Donnerstag, 18. April 2024

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Exzellenzförderprogramme
"Fachhochschulen deutlich stärker fördern"

Geht es nach Bundesbildungsministerin Johanna Wanka, so sollen auch in Zukunft die Fachhochschulen nicht Teil des Exzellenzförderprogramms werden. Stattdessen soll es ein zusätzliches Förderprogramm für FHs geben. Von einer Exzellenzinitiative light will Ernst Dieter Rossmann, bildungspolitischer Sprecher der SPD, aber nicht sprechen.

Ernst Dieter Rossmann im Gespräch mit Benedikt Schulz | 29.03.2016
    Geldscheine verschiedenen Wertes sind zu sehen.
    Ein zusätzliches Förderprogramm soll die Fachhochschulen stärken. (dpa/picture-alliance/Daniel Reinhardt)
    Benedikt Schulz: Über die Zukunft der Exzellenzinitiative wird schon seit einer ganzen Weile diskutiert. Dass es weitergeht, ist ja schon länger klar, aber eben immer noch nicht so ganz genau, wie. Auch nicht, nachdem der Bereich der Imboden-Kommission Ende Januar teils ja sehr konkrete Vorschläge enthielt.
    Ein Aspekt, der immer wieder zur Diskussion stand, betrifft die Fachhochschulen. Für die gab es ja bislang ziemlich genau gar nichts an Exzellenzförderungen, und deswegen sollten die eigentlich nun zum Zuge kommen. Und offenbar geschieht das jetzt auch, wenn auch wohl anders, als sich das viele möglicherweise vorgestellt haben, denn auch in der neuen Exzellenzinitiative sollen keine Fachhochschulen vorgesehen sein.
    Das hat zumindest Bundesbildungsministerin Johanna Wanka gesagt. Stattdessen soll es ein zusätzliches Förderprogramm für Fachhochschulen und kleinere Universitäten geben. Ernst-Dieter Rossmann ist bildungspolitischer Sprecher der Regierungspartei SPD im Bundestag. Ich grüße Sie!
    Ernst Dieter Rossmann: Schönen guten Tag!
    Schulz: Kriegen die Fachhochschulen jetzt, ich nenne es jetzt einfach einmal eine Exzellenzinitiative light?
    Rossmann: Das ist ja noch Verhandlungssache, aber das Ziel, die Fachhochschulen deutlich stärker zu fördern, verfolgt die SPD schon seit Längerem, und wir sind zuversichtlich, dass auch hier zwischen Bund und Ländern ein entsprechendes Programm verhandelt werden kann, was nicht nur die Fachhochschulen, auch kleinere Universitäten mit im Blick hat, aber was jedenfalls die Dreiheit von Exzellenzinitiative, von Pakt für den wissenschaftlichen Nachwuchs eben um diese dritte Dimension ergänzt.
    "Hervorragende, europa- und weltweit ausstrahlende Forschung in den Mittelpunkt rücken"
    Schulz: Warum gehören die Fachhochschulen nicht in die Exzellenzinitiative?
    Rossmann: Die Exzellenzinitiative hat ausdrücklich das Ziel, hervorragende, europa- und weltweit ausstrahlende Forschung in den Mittelpunkt zu rücken, und mit allem, was recht ist, aber dies ist etwas, was die Fachhochschulen doch nicht als zentralen Auftrag für sich haben, weltweit bedeutende Forschung mit zu leisten.
    Schulz: Es ist jetzt die Rede davon, einen Förderwettbewerb Innovative Hochschule zu starten, um eben die Hochschulen zu belohnen, die mit ihrer Arbeit in die Gesellschaft wirken. In die Gesellschaft wirken ist doch eigentlich das Kriterium für jede Hochschule, oder?
    Rossmann: Ja, deshalb kann ich dem nicht vorgreifen, glaube aber, wenn es ein solches Programm für kleinere und mittlere Hochschulen gibt, dass dieses auch nicht ausdrücklich nur an die Fachhochschulen gerichtet ist, sondern dass das auch etwas sein kann, was kleinere Universitäten mit im Wettbewerb anstreben können, aber es wird sicherlich einen starken Schwerpunkt bei den Fachhochschulen haben, auch in der Vernetzung von Fachhochschulen untereinander, auch mit anderen kleineren Universitäten.
