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Exportschlager Windkraftanlage

Die Windenergie hat es zunehmend schwer in Deutschland. Die guten Plätze im Landesinneren werden immer seltener und Standorte draußen auf dem Meer haben noch ihre Tücken. Eine Möglichkeit, um weiterhin gut im Geschäft zu bleiben, ist der Exportmarkt, wie beispielsweise die Errichtung von Windenergieanlagen in Entwicklungsländern. Zu diesem Marktsegment fand eine Fachtagung in Kiel statt.

Von Annette Eversberg | 17.12.2004
    Das Potenzial der Windenergie in vielen Ländern Asiens, Afrikas oder Lateinamerikas liegt deutlich über dem in Europa. Trotzdem ist dieses Potenzial in vielen Fällen den Ländern selbst nicht bekannt. Aus der Sicht des schleswig-holsteinischen Umweltministers Klaus Müller muss es jedoch unbedingt erschlossen werden.

    Es gibt einen Zusammenhang von Armutsbekämpfung und Klimawandel. Das bedingt sich gegenseitig. Denken Sie an Überschwemmungen und Trockenheit. Und deshalb haben wir gesagt, wir wollen Netzwerke knüpfen, wir wollen die Akteure zusammenbringen. Das schafft auch Arbeitsplätze in Schleswig-Holstein und ist unser Beitrag zur weltweiten Arbeitsbekämpfung.

    Kolumbien ist ein Land, in dem der Wind so stark und so dauerhaft weht, wie nirgendwo sonst auf der Welt. Allein auf der Halbinsel Guajira kann man eine Leistung von 5000 Megawatt erreichen. Zum Vergleich: In Dänemark, dem Vorreiter der Windenergie sind es bisher zirka 3000 Megawatt.
    Und Kolumbien hat einen Energiebedarf, der pro Jahr um 2,2 Prozent zunimmt. Außerdem fällt die traditionelle Wasserkraft wegen des El-Nino-Phänomens, das regelmäßig Trockenheiten bringt, immer wieder aus. Die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) unterstützt Länder wie Kolumbien darin, ihr Windpotenzial zu entwickeln. Im Rahmen des TERNA-Windenergieprogramms, für das Dr. Jens Drillisch tätig ist.

    In Kolumbien waren wir beteiligt am Aufbau des ersten Windparks in Kolumbien, der Ende 2003 in Betrieb genommen wurde. Wir haben dort in Zusammenarbeit mit der kolumbianischen Regierung eine Windmessung durchgeführt, eine Machbarkeitsstudie durchgeführt. Damit haben wir die Grundlagen für den Bau des Windparks gelegt, der dann von einem Investor gebaut wurde.

    Wegbereiter für die Erschließung neuer Märkte ist neben der GTZ die KFW-Entwicklungsbank in Frankfurt, die - so Rolf Seifried - ausgewählte Energieprojekte fördern kann.

    Für einen Windpark in Marokko werden wir vermutlich 50 bis 60 Millionen Euro zur Verfügung stellen. 25 Millionen aus dem Bundeshaushalt und 25 Millionen, die die KFW am Kapitalmarkt aufnimmt. Das ist zur Zeit die Planung. Möglicherweise kann sich das noch etwas erhöhen.

    Insgesamt scheinen die Voraussetzungen also günstig zu sein, um den Export deutscher Windenergieanlagen von derzeit 30 auf 60 Prozent zu erhöhen. Auch die technologische Entwicklung in Deutschland und besonders in Schleswig-Holstein, das die höchste Pro-Kopf-Erzeugung bei der Windenergie zu verzeichnen hat, kann sich sehen lassen. Doch es gibt Defizite. Zum einen, was die rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen in den Ländern selbst angeht, aber auch auf der Angebotsseite. Rolf Seifried weiß, dass nicht nur einfach Windenergieanlagen, sondern ganze Paketlösungen gefordert sind. Außerdem muss sich die deutsche Windenergieindustrie bei allen Projekten dem internationalen Wettbewerb stellen. Auch wenn die Entwicklungshilfe für Windenergieprojekte aus Deutschland kommt.

    Langfristig werden sie nicht mehr darum herum kommen, diese Märkte nicht nur von Deutschland aus zu bedienen, sondern auch in Form von joint ventures tätig zu werden.

    Um die Entwicklungszusammenarbeit mit einem erfolgreichen Exportgeschäft verbinden zu können, müssen die Anlagenbauer auch umdenken. In Deutschland und Europa setzt man jetzt auf den Bau großer Windkraftanlagen, um die knappen Standorte optimal auszunutzen und die Kosten deutlich zu senken. In vielen Ländern werden - so Hermann Albers, Vizepräsident des Bundesverbandes Windenergie - jedoch kleinere Anlagen verlangt.

    Wir haben die Nachfrage nach 200-, 300-, 500-KW-Anlagen aus osteuropäischen Ländern, wir haben aber auch Nachfrage nach sehr viel kleineren Anlagen aus den afrikanischen Ländern, die wirklich nur einen Teil des Dorfes versorgen wollen. Sie sind aber darauf angewiesen, über eine einfache, simple und auch bezahlbare Technik zu verfügen. Wenn wir damit eine Lücke im Angebot schließen können, dann ist das sehr erfreulich.