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Es muss nicht immer Oxford sein

In Oxford oder Cambridge zu studieren, das ist ein Traum von vielen Studenten weltweit. Dass diese beiden sehr alten Universitäten eine Ausnahme darstellen, selbst im britischen Hochschulsystem, das macht die britische Hochschulmesse klar. 27 Universitäten aus allen Teilen Großbritanniens stellen derzeit auf einer Tour durch Deutschland ihre Profile vor. Start war gestern in München. Dass es entgegen der landläufigen Meinung gar nicht so schwer ist, einen Studienplatz an einer britischen Universität zu bekommen, erfuhr Susanne Lettenbauer:

Von Susanne Lettenbauer | 27.11.2007
    "Ich mache meinen Abschluss, einen Bachelor jetzt dann im Sommer und ich würde meinen Master dann eben gern im Ausland machen."

    "Bournemouth habe ich mir gerade angeschaut, dann noch die University of Arts in London, aber die ist hier nicht, ja, dann noch Oxford oder so was wäre nicht schlecht, aber ob man da reinkommt, weiß ich nicht."

    Viel wussten diese Studenten gestern nicht vom britischen Hochschulsystem. Auf den ersten Blick irritierten vor allem die vielen Abkürzungen für die möglichen Abschlüsse an Großbritanniens Universitäten, die alle bis auf eine Ausnahme staatlich sind.

    Angefangen vom einfachen HND, dem Higher National Diplomas innerhalb von zwei Jahren bis hin zum PhD, dem Doktor der Philosophie - alles scheint möglich, wenn man die entsprechenden Noten vorweisen kann, erklärt Kieron Broadhead von der University of London:

    "Einige unserer Studienfächer unterliegen einer starken Beschränkung, zum Beispiel die Medien und Kommunikationswissenschaften, da verlangen wir einen Notendurchschnitt von 1,5 im Abitur. Dafür bekommt man auch absolut hohe Qualität. Bei anderen Fächern braucht man nur einen Durchschnitt von 2,5. Es hängt davon ab, was man studieren möchte."

    Gerade aus Deutschland hätten die Vertreter aus Nottingham, Warwick, London, Edinburgh, Lancaster oder Plymouth gern mehr Studierende, so die beiden Veranstalter Boris Goldberg und Ailsa Murray vom nationalen Kulturinstitut British Council:

    "Die Deutschen waren schon immer unter den Top fünf der ausländischen Studierenden", so Aisa Murray. "Derzeit haben wir 18.000 Deutsche an unseren Universitäten, das ist sehr wichtig. Die Deutschen sind so beliebt, weil sie eine gute Schulbildung haben, exakt arbeiten können, effektiv und schnell. Außerdem sprechen sie gut Englisch. "

    " Nachdem sich also in den vergangenen Jahren gerade im internationalen Bereich ein extrem starker Zustrom aus den asiatischen Ländern wahrgenommen wurde, ist Europa zunehmend wieder interessant geworden, um eben eine entsprechende Verteilung zu erreichen."

    Und die britischen Universitäten könnten einiges bieten, sagt Elke Tinnacher am Stand der University of Warwick, zum Beispiel eigene günstige Unterkünfte und kleinere Seminargruppen:

    "Das hängt vom Kurs ab, aber in den Seminaren sind dann von ein bis 20 Studenten. Die Vorlesungen sind größer, aber die Seminare eben kleiner. Vor allem hat aber jeder Student einen personal tutor zugeteilt, das heißt das ist ein Professor, der wirklich auf den Studenten eingeht und für den Studenten auch da sein kann, wenn der Probleme hat mit akademischen oder auch persönlichen Sachen."

    Diese intensive Betreuung hat ihren Preis. Bis zum Studienjahr 2006/2007 lag die staatlich festgelegte Obergrenze bei zirka 1100 Pfund pro Jahr. Jetzt sind es 3100 Pfund, die man aber mit dem staatlichen auf Antrag gewährten sogenannten Loan unbürokratisch finanzieren kann, erklärt Jochen Pichler, University of Birmingham:

    "Als deutscher Staatsbürger zahlt man denselben Betrag wie ein britischer Staatsbürger. Derzeit betragen die Gebühren für das Grundstudium, also undergraduate studies, 3140 britsche Pfund. Dieses Geld muss man nicht mehr sofort bezahlen wie noch vor einigen Jahren, sondern erst nach dem Abschluss und einem erfolgreichen Arbeitsvertrag mit einem monatlichen Gehalt ab einer bestimmten Summe zahlt man die Studiengebühr zurück. Man beantragt also bei der britischen Regierung ein Kredit, der direkt an die Universität überwiesen wird. Erst wenn man ein vernünftiges Gehalt bezieht muss man dieses Geld zurückzahlen."

    Eine Auskunft, die das Interesse an einem Studium in Großbritannien merklich steigen lässt. Erst recht als die Studenten erfahren, dass es in Schottland noch günstiger werden soll. Claire Forsman von der University of Edinburgh
    erzählt, dass das schottische Parlament Studenten aus der EU die Abschlussgebühr, das Graduate Endowment, erlassen will sowie Studiengebühren für das Erststudium:

    "Es stimmt, dass wir in Schottland eine andere finanzielle Vereinbarung haben als im Rest der Insel, das heißt die schottische Regierung möchte die Studiengebühren übernehmen, so dass man nur die Lebenshaltungskosten tragen müsste."

    Und diese Befreiung von den Studiengebühren würde dann ohne Altersbeschränkung gelten. Bereits jetzt spielt das Alter keine Rolle bei der Immatrikulation in Großbritannien. Ob 18 oder 48, jeder kann, so er von der beabsichtigten Universität als geeignet eingestuft wird, studieren, sogar ohne einen früheren formalen Abschluss:

    "In England gibt es doch das Programm "lifelong learning”, dass heißt man kann auch 60 Jahre alt sein und einen Bachelor-Degree machen. Man hat viel mehr Möglichkeiten neben der Arbeit zu studieren, da gibt es viel mehr Möglichkeiten."

    Infos:

    Webseite für die Bewerbung in Großbritannien
    www.ucas.com

    Webseite zu britischen Aufbaustudiengängen
    www.prospects.ac.uk

    allgemeine deutschsprachige Infos unter:
    www.britishcouncil.de