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Euronatur in Dubai

Sie engagiert sich längst nicht mehr nur für den Umwelt- und Naturschutz in Europa: die - kurz: Euronatur - mit Sitz in Radolfzell. Weltweit initiiert und betreut sie Projekte: Zum Schutz der Fledermäuse in Polen, zur Rettung der kleinsten Affenart in Südostasien, zum Erhalt von Biotopen. Und sie organisiert Workshops, wo sich Experten austauschen. So wie jetzt zum Thema "Effiziente Wassernutzung" in Dubai, dem zweitgrößten Scheichtum der Vereinigten Arabischen Emirate und gleichzeitig Hauptstadt desselben. Mit dabei: Wissenschaftler der Uni Hohenheim und Vertreter des baden-württembergischen Umweltministeriums.

von Tina Löschner | 24.04.2002
    Dubai - im Südosten der arabischen Halbinsel, mitten in der Wüste. Trocken und heiß ist es hier, auch nachts zeigt das Thermometer weit über 20 Grad. Regen fällt das ganze Jahr über so gut wie nie - und doch: Dubai ist eine grüne Stadt. Überall sprießt Rasen, die kilometerlangen Stadtautobahnen sind gesäumt von Blumenrabatten, Springbrunnen sprudeln, es gibt Golfplätze. Wasser - ein kostbares Gut, gerade in der Wüste - wird auf der arabischen Halbinsel verschwendet. Pro Kopf verbrauchen die Emiratis täglich bis zu 700 Liter - in Deutschland sind es gerade mal knapp 140. Herbert Neuland von Dornier System Consult, einer Tochter des Daimler Chrysler-Konzerns, erklärt den sorglosen Umgang so:

    Es fehlt in der Gesamtbevölkerung das Bewusstsein, dass Wasser eine wertvolle Ressource ist. Das kommt daher, Wasser wird auf der Basis des Korans noch umsonst an die Bevölkerung verteilt und von daher ist ihnen nicht bewusst, dass die Methoden, um Wasser zu gewinnen, hier sehr teuer sind.

    Beispiel: die Meerwasserentsalzung. Um einen Kubikmeter Trinkwasser zu erzeugen, braucht man 60 Liter Heizöl. Das ist teuer. Doch Geld ist in den Vereinigten Arabischen Emiraten da - im Überfluss. Dank des Erdöls. Würde man bei uns in gleicher Weise Wasser gewinnen, so würde eine Tomate rund 10 Euro kosten. Landwirtschaft in der Wüste - macht das überhaupt Sinn?

    Das ist eine sehr gute Frage, über die wir hier auch diskutiert haben. Man könnte beispielsweise den Gedanken verfolgen, dass die Länder in den Golfstaaten überhaupt keine landwirtschaftlichen Produkte produzieren, sondern diese auf dem Weltmarkt zu günstigen Preisen kaufen. Aber dem steht der politische Wille in diesen Ländern entgegen, die - und das muss man anerkennen - ein gewisses Recht haben, ihre Nahrungsmittel selbst zu produzieren.

    So Werner Mühlbauer, Professor am Hohenheimer Institut für Agratechnik in den Tropen und Subtropen. Doch nicht alles, was machbar ist, ist auch sinnvoll. Milchkühe beispielsweise in klimatisierten Ställen, für die mit viel Aufwand Gras angebaut werden muss - in der Wüste einfach fehl am Platz, findet der Wissenschaftler. Dass Umdenken in Bezug auf Wasser notwendig ist, haben einige der jüngeren arabischen Entscheidungsträger erkannt: Ali Altochaisch, stellvertretender Minister für Landwirtschaft und Wasser in Saudi Arabien:

    Wir müssen unseren Umgang mit der Ressource Wasser ändern, wir müssen damit umgehen lernen, dass Wasser ein begrenztes Gut ist. Um den Verbrauch zu minimieren, sollten wir auf moderne Technologien zurückgreifen.

    Beispiele dafür haben die deutschen Teilnehmer des Workshops in Dubai vorgestellt. Von effektiven Bewässerungssystemen über Grundwasseranalysen bis hin zu modernsten Wüstengewächshäusern, die der Hohenheimer Professor Werner Mühlbauer mitentwickelt hat:

    Zum Kühlen benötigt man große Wassermengen und wenn man dafür auch noch Frischwasser einsetzt, also nicht nur zur Bewässerung, dann kommen wir irgendwo an einen Punkt, wo das Verfahren absolut unwirtschaftlich wird. Deshalb die Idee, dafür Brackwasser einzusetzen. Das ist also salzhaltiges Wasser, das wir für die Bewässerung oder als Trinkwasser nicht verwenden können.

    Vorteil der arabischen Halbinsel ist, so Claus Peter Hutter, Präsident von Euronatur:

    Wo viel Geld vorhanden ist, ist man eher bereit, neue Technologien einzuführen und man braucht ja für so was auch entsprechende Testregionen. Das können sie von den ärmeren Gegenden wie den Trockengebieten Afrikas oder so nicht verlangen. Das vergleich ich schon so, es hat auch Leute geben müssen, die beim Mercedes S-Klasse die ersten ABS-Anlagen, den ersten KAT bezahlten, damit er später auch für die günstigeren Preisklassen serienreif wurde. Und ähnlich ist es hier auch beim Umweltschutz.

    Statt Ökoimperialismus - also anderen sagen, wie Umweltschutz funktioniert - Ökoallianzen bilden - das ist das Ziel von Euronatur. In der Zusammenarbeit mit der Wirtschaft - vor allem mit Lufthansa und Daimler Chrysler - sieht Euronatur Präsident Hutter eine große Chance

    Schneller Erkenntnisse umzusetzen, als allein mit der Politik - die wir auch brauchen.