Ralf Fücks über neues "Rezo"-Video

"Ich fand es extrem klamaukig"

03:28 Minuten
YouTuber Rezo zu Gast bei Space Frogs zusammen mit dem Moderator Rick.
Der YouTuber Rezo teilte diesmal beim Kanal "Space Frog" zusammen mit Moderator Rick gegen verschiedene Zeitungen aus. © Space Frogs (Screenshot)
Moderation: Anke Schaefer · 21.08.2019
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Von bierernsten Reaktionen auf das jüngste Video des YouTubers Rezo rät der Publizist Ralf Fücks ab. Deshalb empfindet er auch die Reaktion des Journalistenverbandes auf die Medienschelte unsouverän und unprofessionell.
Der YouTuber Rezo hat in einem Video die Berichterstattung verschiedener Medien kritisiert. Als Gast des YouTube-Kanals "Space Frogs" beschwerte sich Rezo vor allem über die Schlagzeilen einiger Boulevardzeitungen, aber auch über die Arbeitsweise einiger Journalisten. Er blätterte zusammen mit Moderator Rick in aktuellen Ausgaben der Boulevardzeitungen "B.Z." und "Bild". Dabei kritisierte der YouTuber unter anderen die ausführliche Berichterstattung über die Hochzeit von Heidi Klum und Tom Kaulitz.
Ralf Fücks ist geschäftsführender Gesellschafter des Zentrums Liberale Moderne in Berlin.
Ralf Fücks ist geschäftsführender Gesellschafter des Zentrums Liberale Moderne in Berlin. © picture alliance
"Ich fand es extrem klamaukig", sagte unser Studiogast, der Publizist Ralf Fücks, im Deutschlandfunk Kultur. "Da sind so zwei Spätpubertierende auf Speed, mehr oder weniger schlagfertig, die meiste Zeit zerfetzen sie die Bild-Zeitung", beschrieb er das Video. Nebenbei bekomme auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) ihr Fett weg. "Und da fällt dieser schöne Satz: Als ob man von mir erwarten könnte, dass ich diesen Artikel gelesen habe – ich lese keine Zeitung." Der ganze Auftritt sei so aufgezogen, dass sich die Generation YouTube über "die alten Leute lustig mache, die an den alten Medien kleben". Auf so etwas müsse man nicht bierernst reagieren, sagte Fücks.
Zu der Reaktion des Deutschen Journalistenverbandes (DJV), der zunächst eine kritische Pressemitteilung herausgegeben hatte, die dann wieder zurückgezogen wurde, sagte Fücks: "Das finde ich unsouverän." Es sei noch schlimmer, erst mit einer beleidigten Stellungnahme herauszugehen und sie dann wieder zurückzuziehen. "Das ist so etwas von unprofessionell." Daraus könne Rezo dann seinen nächsten Scherz machen, nach dem Motto: "Ich habe es Euch doch gesagt, die können mit diesen neuen Medien überhaupt nicht umgehen."

Ralf Fücks ist geschäftsführender Gesellschafter des Zentrums Liberale Moderne in Berlin. Er war zuvor 21 Jahre lang Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, in der er für die Inlandsarbeit der Stiftung sowie für Außen- und Sicherheitspolitik, Europa und Nordamerika verantwortlich war. Davor war Fücks Co-Vorsitzender der Grünen (1989/90) und Senator für Umwelt und Stadtentwicklung in Bremen. Er hat zahlreiche Bücher publiziert, im September erscheint der Sammelband "Soziale Marktwirtschaft ökologisch erneuern".

Auch der Journalist Michael Angele hat sich das Video angesehen. Anders als Rezo stimmten ihn die Veränderungen der Zeitungslandschaft melancholisch, sagte das Mitglied der Chefredaktion des "Freitag" im Deutschlandfunk Kultur. Er hat mit seinem Buch "Der letzte Zeitungsleser" eine Liebeserklärung an ein verschwindendes Medium verfasst. Das Interview mit Angele hören Sie hier:
(gem)
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