Donnerstag, 28. März 2024

Archiv


Europa hat keine Alternative

Auch in den niederländischen Medien wird ausführlich auf die finanziellen Probleme der Griechen eingegangen. Erst recht, seitdem Athen tatsächlich mit offener Hand in Washington und Brüssel angeklopft hat. Rund 1,8 Milliarden Euro sollen die Niederländer beisteuern.

Von Kerstin Schweighöfer | 28.04.2010
    Dabei war sowohl eine Mehrheit der Wähler als auch der Abgeordneten strikt dagegen, für die Griechen auch nur einen Cent an niederländischen Steuergeldern auszugeben. Daran wird das Kabinett nun immer wieder erinnert.

    Premierminister Balkenende und Finanzminister Kees de Jager allerdings hatten das von vorneherein nicht ganz so streng gesehen. Im äußersten Notfall müssten sich auch die Niederländer kompromissbereit zeigen und helfen. Dieser Fall sei nun eingetreten, so der Finanzminister. Die niederländischen Steuerzahler bräuchten sich keine Sorgen zu machen, so de Jager. Er versuchte sich herauszureden, indem er an den legendären Handelsgeist der Niederländer erinnerte:

    "Die Steuergelder rühren wir nicht an. Stattdessen leihen wir uns das Geld für 1,5 Prozent, worauf die Griechen es sich von uns leihen können – und zwar für fünf Prozent."

    Außerdem, so betonte de Jager, werde genaustens untersucht, ob Griechenland sich an alle Bedingungen halte und alle Sparmassnahmen auch tatsächlich wie versprochen durchgeführt habe. Erst dann werde er mit dem Parlament darüber debattieren, und erst dann werde entschieden, ob die Niederländer auch tatsächlich zahlen.

    Beschwichtigen allerdings ließen sich die Abgeordneten damit nicht – schon allein deswegen, weil es unsicher ist, ob die Griechen jemals in der Lage sein werden, das Geld zurückzuzahlen.

    "Wir tun besser daran, einen Teil der 1,8 Milliarden als Subventionen zu betrachten."

    So das angesehene NRC-Handelsblad in seinem Kommentar. Solange Europa keinen Mechanismus entwickelt habe, um einem Mitgliedsstaat zu helfen, sollte es solche Fälle besser ganz dem IWF überlassen.

    "Es ist wie bei den Banken",

    findet die Tageszeitung Volkskrant,

    "Europa hat keine Alternative. Auch wenn es teurer ausfällt als erwartet: Griechenland muss gerettet werden!"

    Allerdings nur unter bestimmten Bedingungen, sagen viele Abgeordnete: "Wir bestehen auf totaler Offenheit und Einsicht in alle Akten und Dokumente!" forderte der rechtsliberale Abgeordnete Frans Weekers im Radio. Weekers gehört zu den vehementesten Gegnern von Finanzhilfen an die Griechen:

    "Mich interessiert vor allem, was die Griechen 2011 und 2012 zu ihrer Sanierung zu tun gedenken. Und ich will wissen, wie groß das Risiko ist, dass die Griechen zu einem Präzedenzfall werden. Griechenland muss ein abschreckendes Beispiel bleiben. Wir können doch nicht die gesamte Schuldenlast von Südeuropa auf unsere Schultern nehmen! Wobei wir übrigens gar nicht so weit südlich zu gehen brauchen – auch Belgien hat einen riesigen Schuldenberg!"

    Viele Abgeordnete rasseln so wie Weekers bereits mit den Säbeln und bereiten sich auf eine heftige Debatte vor. Die Wähler hingegen lässt das bankrotte Griechenland inzwischen relativ kalt, sie haben mehr Interesse an den bevorstehenden Parlamentswahlen vom 9. Juni. Außerdem, so betont ein älterer Niederländer: "Wir wissen doch sowieso alle, wie es ausgehen wird":

    "Aus unserem anfänglichen 'Nein’ ist ein 'Vielleicht’ geworden, und am Ende bleibt es doch wieder am Steuerzahler hängen!"