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EU-Sondergipfel
Poroschenko wünscht weiteren EU-Druck auf Putin

Beim EU-Sondergipfel in Brüssel ist der ukrainische Präsident Petro Poroschenko als Gast eingeladen. Aus seinem Umfeld verlautet, dass er weitere EU-Sanktionen gegen Russland befürworte. Die Kämpfe zwischen Separatisten und der ukrainischen Armee gehen unterdes im Grenzgebiet weiter.

Von Florian Kellermann | 30.08.2014
    Petro Proschenko (vorne) und Wladimir Putin
    Petro Proschenko (vorne) setzt auf das Einlenken Russlands nur noch auf EU-Sanktionen (afp / Alexey Druzhinin)
    Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko wird bei seinem heutigen Besuch in Brüssel darauf drängen, dass die Europäische Union ihre Sanktionen gegen Russland verschärft. Das teilte der stellvertretende Leiter der Präsidialadministration Valerij Tschalyj mit. Die Staats- und Regierungschef der EU beschäftigen bei ihrem Sondergipfel, zu dem Poroschenko als Gast eingeladen ist, vor allem mit der Ukraine. Tschalyj sagte:
    "Unsere Gespräche mit führenden Politikern nicht nur aus dem Westen, sondern auch von Russlands Verbündeten, zeigen: Die schon beschlossenen Wirtschaftssanktionen wirken. Sie beeinflussen nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Stimmung in Russland. Moskau setzt gerade sein letzter Argument ein: Waffen und Soldaten, die es in die Ukraine schickt. Aber das Gegenargument sind Särge russischer Soldaten, die zurück in die Heimat gehen. Früher oder später wird die russische Nation deshalb selbst das Treiben der Regierung stoppen."
    Offenbar weitere EU-Sanktionen gegen Russland
    Auch die EU-Außenminister hatten nach einem Treffen in Mailand angedeutet, dass es weitere Sanktionen geben werden. Auslöser dafür sind Berichte verschiedener westlicher Länder, wonach Russland inzwischen reguläre Armee-Einheiten in die Ukraine entsandt hat und die separatistischen Kämpfer unterstützt.
    Auch dadurch sind die ukrainischen Streitkräfte in den vergangenen Tagen zunehmend in die Defensive geraten. Mehrere tausend sind seit mehreren Tagen bei Ilowajsk von separatistischen Kämpfern umstellt. Für sie zeichnete sich heute allerdings eine Lösung ab: Sie sind bereits dabei, den Kessel ohne Kampfhandlungen zu verlassen, teilte der Kommandeur des Bataillons Donbas Semen Sementschenko mit. Nach und nach würden alle freigelassen, im Gegenzug werde die ukrainische Armee Kriegsgefangene übergeben, so Sementschenko.
    Separatisten stellen Ultimatum
    Die Verhandlungen führte offenbar Präsident Petro Poroschenko, nach Angaben von Medien direkt mit den Separatisten. Gestern hatten einige ukrainische Einheiten einen Ausbruchsversuch aus dem Kessel unternommen, waren dabei jedoch in einen Hinterhalt geraten. Zahlreiche starben. Die Separatisten hatten den Soldaten ein Ultimatum bis heute Morgen um sechs Uhr gestellt: wenn sie sich bis dahin nicht ergeben, würden sie vernichtet. Allerdings gebe es mindestens zwei weitere Kessel, in denen Ukrainer eingeschlossen seien, so Sementschenko.
    Zahl der Toten bei Kämpfen schwankt stark
    Seit Beginn der Kämpfe kamen 765 ukrainische Uniformierte ums Leben, teilte die Armeeführung mit. Die Vereinten Nationen geben die Zahl der Getöteten insgesamt mit über 2.600 an.
    Den Separatisten gelang es auch, gestern ein weiteres ukrainisches Kampfflugzeug vom Typ Suchoj abzuschießen, wie die ukrainische Armee meldet. Die prorussischen Kämpfer sprechen sogar von vier Flugzeugen.
    Moskau bestreitet weiter Unterstützung der Separatisten
    Zumindest auf unterer Ebene gibt es weiterhin Gespräche zwischen Russland und der Ukraine. Die Grenzschutzbehörden der beiden Länder würden heute Verhandlungen aufnehmen, teilte die Nachrichtenagentur Interfax Ukraine mit. Auch Vertreter der OSZE würden teilnehmen. Die Ukraine wirft Russland vor, Militärtechnik und Soldaten dort über die Grenze zu bringen, wo diese von Separatisten kontrolliert wird. Damit verstärke Russland laufend die Kämpfer. Vor Kurzem legte die Nato Satellitenbilder vor, die russische Militärkolonnen zeigen, wie sie die Grenze passieren. Journalisten hatten dies außerdem wiederholt beobachtet. Moskau bestreitet indes, die Separatisten zu unterstützen. Es gebe lediglich Russen und russische Soldaten, die freiwillig und in ihrer Freizeit auf der Seite der Separatisten kämpften. Vize-Verteidigungsminister Anatolij Antonov wiederholte heute, Russland führe keine Kampfhandlungen in der Ukraine.