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Eurozone
Vermögen in Deutschland ungleich verteilt

Zwar haben die Deutschen über sieben Billionen Euro angespart, doch ist dieser Reichtum so ungleich wie in keinem anderen Land der Eurozone verteilt, wie eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) feststellt. Die Zahl der Deutschen, die kein Vermögen angespart haben, ist so zum Beispiel gestiegen.

Von Gerhard Schröder | 26.02.2014
    7,4 Billionen Euro Vermögen haben die Deutschen angehäuft. Aber der Reichtum ist höchst ungleich verteilt. So ungleich, wie in keinem anderen Land der Eurozone, sagte der Ökonom Markus Grabka vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, DIW.
    "Es ist so, dass die Vermögensungleichheit nicht signifikant verändert, sondern sie verharrt auf hohem Niveau."
    Die reichsten zehn Prozent des Landes besitzen mindestens 217.000 Euro, bei dem obersten ein Prozent sind es über 800.000 Euro. Ein Fünftel der Bevölkerung hat dagegen gar kein Vermögen angespart, bei sieben Prozent waren die Schulden laut Studie höher als die Ersparnisse.
    Deutliche Verluste mussten in den vergangenen zehn Jahren Arbeitslose hinnehmen, ihr Vermögen ist seit 2002 um 40 Prozent geschrumpft, auf durchschnittlich 18.000 Euro.
    "Diese sind natürlich von der Hartz-Gesetzgebung betroffen, das heißt, sie müssen, bevor sie diesen staatlichen Sozialtransfer in Anspruch nehmen können, erstmal privates Vermögen aufbrauchen, bis auf ein gewisses Schonvermögen. Deshalb fällt dieser Wert mit 18.000 so gering aus."
    Besonders wohlhabende Personen – Milliardäre und Millionäre mit dreistelligem Millionenvermögen - tauchten in der repräsentativen Untersuchung gar nicht auf, merkte Grabka an. Im Ergebnis bedeutet dies, dass das wahre Ausmaß an Vermögensungleichheit unterschätzt wird, heißt es in der Studie wörtlich.
    Gefälle zwischen Ost und West, Männern und Frauen
    Der Graben verläuft dabei zwischen Ost und West, Männern und Frauen, so lautet eine weitere Erkenntnis der Forscher. Der Studie zufolge besitzen Männer 40 Prozent mehr Vermögen als Frauen, Westdeutsche doppelt soviel wie Ostdeutsche. Allerdings ist die Kluft zwischen alten und neuen Bundesländern in den vergangenen Jahren etwas kleiner geworden, sagte Grabka:
    "Wir haben in Ostdeutschland seit 2007 einen deutlich besser laufenden Arbeitsmarkt als in Westdeutschland. Die Zahl der Arbeitslosen ist hier schneller zurückgegangen als in Westdeutschland. Das hat insgesamt die Einkommenssituation verbessert und damit auch die Sparmöglichkeiten der privaten Haushalte in Ostdeutschland."
    Anstieg der Schulden der Deutschen
    Deutlich gestiegen sind in den vergangenen Jahren die Schulden der Deutschen, auf insgesamt 1,1 Billionen Euro. Fast jeder dritte Deutsche lebt auf Pump, was Grabka problematisch findet. Vielen Deutschen fehle das Geld, um zusätzlich zur gesetzlichen Rente fürs Alter vorzusorgen.
    "Ich halte es im Hinblick auf die Alterssicherung für problematisch, dass wir mehr Personen haben, die ver- oder überschuldet sind. Hier ist Politik gefragt. Und ich würde es in die Richtung lenken, dass man über alternative Anreizmechanismen nachdenken sollte, um Personen zu animieren, stärker privat vorzusorgen."
    Die Kluft zwischen arm und reich gefährdet den gesellschaftlichen Zusammenhalt, kommentierte Klaus Ernst von der Linkspartei die DIW-Studie. Den sozialen Frieden sieht auch der Paritätische Gesamtverband in Gefahr und fordert einen Kurswechsel: Reiche müssen stärker besteuert werden, forderte Ulrich Schneider, der Hauptgeschäftsführer des Verbandes. Auch der Wissenschaftler Grabka hält Korrekturen für angebracht:
    "Man kann aus Sicht der Vermögensungleichheit argumentieren. Man kann aber auch argumentieren: Wenn der Staat verstärkt an einer Konsolidierung interessiert wäre, dann hätte er hier eine Stellschraube, um sich im internationalen Vergleich dem OECD-Durchschnitt anzunähern. Hier wäre zumindest theoretisch Luft nach oben."
    Den größten Teil ihres Vermögens mit 5,1 Billionen Euro haben die Deutschen in Immobilien investiert, jeder zweite besitzt eine Immobilie im Wert von durchschnittlich 141.000 Euro. Jeder zweite hat Geld zur Seite gelegt, im Schnitt 29.000 Euro, 51 Prozent besitzen laut ‚DIW - außerdem eine private Versicherung oder einen Bausparvertrag.