    Wir haben ja in Deutschland mehr Fachhochschulen als Universitäten. Wir haben auch nicht nur ((vier)) große Universitäten, und von daher bleibt die Zielrichtung hier, vor allen Dingen die kleineren und mittleren Einrichtungen anzusprechen in ihrer Transferleistung in Wirtschaft und Gesellschaft hinein, das Leitmotiv von innovativer Hochschule nimmt dieses gut auf, wird dem gut gerecht, was schon an den kleineren Hochschulen mitgeleistet wird, und die Fachhochschulen haben dort einen ganz starken Aufholprozess eingeleitet, haben tatsächlich unterschiedlich, aber viele auch mit größter Expertise Forschungsleistungskapazitäten mit aufgebaut. Und das soll angesprochen werden.
    "Nicht auf den Erfolgen der Vergangenheit ausruhen"
    Schulz: Jetzt ist das Ganze noch in den Verhandlungen zwischen Bund und Ländern, aber wir können ja spekulieren. Bei der Exzellenzinitiative haben Bund und Länder entgegen der Imboden-Kommission nicht dafür votiert, dass die Unis nach erbrachten Leistungen gefördert werden, sondern weiterhin anhand strategischer Konzepte.
    Wie sieht es hier aus? Wäre denn das bei den Fachhochschulen und kleineren Universitäten denkbar, eine Förderung anhand bisheriger Leistungen, oder sollten sie sich auch mit Zukunftskonzepten oder Vergleichbarem bewerben?
    Rossmann: Ein solches Post-Merit-Prinzip – wer schon viel geleistet hat – soll angeblich die Garantie dafür bieten, dass auch in Zukunft er sehr viel leistet. Das trägt sicherlich nicht, sondern wenn verhandelt wird, dann möchte ich vermuten, dass entlang des Grundgedankens von strategischen Konzepten und von Wettbewerbsformen verhandelt wird. Dieses macht auch Sinn, weil es der Zukunft zugewandt ist und sich nicht auf den Erfolgen der Vergangenheit ausruht.
    "Der größte Brocken ist nach wie vor der Hochschulpakt"
    Schulz: Aber auch mehr Anträge produziert.
    Rossmann: Das ist immer ein Widerstreit, dass die einen gern dafür plädieren, bloß nicht weitere Wettbewerbe. Andere sagen, es muss aber immer um die Besten-Förderung gehen, und die Besten schälen sich nun einmal in den Wettbewerben heraus. Ohne Wettbewerb auch keine Bestenauswahl, und wir wollen tatsächlich mit solchen Initiativen auch die besonders hervorragenden Universitäten und Fachhochschulen mit fördern.
    Schulz: Jetzt ist die Rede von mehreren Millionen Euro. Das ist jetzt im Vergleich zur Exzellenzinitiative eher doch ein überschaubarer Beitrag.
    Rossmann: Da haben Sie recht. Mehrere hundert Millionen müssen sich dann ja auch immer auf einen zeitlichen Rahmen beziehen –
    Schulz: Zehn Jahre, wenn ich mich nicht irre ...
    Rossmann: Da haben Sie schon mit am Verhandlungstisch gesessen. Aber ich glaube, das ist durchaus noch Verhandlungsgegenstand auch zwischen Bund und Ländern, in welchen Phasen und über welche Zeitachse hinweg man fördern will.
    Ich denke, dass dieses Konzept der innovativen Hochschule auch nicht das einzige wird bleiben dürfen. Der größte Brocken ist ja nach wie vor der Hochschulpakt, über den wenig geredet wird, aber der immerhin stark auch speziell die Fachhochschulen mit fördert. Von daher ist auch ein solcher gezielter Transferwettbewerb Innovative Hochschule nicht das Ende der Hochschulförderung.
    Schulz: Über die zukünftige Förderung von Hochschulen habe ich gesprochen mit Ernst-Dieter Rossmann, Bildungspolitischer Sprecher der SPD im Bundestag.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.