heute in Malis Hauptstadt Bamako erwartet. Und dort in Bamako sind wir jetzt mit dem Schauspieler Christof Wackernagel verbunden, der in den 70er-Jahre der RAF angehörte und sich seit seiner Haftentlassung einen Namen als Schauspieler und als Schriftsteller gemacht hat und der nun schon seit zehn Jahren dort in Mali, in Bamako, lebt. Guten Morgen, Herr Wackernagel!

    Christof Wackernagel: Guten Morgen!

    Zagatta: Herr Wackernagel, Sie leben ja mit Familie auch in Bamako. Fühlen Sie sich da noch sicher im Moment?

    Wackernagel: Absolut. Also in Bamako ist es dermaßen ruhig, dass wenn man nicht ab und zu Soldaten auf der Straße sehen würde, denken würde, es ist gar nichts los. Ich muss sagen, auch die malische Bevölkerung trägt das alles mit einer Ruhe und Gelassenheit, die nur bewundernswert ist. Aber die Kämpfe finden ja auch woanders statt. Wir sind ja nur Durchlaufgebiet. Die kommen hier an die Soldaten und fahren dann halt 400 oder 600 Kilometer weiter.

    Zagatta: Jetzt befürchtet aber die UNO zum Beispiel, dass es 700.000 Flüchtlinge geben wird. Es sollen ja auch Zehntausende auf der Flucht sein. Bekommen Sie das in Bamako schon zu spüren? Tauchen die Menschen da schon auf?

    Wackernagel: Die tauchen auf. Das hat aber schon vorher angefangen. Ich habe zum Beispiel Tuareg-Freunde, die haben die Kinder und Jugendlichen aus Gao und Timbuktu geholt, um sie hier aufzubewahren. Nur, dass ist auch wieder die malische Gesellschaft, die ist nun eine von Großfamilien geprägte Solidaritätsgesellschaft. Die nimmt man halt auf und dann hat man halt ein paar mehr Fresser, aber das ist nicht so, dass hier Flüchtlingslager sind und die Leute einen belästigen. Gut, man wird öfters um Geld angehauen jetzt, das ist der Unterschied. Aber auch das ist eigentlich wahnsinnig diszipliniert …

    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.

    Sie können das vollständige Gespräch mindestens bis zum 19.7.2013 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören
    Der Schauspieler und Schriftsteller Christof Wackernagel
    Christof Wackernagel (picture alliance / dpa / Horst Galuschka)