Donnerstag, 28. März 2024

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Louis Begley zu 100 Tage Trump
"Wie ein siebenjähriger Rüpel"

Der Schriftsteller Louis Begley ist mit seinen 83 Jahren ein scharfer und präziser Beobachter der amerikanischen Politik. Der spät berufene Autor und frühere Vorsitzende des amerikanischen Schriftstellerverbandes PEN liefert eine scharfzüngige Analyse der ersten 100 Tage von Donald Trump im Weißen Haus.

Von Kai Clement | 28.04.2017
    Louis Begley zu Gast im Deutschlandradio Kultur 2013
    Erst nach seiner Juristen-Karriere widmete sich Louis Begley der Literatur. Im Deutschlandradio Kultur war er 2013 zu Gast. (Deutschlandradio/Bettina Straub)
    100 Tage der Präsidentschaft Donald Trumps - da entfalte sich eine Katastrophe. Hier spricht kein Theoretiker. Begleys jüdische Familie aus Polen - eigentlich heißt er Ludwik Begleiter - hat die große Katastrophe der europäischen Geschichte selbst erlebt. "100 Tage des Horrors", so schrieb die Zeitung "New York Times" schon vor einigen Tagen. Louis Begley sieht das ähnlich.
    "Ich rede hier gar nicht von der Möglichkeit, dass Präsident Trump den 3. Weltkrieg beginnen wird. Ich glaube, das ist unwahrscheinlich. Aber ich glaube, dass sein Angriff auf die Umwelt eine enorm wichtige Tatsache darstellt. Und ich glaube auch, dass sein Mangel an Geschichtsbewusstsein wie auch makroökonomischem Denken höchst beunruhigende Tatsachen sind."
    Die Fake News als "Volksfeind" - nur ein Beispiel für Geschichtsvergessenheit. Das sei aber geradezu der Inbegriff von Trump, so sieht es Begley.
    Der "Volksfeind" als Kampfbegriff nicht zuletzt der Nationalsozialisten - so erklärt und verurteilt am Volksgerichtshof der Nazis . Vergessen? Nie gewusst?
    "Der Präsident der USA nennt die Presse einen Volksfeind? Das ist eine verblüffend grotesk."
    "Mangelnde Selbstbeherrschung, unwillig zu lernen, skrupellos"
    Noch ein Trump-Zitat - aber gerne, sagt Begley, er möge dieses Spiel mit spontanen Reaktionen auf Präsidentielles.
    Der Präsident erklärt den Luftschlag gegen Syrien - nach einem weiteren mutmaßlichen Chemiewaffenangriff des Landes. Begley erinnert das an George W. Bushs Angriff auf Afghanistan.
    Statt einer lahmen und schwachen Präsidentschaft hatten wir plötzlich den Führer einer Nation im Krieg.
    Begley, der Karriere-Rechtsanwalt, der spät berufene Schriftsteller, der frühere Vorsitzender des amerikanischen Schriftstellerverbandes PEN hat Donald Trump selbst noch nie getroffen. Das sagt er klar und deutlich.
    "No!"
    Seine Ferndiagnose aber fällt verheerend aus: "mangelnde Selbstbeherrschung, unwillig zu lernen, intellektuell faul, skrupellos".
    Im April hat sich dieser Mann selbst dafür gefeiert, seinen Kandidaten für den Obersten Gerichtshof durchgesetzt zu haben. Schnell wechselt der Ton vom Präsidentiellen zum Eigenlob: Geschafft noch vor Ablauf der ersten 100 Tage - das ist doch was! Louis Begley erkennt darin schlicht den Charakter eines siebenjährigen Rüpels.