Freitag, 29. März 2024

Archiv


EZB lässt Leitzins unverändert

Nach ihrer jüngsten Geldflut wartet die Europäische Zentralbank erst einmal ab. Die Währungshüter halten den Leitzins im Euroraum auf dem Rekordtief von einem Prozent und widerstehen vorerst Forderungen nach noch niedrigeren Zinsen.

12.01.2012
    EZB-Präsident Mario Draghi ist recht zufrieden mit den heutigen Auktionen am Anleihemarkt, vor allem mit der italienischer Papiere:

    "You can see the markets are appreciating what's happening there and what's happening in Italy."

    Man könne sehen, dass die Märkte anerkennen würden, was sich in Italien tue. Auch sonst zeigte er sich recht zufrieden mit der Arbeit der Notenbank – zumindest, was die Wirkung des Dreijahrestenders aus dem Dezember angeht. Da hatte die Notenbank den Kreditinstituten ja eine halbe Billion Euro zum Zinssatz von einem Prozent zur Verfügung gestellt. Das sei eine Versicherung für die Banken gegen Illiquidität, und es verschaffe ihnen Zeit, ihre Kapitalstruktur zu ordnen, meinte Draghi:

    "Seitdem sind einige Märkte für unbesicherte Bankanleihen wieder belebt worden, die vollkommen ausgetrocknet waren. Man darf auch nicht vergessen, dass im ersten Vierteljahr Bankanleihen von mehr als 200 Milliarden Euro fällig werden. Diese Entscheidung hat sicher eine mögliche schwere Kreditklemme verhindert."

    Gleichzeitig aber parken die Banken weiter Kapital bei der EZB – inzwischen fast genauso viel, wie sie sich im Dezember ausgeliehen haben. Mario Draghi hat aber beobachtet:

    "Im Großen und Ganzen sind die Banken, die sich Geld von der EZB geliehen haben, nicht dieselben, die ihr Geld wieder bei der EZB anlegen. Insgesamt ist es sicher richtig zu sagen, dass mit der Höhe des Kapitals, das ins System eingebracht wird, die Verbindlichkeiten der EZB steigen."

    Das durfte man auch als leise Kritik an den Regierungen verstehen. Denn weil die ihre Arbeit nicht ordentlich erledigen, bleibt es an der EZB hängen. Die habe schließlich auch mit ihrer großzügigen Geldvergabe die Situation nach dem Stresstest der europäischen Finanzaufsicht retten müssen:

    "Die Regierungen hätten Kapital bereithalten müssen für den Fall, dass sich im Stresstest zeigen würde, dass es nötig sei. Das hatten sie nicht, als die europäische Bankenaufsicht ihren Stresstest durchführte. Außerdem hätte der Rettungsfonds EFSF schon installiert sein müssen. Denn dies hätte einen positiven Einfluss auf den Anleihemarkt gehabt. Der EFSF war aber noch nicht installiert."

    Zum ersten Mal seit Draghis Amtsantritt im November ließ die EZB aber die Leitzinsen unverändert. Die Notenbank glaubt sogar in einigen Stimmungsindikatoren ganz leichte Zeichen einer Stabilisierung zu erkennen. Doch es gebe auch weiter signifikante Abwärtsrisiken, sagte der EZB-Präsident:

    "Unsere geldpolitische Haltung bleibt großzügig, und zudem bleibt die Unsicherheit sehr hoch, wir werden die Entwicklung beobachten und sind bereit zu handeln."