Donnerstag, 25. April 2024

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Ex-Bundeskanzler
Schröder bleibt "Russland-Versteher"

Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder will trotz des Ukraine-Konflikts den Dialog mit Russland suchen. "Nur so kann Vertrauen entstehen, das derzeit fehlt", sagte Schröder auf dem Russland-Tag der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns in Rostock.

01.10.2014
    Der Ex-Bundeskanzler und heutige Aufsichtsratschef bei der Gazprom-Tochter Nord Stream, Gerhard Schröder (SPD), spricht am 01.10.2014 in Rostock-Warnemünde (Mecklenburg-Vorpommern) beim Russland-Tag der Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern.
    Auf dem Russland-Tag in Rostock wirbt Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder für Vertrauen zu Russland. (dpa / picture-alliance / Jens Büttner)
    Der Russland-Tag ist ein Wirtschaftstreffen mit mehr als 400 Teilnehmern vornehmlich aus Mecklenburg-Vorpommern und dem Gebiet rund um St. Petersburg. Solche Treffen könnten laut Schröder zu einem neuen Brückenschlag zwischen Deutschland und Russland führen, der nötig sei. Allerdings schließe ein Dialog Kritik nicht aus.
    "Kritik gehört zu einem sachlichen Austausch von Meinungen dazu", betonte Schröder. Er mahnte die Politik, weiter um ein friedliches Europa zu ringen- und übte in diesem Zusammenhang Selbstkritik: "Es ist uns - und da schließe ich meine Amtszeit ausdrücklich mit ein - nicht gelungen, eine stabile Friedens- und Sicherheitsstruktur in Europa zu schaffen", sagte er.
    Schröder fühlt sich Russland eng verbunden
    Schröder fühlt sich Russland weiter eng verbunden und sieht sich als "Russland-Versteher". Das Wort sei zu einem Kampfbegriff geworden, mit dem jene diskreditiert werden sollten, die eine differenzierte Debatte führen wollten, sagte der ehemalige Regierungschef. "Ich stehe dazu, dass ich Russland, seine Menschen und seine politische Führung verstehen will. Ich schäme mich dafür nicht, im Gegenteil: ich bin stolz darauf."
    Belastete Wirtschaftsbeziehungen
    Zu Beginn des Wirtschaftstreffens, das wegen der Rolle Moskaus im Ukraine-Konflikt umstritten ist, beklagte Russlands Botschafter Wladimir Grinin einen Rückgang der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Russland. Der Warenumsatz im ersten Halbjahr 2014 habe sich um 6,5 Prozent verringert, sagte Grinin. Insbesondere der deutsche Export nach Russland ist betroffen. Im Juli sei der Export um 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gefallen. Über das ganze Jahr gesehen könnte der Export um bis zu 25 Prozent sinken.
    Als problematisch bezeichnete Grinin ebenso wie Schröder das Schwinden des gegenseitigen Vertrauens. In den vergangenen Jahren sei eine privilegierte Zusammenarbeit aufgebaut worden. Dieses Vertrauen wieder herzustellen, sei wesentlicher schwerer als nur die ökonomischen Wunden zu behandeln.
    (tzi/tön)