Freitag, 29. März 2024

Archiv

Espirito Santo
Sorgen um portugiesische Großbank beunruhigen Anleger

Portugal hat im Mai den Rettungsschirm verlassen. Doch nun versetzen Sorgen um die Großbank Espirito Santo Anleger in Unruhe. Die Börsenaufsicht Comissão do Mercado de Valores Mobiliários (CMVM) in Lissabon setzte die Notierung der Aktien der größten Privatbank des Landes bis auf Weiteres aus.

Von Brigitte Scholtes | 10.07.2014
    Ein Mann läuft an einer Filiale der Bank Espirito Santo (BES) in Lissabon, Portugal.
    Ist die Großbank Espirito Santo in Schieflage? (picture alliance / dpa - Mario Cruz)
    Der Heilige Geist lässt sie offenbar im Stich, die portugiesische Holding Espirito Santo International. Diese Holding ist mit sieben Milliarden Euro verschuldet und hat die Rückzahlung kurzfristiger Schuldtitel verschoben. Die Zahlungen wären am 15. Juli fällig. Davon betroffen sind private und institutionelle Kunden der Holding-Tochter Espirito Santo Financial Group. Und die wiederum ist mit 25 Prozent beteiligt an der börsennotierten Banco Espirito Santo. Das klingt kompliziert, ist es auch, und es zeigt vor allem die Intransparenz der gesamten Gruppe. Dass die Geldmarktpapiere nicht bedient werden, ist zwar nicht Schuld der börsennotierten Banktochter, aber sie leidet unter den Nachrichten, erklärt Abdoulaye Aboubakar, Analyst der DZ-Bank:
    "Das hat die Investoren dann so richtig in Panik versetzt, und dementsprechend hat sich die Lage so ein bisschen zugespitzt. Die Probleme der Espirito Santo International sind aber seit Langem bekannt, und die Aufsichtsbehörden haben auch schon Ermittlungen eingeleitet. Und diese Holdinggesellschaft ist dabei, eventuell sogar Gläubigerschutz zu beantragen, das steht noch nicht fest. Das zeigt dann schon, dass die Problematik eigentlich bekannt ist. Und es ist einfach nur eine Verkettung unglücklicher Nachrichten sozusagen, die dazu geführt hat, dass der Markt etwas nervöser geworden ist."
    Ermittlungen wurden eingeleitet
    Eine der Gläubiger dieser Papiere ist Portugal Telecom, die mit etwa 1,2 Milliarden Euro investiert ist. Ein Ausfall wäre sehr unangenehm für das Unternehmen. Die finanzielle Schieflage der Holding ist also durch die familiengeführte Espirito Santo International verursacht, diese verwaltet über eine Holding die Investments der Familie in verschiedenen Branchen, dazu gehört im Übrigen auch ein Anteil an der Portugal Telecom. Die portugiesische Notenbank hatte schon Ermittlungen gegen die Gesellschaft wegen Unregelmäßigkeiten eingeleitet. Diese undurchsichtigen Investments der Mutter bringen nun also auch indirekt die Banktochter in Probleme - zumindest bei den Investoren, sagt Analyst Aboubakar. Deren Bonität werde auf eine harte Probe gestellt:
    "Weitere portugiesische Banken sind da jetzt nicht unmittelbar davon betroffen. Aber natürlich leidet man mit am Markt. Die Investoren werden jetzt nicht sich nur von Banco Espirito Santo trennen wollen, sondern zum Teil dann auch von den Papieren anderer portugiesischer Banken. Man hat auch gesehen, dass selbst Spanien oder Italien, alle Peripherieländer schon in Mitleidenschaft gezogen wurden."
    Die Unsicherheit greift also um sich, insgesamt aber beruhigt Aboubakar:
    "Eine neue Bankenkrise sehen wir durch diese Problematik nicht. Es ist wirklich eine Geschichte, die sich auf Espirito Santo beschränkt."
    Die Investoren seien wegen der vielen negativen Nachrichten etwa auch wegen der geopolitischen Lage etwas nervöser geworden.