Donnerstag, 25. April 2024

Archiv

Essener Hochschule FOM
Privates Erfolgsmodell

Die Zahl der Studierenden an privaten Hochschulen steigt jedes Jahr stetig, dieses Wintersemester um fast 15 Prozent. Die größte private Hochschule ist die FOM, die Hochschule für Ökonomie und Management mit Sitz in Essen. Was ist ihr Erfolgsrezept?

Von Dirk Biernoth | 21.01.2015
    Eine Besucherin steht am Stand der Hochschule FOM, der größten private Hochschule Deutschlands, auf der Messe "Master and More" am 20.01.2015 in Leipzig (Sachsen).
    Eine Besucherin steht am Stand der Hochschule FOM auf einer Bildungsmesse in Leipzig (picture alliance / dpa / Peter Endig / ZB)
    Die FOM-Hochschule für Ökonomie und Management sitzt in einem unscheinbaren Gebäude im Essener Norden. Immer mehr Studierende haben sich in den letzten Jahren für ein Studium hier entschieden - so viele, dass auf dem bisher als Parkplatz genutzten Grundstück nebenan in den kommenden Jahren ein Neubau entstehen soll. Fast 33.000 Studierende gibt es an der FOM - nicht alle in Essen, sondern bundesweit verteilt auf mehr als 30 Standorte. Die FOM hat sich auf berufs- und ausbildungsbegleitende Studiengänge ausgerichtet. Studentin Anna Neugebauer hofft so, viel Zeit zu sparen.
    "Ich habe den Vorteil gesehen, eine Ausbildung zu machen und nebenbei zu studieren. Das ist geballt. Also, innerhalb von dreieinhalb Jahren habe ich zwei Abschlüsse: einmal die Ausbildung und auch den Abschluss. Und habe mich dann informiert: Wo passt es denn am besten? Und das war die FOM. Die ist bekannt. Da sind Freunde, die hier bereits eingeschrieben sind. Und dann habe ich mir die Zeitmodelle angeguckt: super aufgebaut, total passend zu den Arbeitszeiten."
    300 Euro pro Monat für einen Bachelor-Studiengang
    Studierende zahlen an der FOM rund 300 Euro pro Monat für einen wirtschaftswissenschaftlichen Bachelor-Studiengang. Im Fall von Anna Neugebauer hat der Ausbildungsbetrieb die Kosten übernommen. Daniel Weiß macht gerade berufsbegleitend seinen Master in Wirtschaftspsychologie an der FOM. Er finanziert das Studium über sein Gehalt. Denn anders als Studierende an staatlichen Hochschulen muss er nebenbei nicht Jobben, sondern kann bereits in seinem Beruf arbeiten. Die Studiengebühren sind seiner Meinung nach gut angelegt.
    "Ich habe vorher mal an der öffentlichen Uni studiert. Und ich muss ganz ehrlich sagen: Ich bin froh, dass ich jetzt meinen Bachelor an der FOM gemacht habe, weil der Service einfach ein ganz anderer ist. Die Betreuung ist wesentlich besser. Die Rahmenbedingungen sind klar gesteckt, sodass man sich im Grunde genommen um die organisatorische Geschichte fast keine Gedanken machen muss."
    Betreutes Studieren nennen Kritiker der privaten Hochschulen dieses Modell. Sie glauben, dass die Studierenden auf diese Weise keine selbstständige Organisation lernen. Außerdem wird oft kritisiert, dass private Hochschulen weniger breit angelegt sind, als ein grundständiges Studium an einer öffentlichen Hochschule. Doch das will der Rektor der FOM, Burghard Hermeier, nicht gelten lassen. Man könne nicht alle privaten Hochschulen über einen Kamm scheren. Immerhin biete die FOM mehr als 10 verschiedene Masterstudiengänge an.
    "Leider gibt es im Bereich der privaten Hochschulen auch einige Fehlentwicklungen. Studierende sind gut beraten, bei einer so wichtigen Entscheidung, nämlich eine Hochschule auszuwählen - das ist ja eine Lebensentscheidung, genau hinzuschauen."
    Nicht jedes Zertifikat ist ein Hochschulabschluss
    Auch der Rektor der staatlichen Universität Duisburg-Essen, Ulrich Radtke, weist daraufhin, dass es auf den späteren Abschluss ankomme. Dieser müsse allgemein anerkannt sein. Nicht jedes Zertifikat sei ein Hochschulabschluss.
    "Wenn ich meinen Kindern eine Hochschule empfehlen müsste, ich würde immer eine staatliche Hochschule empfehlen. Es gibt manchmal eben besondere Gründe, die dazu führen, dass sich jemand für eine private Hochschule entscheidet - als grundständiges Studium. Ich rede nicht von dem berufsbegleitenden, weil das ist sicherlich richtig und wichtig, was die Universitäten und Fachhochschulen in der Form gar nicht leisten könnten. Aber ein grundständiges Studium kann man an jeder staatlichen Hochschule sehr gut absolvieren."
    Der Trend - schaut man sich den Anstieg der Studierenden an - geht wohl vom grundständigen Studium zu einem berufsbegleitenden Studium hin. Auch wenn die Zuwächse an der Universität Duisburg-Essen mit rund vier Prozent noch über dem Durchschnitt liegen, verzeichnen die privaten Hochschulen einen stärkeren Zulauf. Uni-Rektor Ulrich Radtke sieht die privaten Hochschulen dennoch nicht als Konkurrenz an. Denn besonders teure naturwissenschaftliche Studiengänge ließen sich nicht über Studiengebühren finanzieren.
    "Bisher sehe ich diesen Wettbewerb nicht. Also, auch wenn es mittlerweile 150 private Hochschulen gibt. Die sind ja sehr stark fokussiert auf bestimmte Bereiche. Das ist im wesentlichen Wirtschaft. Sie können eine private Hochschule nur rentabel betreiben zurzeit in Deutschland, wenn Sie eine Buchwissenschaft anbieten."
    Teure Experimente könnten auch weiterhin nur an staatlichen Universitäten angeboten werden, sagt Uni-Rektor Radtke. Und auch Grundlagenforschung könne an privaten Hochschulen aus finanziellen Gründen kaum betrieben werden. Deshalb macht ihm der große Zulauf an den privaten Hochschulen keinerlei Sorgen.