Donnerstag, 28. März 2024

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Explosion vor 965 Jahren
Keine Höhlenmalerei des Krebsnebels

Vor 965 Jahren flammte im Sternbild Stier ein helles Objekt auf. Es war so strahlend, dass es selbst am blauen Tageshimmel neben der Sonne zu sehen war – beobachtet von Astronomen in China und Arabien.

Von Dirk Lorenzen | 04.07.2019
Die Explosionswolken von Supernovae sind nicht immer kreisrund, wie der Crab-Nebel im Stier zeigt
Der Krebsnebel im Stier ist der Überrest einer Supernova von 1054 (NASA/ESA) (NASA/ESA)
Von dieser Supernova-Explosion ist der Krebsnebel übrig geblieben. Bis heute rasen die Gasmassen auseinander. Rechnet man die Bewegung zurück, so passt alles bestens zu einem Ursprung vor knapp tausend Jahren.
Häufig ist zu lesen, Ureinwohner im Südwesten der heutigen USA hätten seinerzeit die Supernova beobachtet und in Steinzeichnungen verewigt. Tatsächlich gibt es an etlichen Stellen Höhlenmalereien, die einen Stern und ein sichelförmiges Objekt zeigen. Als die Explosion aufflammte, stand die Mondsichel ganz in der Nähe.
Höhlenzeichnungen einer Supernova?
In den 1950er Jahren hatte ein Fotograf Bilder von zwei Höhlenzeichnungen veröffentlicht – und einen Bezug zur Himmelskonstellation während der Supernova erwogen. Schnell verfestigte sich die Auffassung, diese Zeichnungen seien astronomische Dokumente.
Am Morgen des 5. Juli 1054 stand der Mond knapp rechts der explodierten Supernova
Am Morgen des 5. Juli 1054 stand der Mond knapp rechts der explodierten Supernova (Stellarium) (Stellarium)
Inzwischen ist klar, dass die Bilder mit Stern und Sichel nicht die Supernova darstellen. Zum einen gibt es sehr viele dieser Bilder und sie stammen aus völlig unterschiedlichen Epochen - manche sind deutlich älter als die Supernova. Zum anderen könnte die vermeintliche Mondsichel mindestens ebenso gut die Hörner einer Gottheit des Stammes der Hopi andeuten.
Vielleicht haben die Ureinwohner Amerikas die Supernova tatsächlich beobachtet – aber Höhlenzeichnungen haben sie davon nicht angefertigt.