Freitag, 19. April 2024

Archiv


"Es gibt noch Tickets ohne Ende"

Der Fußball-Weltverband FIFA gerät bereits zum WM-Auftakt massiv unter Druck. Es werde bei dieser WM "nicht einen einzigen freien Sitzplatz geben", dies hatte Fifa-Generalsekretär Jerome Valcke den Veranstaltern am Kap öffentlich versprochen. Aber die Realität, wie sie sich deutlich in den Fernsehbildern mitteilt, sieht anders aus.

Von Thomas Kistner | 13.06.2010
    Die FIFA behauptet seit Wochen, 97 Prozent der knapp drei Millionen WM-Tickets seien verkauft. Das wird nun als wahrheitswidrig entlarvt. Reiseagenturen teilten soeben mit, es seien "heute noch bei jedem der von der Fifa lizensierten Agenten Tickets ohne Ende" verfügbar - ausdrücklich auch für das Endspiel. Nicht nur in Südamerika säßen die Händler auf Bergen von Tickets.

    Tatsächlich sieht die Realität nach den ersten drei Spieltagen ernüchternd aus. Sogar beim Eröffnungsspiel in Johannesburg blieben mehr als 500 Plätze frei. Tausende leere Sitze gab es heute bei Algerien gegen Slowenien und Serbien gegen Ghana. Und im Match Südkorea gegen Griechenland in Port Elizabeth war gleich ein Drittel des Stadions leer geblieben, 15.000 Plätze.

    Die Fifa hat jetzt die Schuld auf tausende angebliche Ticketbesitzer geschoben, die nicht erschienen seien. Trotzdem kündigte sie Untersuchungen an, insbesondere, wie es zu all den leeren Sitzen beim Eröffnungsspiel kam. Dort wurden hunderte Plätze mit freiwilligen WM-Helfern gefüllt.

    Ein Problem der Fifa ist, dass sich in Südafrika aus Sicherheitsgründen nicht die üblichen Last-Minute-Tricks anwenden lassen, um WM-Stadien am Spieltag mit Freikarten-Aktionen für Einheimische aufzufüllen. In Johannesburg hatte es erst letzte Woche beim Testspiel Nigeria gegen Nordkorea ein Massengedränge mit 16 Verletzten gegeben, als dort Freikarten verteilt worden waren.

    Ein weiteres Dauerproblem ist auch der schwache Kartenverkauf an Sponsoren und Geschäftsgäste im Hospitality-Bereich. Von 380.000 Tickets wurde nicht mal die Hälfte verkauft. Entsprechend groß sind die Lücken in den exquisiten oberen WM-Rängen. Und diese Edelsitze lassen sich kaum nachträglich zu Dumpingpreisen unters Volk bringen.