Donnerstag, 28. März 2024

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„Game of Thrones“-Ausstellung
Auf ein Selfie mit „Dany“ Targaryen

Von Rüstungen bis zum eisernen Thron: In einer Wanderausstellung in Oberhausen gibt es die erfolgreiche Serie "Game of Thrones" nun hautnah und fast zum Anfassen. Ein Fall für prä-adoleszente Allmachtsphantasien? Oder das Coolste, was es für Serienjunkies aktuell zu sehen gibt?

Von Peter Backof | 27.11.2018
    Zuschauer einer Ausstellung über die US-amerikanische Fantasy-Fernsehserie "Game of Thrones" in Amsterdam fotografieren eine Rüstung aus dem Film.
    Besucher fotografieren eine Rüstung aus der Serien "Game of Thrones" (picture alliance / dpa / Robin Utrecht)
    Eine gigantische Mauer aus Eis als Schutz vor dem abartig Anderen, dem Reich der Toten, die als Zombies weiterkämpfen - womöglich das stärkste Bild in bisher sieben Staffeln "Game of Thrones". Die Ausstellungshalle im "CentrO Oberhausen" hat 2000 Quadratmeter Gesamtfläche; nicht genug für "Die Mauer". Insofern tut die "Touring Exhibition" zur TV-Serie gut daran, nicht auf Pathos zu setzen. Die Eiswand ist heruntergebrochen zum Spiegelkabinett. Besucher liegen auf dem Boden und können für ein Selfie so tun, als würden sie da hoch kraxeln. Genau so kriegt man sie, die Fans von "Game of Thrones". Frank und Marion Müller aus Offenbach nennen sich sogar Hardcore-Fans:
    "So wie hardcore Fußballfans. Wir leben das einfach aus."
    "Da gibt es Conventions, wo man sich dann trifft und austauscht."
    "Kostümprojekte bespricht, guckt, wie hat der andere das gemacht?"
    "Wir lieben alles, was mit der Serie zu tun hat. Die Kostüme, das Merchandise."
    Die beiden sind Cosplayer; in den Hauptrollen "Dany" Targaryen und "Ned" Stark kostümiert, werden sie öfter mal für Events gebucht. "Game of Thrones" ist für Millionen von Fans längst eine ikonische Marke. "Es hat praktisch das Genre revolutioniert, eine neue Art von Genre geschaffen: diese High End Fantasy Productions, wo man extrem viel Wert auf Ausstattung legt", sagen sie.
    Banner, Rüstungen, Schwerter
    Robin Stapeley: "It's really an epic show – in display in this exhibition."
    Und die ganze epische Breite der Detailbesessenheit der Produktion des US-TV-Senders HBO will auch die Ausstellung spiegeln, sagt Kurator Robin Stapeley. So ist in weiten Teilen eine Kostüm- und Requisitenschau zu sehen. Der Blick in einschlägige Foren im Netz zeigt: Es gibt – zum einen - den Rollenspieler-Typ als Fan. Banner, Rüstungen, Schwerter der Starks, Lannisters, Targaryens und aller anderen Häuser im Streit um den eisernen Thron der Westeros-Welt können sie enzyklopädisch herbeten und weisen - als Wissenschaft für sich – auf die Unterschiede zu den Romanvorlagen des Briten George R.R. Martin hin, den manche zum neuen Tolkien erklärt haben. Während es anderen um die emotionalen Qualitäten, um die besondere Charakterzeichnung in "Game of Thrones" ginge, ergänzt Stapeley: "People relate to the characters – it's very Shakespearean."
    Die Frauenfigur als Rollenmodell
    Wie bei Shakespeare seien alle Figuren ambivalent, menschlich und oft allzu menschlich unterwegs. Äußere oder innere Werte? Frank und Marion Müller nehmen beides mit:
    "Es kann jederzeit sein, dass einer von den Lieblingen stirbt, dass einer von den 'Bösen' gut wird oder von den 'Guten' böse wird."
    "Auch Frauen haben sehr viel Macht. Das ist was für Mädchen heutzutage. Dass Frauen auch zeigen, was sie können. Die greifen zum Schwert und hauen richtig drauf."
    Zumal Daenerys Targaryen, die mit Drachen als Kampfdrohnen wie allmächtig agiert. Nicht nur für Marion Müller ein Role Model.
    Szene aus der Serie:
    "Und? Sie kämpft nur auf unserer Seite, wenn ich das Knie beuge!"
    "Wisst Ihr, was sie gemacht hat? Sie hat mich an ein Bett gefesselt, nackt ausgezogen ..."
    "Klingt insgesamt gut!"
    Teenager regieren die Welt, gestandene Männer "beugen ihre Knie" ... Fantasy mit eher aktuellen als mittelalterlichen Allüren - wenn man die Augen zukneift. Emilia Clarke, geboren 1986, wurde mit der Rolle der Daenerys auch fürs Kino zu einer gefragten Schauspielerin weltweit.
    Der Ausstellungsbesucher muss den Plot kennen
    Und auch der 19-jährige Isaac Hempstead Wright hat sehr profitiert: "I've never known anything different but being in 'Game of Thrown'". Angebote kämen in Massen, sagt er, obwohl die Rolle des Sehers und Mediums seine bislang einzige richtig große ist. Dramaturgisch ist Bran Stark, den er darstellt, ganz wichtig für die Serie. Er kann durch die gigantische Eiswand blicken oder am Ende einer Folge den möglichen Fortgang des Plots als Vision andeuten.
    Eines jedoch kann er nicht: Besuchern, die Game of Thrones noch nie gesehen haben, die Faszination der Serie vermitteln. Lange Reihen mit originalen Requisiten, Dolchen und Kelchen, sind zu sehen, Kostüme, betont auf Taille geschnitten, und natürlich der eiserne Thron, der aus Schwertern zusammengesetzt ist. Die Ausstellung ist liebevoll gemacht, aber sie lebt schon davon, dass man den Plot zumindest im Ansatz kennt. Sonst wirkt der Drachenschädel in Originalgröße und vieles andere nur so dahin gestellt wie in einer Tropfsteinhöhle oder einem Märchenwald.