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EU-China-Gipfel
Peking will EU bei Griechenland-Krise unterstützen

Ein starkes Europa ist für China wichtig, denn der Außenhandel mit der Union beläuft sich jährlich auf eine Milliarde Euro. Die Griechenland-Krise könnte daher auch zu einem Problem für Peking werden.

Von Thomas Otto | 29.06.2015
    Schon am Morgen wurde der Zeitplan des EU-China-Gipfels umgeworfen. Eine Rede des chinesischen Premiers Li Keqiang wurde kurzerhand verschoben. Alles konzentrierte sich zunächst auf die Pressekonferenz von Kommissionspräsident Juncker zu Griechenland.
    Im 40. Jahr der Beziehungen zwischen der EU und China werden Waren im Wert von einer Milliarde Euro gehandelt – am Tag. Aber: Die EU importiert deutlich mehr, als sie nach China exportiert. Auch deshalb hat die Präsidentin des EU-Wirtschaftsverbandes Businesseurope, Emma Marcegaglia:

    "Die Regeln des chinesischen Marktes müssen stärker internationalen Regeln angepasst werden. Wir brauchen einen besseren Marktzugang: Es gibt noch zu viele Staatsbetriebe. Aber auf der anderen Seite erkennen wir an, dass die neue Regierung gegen Korruption vorgeht und versucht, mehr Transparenz zu schaffen. Es gibt also Fortschritte, aber wir wünschen uns davon noch mehr."
    Bleibt die Frage, ob die EU ein zuverlässiger Partner für China ist, wenn sie ihre eigenen, inneren Probleme nicht lösen kann? Eine Teilantwort gab der chinesische Premier Li Keqiang in einem Zeitungsinterview: Europa könne auf Unterstützung bei den Herausforderungen der internationalen Finanzkrise und dem Schuldenproblem in Griechenland rechnen.
    China will starkes Europa haben
    China wolle ein florierendes Europa sehen, eine vereinte Europäische Union und einen starken Euro, weil das im Interesse Chinas sei. Heute bestätigte Li: China wolle weiter in Euro-Anleihen investieren.
    Jacques Pelkmans, Wirtschaftsexperte der Denkfabrik "Centre for European Policy Studies" sieht deshalb in der Griechenland-Krise keine Gefahr für die Handelsbeziehungen zu China.

    "Einerseits ist China sehr froh darüber, dass die europäische Wirtschaft wieder wächst - nicht nur um ein halbes, sondern um eineinhalb bis zwei Prozent. Das ist offensichtlich gut für ihre Exporte und ihre bisherigen Investitionen. Und auf der anderen Seite glaube ich nicht, dass es den Euro zu stark beeinflussen dürfte - sicherlich nicht über die kommenden zwei Wochen hinaus."
    Eine Ansteckungsgefahr und damit Verwerfungen auf den Finanzmärkten befürchtet Pelkmans nicht. Auch Emma Marcegaglia von Businesseurope ist im Hinblick auf die Beziehungen EU-China optimistisch:
    "Zumindest kurzfristig sehe ich da keinen Einfluss. Die Diskussionen drehen sich eher um den Juncker-Plan und die Möglichkeiten, hier zu investieren. Langfristig betrachtet muss man abwarten, wie sich die Situation mit Griechenland auswirkt."
    Mit dem angesprochenen Juncker-Plan will die EU 315 Milliarden Euro an Investitionen auslösen. China sei bereit, Geld in den EU-Investitionsfonds zu stecken, kündigte Premier Li Keqiang heute an. Nach Schätzungen des Brüsseler Thinktanks Breugel ist Europa der zweitgrößte Empfänger direkter chinesischer Investitionen nach dem asiatischen Raum. In Zukunft soll China sogar mehr in anderen Ländern investieren, als Investitionen selbst nach China fließen.