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EZB erhöht Nothilfe für griechische Banken
Steht der Bank-Run bevor?

Ob die griechischen Banken am Montag noch öffnen, vermag noch nicht einmal die Europäische Zentralbank zu sagen. Allein bis Donnerstag hatten griechische Bankkunden drei Milliarden Euro abgehoben. Die EZB versucht, in der verfahrenen Lage Zeit zu gewinnen - und hat zum zweiten Mal in dieser Woche ihre Nothilfe für griechische Banken erhöht.

Von Brigitte Scholtes | 19.06.2015
    Eine Frau vor der Zentrale der griechischen Notenbank in Athen
    Bat um drei Milliarden Euro mehr: Die Athener Zentrale der griechischen Notenbank am Freitag (AFP / ARIS MESSINIS)
    Die Europäische Zentralbank hat in einer Telefonkonferenz den Rahmen für Notkredite an die griechischen Banken offenbar ein weiteres Mal angehoben. Offiziell wurde das nicht mitgeteilt, auch nicht, um wie viel. Die griechische Notenbank habe um drei Milliarden Euro mehr gebeten, war zu hören. Erst am Mittwoch hatte die EZB diesen Rahmen für diese sogenannten ELAs - Emergency Liquidity Assistance - um gut eine Milliarde Euro auf 84,1 Milliarden Euro erhöht.
    Der Grund sind Sorgen um die Liquidität der griechischen Banken. Allein bis Donnerstag hatten griechische Bankkunden drei Milliarden Euro von ihren Konten abgehoben. Sie horten Bargeld zu Hause, damit sie für den Fall einer Staatspleite gerüstet sind. Die Sorge bei der EZB um die griechischen Geldhäuser wächst also - sie darf solche Notfallkredite eigentlich nur solventen Instituten gewähren. Aber eigentlich handele sie inzwischen politisch, meint Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank:
    "Die Europäische Zentralbank wagt es nicht, in Griechenland den Liquiditätsstecker zu ziehen. Sie würde das nur machen, wenn sie das OK der Politik hätte, sonst macht sie das nicht, und wir sehen es ja auch daran: Woche für Woche hebt sie das Volumen, die Höchstgrenze für die ELA-Notkredite zugunsten der griechischen Banken an, obwohl das Risiko relativ hoch ist, dass der griechische Staat zahlungsunfähig wird und dann die griechischen Banken mitzieht."
    Sorgen um die Liquidität
    So will dem Vernehmen nach der EZB-Rat am Montag schon wieder darüber beraten. Denn wenn die Griechen auch weiter ihre Konten leerräumen sollten, dann drohen noch schneller Liquiditätsengpässe. Doch Ulrich Rathfelder, Volkswirt der Helaba, der Landesbank Hessen-Thüringen, rechnet für dieses Wochenende nicht mit entscheidenden Veränderungen:
    "Die griechische Regierung möchte bestimmt noch vor dem EU-Gipfel am Montag möglichst nichts unternehmen, obwohl bisher schon der normale Grieche vor jedem Wochenende gezittert hat und die Bankabhebungen am Freitag immer besonders hoch war, weil man befürchtete, dass über das Wochenende dann solche Maßnahmen beschlossen werden."
    Kapitalverkehrskontrollen
    Solche Maßnahmen - das wären Kapitalverkehrskontrollen, die die griechische Regierung auf Geheiß der griechischen Notenbank einführen müsste. Wie die sich auswirken, das habe man bei der Bankenkrise auf Zypern vor gut zwei Jahren beobachten können, erklärt Ulrich Rathfelder:
    "Zunächst dürfte praktisch die Abhebung von Geldautomaten beschränkt werden - in Zypern waren es 300 Euro. Größere Überweisungen ins Ausland dürfen nicht mehr getätigt werden. Es dürfen nur noch Überweisungen getätigt werden, die irgendeinen ökonomischen Hintergrund haben wie Außenhandel. Aber auch so einfache Dinge wie Stipendienzahlungen für die Kinder, die im Ausland studieren, werden eingeschränkt."
    Doch noch ruhen die Hoffnungen auf dem Sondergipfel der EU-Staats- und Regierungschefs am kommenden Montag.