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Explosion
Tödliche Feuersbrunst in indischem Tempel

Bei einem Feuer in einem Tempel in Südindien sind mindestens 100 Menschen umgekommen. Mehr als 200 weitere seien verletzt worden, berichten indische Medien. Im Puttingal-Tempel im Bundesstaat Kerala waren offenbar Feuerwerkskörper explodiert. Viele Menschen wurden von dem Feuer eingeschlossen.

Von Sandra Petersmann | 10.04.2016
    Medizinisches Personal und Umherstehende tragen einen verletzten Mann zu einem Krankenwagen nach einer Explosion im Puttingal Devi Temple in Paravur, Indien.
    Medizinisches Personal und Umherstehend tragen einen durch die Explosion verletzten Mann zu einem Krankenwagen. (afp / STR)
    Alle großen indischen Nachrichtensender zeigen Sondersendungen zur Feuersbrunst im Puttingal Devi Tempel. Das Ausmaß des Unglücks macht den Moderator von NDTV aus Neu-Delhi sichtbar fassungslos: "Mehr als 100 Tote und mehr als 300 Verletzte durch ein entsetzliches Feuer in einem Tempel in Kerala", sagt er und fügt an: "Es geschah um drei Uhr morgens, als ein komplett illegales Feuerwerk in Anwesenheit von bis zu 15.000 Menschen gezündet wurde". "Es gerieten über 100 Kilogramm hoch explosiver Feuerwerkskörper in Brand. Ihre Sprengkraft ist für diese Tragödie verantwortlich."
    Funkenflug löst Serien-Explosion aus
    Der Puttingal Devi Tempel im südindischen Bundesstaat Kerala ist für seine Feier zum regionalen, hinduistischen Neujahrsfest "Vishu" bekannt. Zu dieser religiösen Feier gehört auch ein nächtliches Feuerwerk. In den vergangenen Jahren soll es dort sogar regelrechte Feuerwerks-Wettbewerbe gegeben haben. Feuerwerkskörper sind ein fester Bestandteil vieler religiöser Feiern in Indien. Es kommt immer wieder zu Unfällen, oft wegen fahrlässiger Lagerung, mangelhafter Kontrollen oder Schmiergeldzahlungen. Oft sind religiöse Festivals auf Tempelgeländen auch überfüllt, so dass im Unglücksfall Fluchtwege versperrt sind.
    Heute, in den frühen Morgenstunden, trafen die Funken von bereits gezündeten Feuerwerkskörpern eine unsichere Lagerstätte, in der eine große Menge von Raketen und Böller aufbewahrt wurde. Der Funkenflug löste eine Serien-Explosion aus, ein Feuerball stieg auf. Ein Gebäude stürzte ein und begrub Menschen unter sich, Betonbrocken flogen durch die Luft und trafen flüchtende Menschen.
    Unglück wird politisch ausgeschlachtet
    Nach Angaben von Ministerpräsident Oommen Chandy, der den betroffenen Bundesstaat Kerala regiert, sind viele der Todesopfer bis zur Unkenntlichkeit verbrannt und können nur durch DNA-Tests identifiziert werden. Er hat eine Untersuchung des Unglücks angeordnet. Nach seinen Angaben lag keine Genehmigung für das Feuerwerk vor. Viele Verletzte haben schwere Brandwunden davongetragen. Die indische Armee hat Spezialisten für Brandverletzungen an den Unglücksort geflogen. Es sind Helikopter im Einsatz, um die Verletzten nach und nach in bessere Kliniken zu fliegen.
    Schon jetzt wird das Unglück politisch ausgeschlachtet. In Kerala herrscht Wahlkampf. Es stehen bald Landtagswahlen an. Die Partei von Premierminister Narendra Modi fordert die in Kerala noch immer regierende Indische Kongresspartei heraus. Keine andere Partei hat Indien bisher länger regiert als der Kongress, doch die letzte nationale Parlamentswahl war ein Debakel für die Partei der Nehru-Gandhi-Dynastie. Alle wichtigen Politiker sind jetzt entweder schon vor Ort oder reisen an den Unglücksort um in Kerala medienwirksam Trost zu spenden, Führungskraft zu zeigen und Entschädigungszahlungen zu versprechen.