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Fabriken des Lebens

Die DNA ist der Bauplan des Lebens. Alles ist in ihr festgeschrieben: Haarfarbe, Blutgruppe, Erbkrankheiten. Aber Baupläne an sich sind ziemlich nutzlos, wenn man keinen hat, der sie umsetzt. Fabriken, in denen der Plan gelesen wird und die Bausteine hergestellt werden. Ribosomen sind solche Fabriken. Wie am Fließband verknüpfen sie einzelne Aminosäuren zu Proteinen, den Bausteinen des Lebens.

Von Marieke Degen | 07.10.2009
    AAG, AGT, CTC, CCG, AAT ... Die Bauanleitung der DNA besteht gerade einmal aus vier Buchstaben, die in unterschiedlicher Reihenfolge immer wiederkehren: A, G, T und C. Sie stehen für die vier Basen in der DNA-Doppelhelix: Adenin, Guanin, Thymin und Cytosin.

    In der Zelle müssen immer nur einzelne Teilstücke des Bauplans umgesetzt werden, einzelne Gene der DNA. Diese Teilstücke werden erstmal aus dem Originalplan kopiert, schließlich ist das Original zu wertvoll und darf auf keinen Fall den Zellkern verlassen. Zuerst wird also eine Blaupause genommen, in Form von einer sogenannten Boten-RNA. Die verlässt den Zellkern und begibt sich ins Zellplasma zu den Ribosomen. Diese Fabriken bestehen aus zwei Abteilungen. In der kleineren sitzen die Ingenieure und lesen Stück für Stück die Blaupause vor: Immer drei Buchstaben hintereinander stehen für eine ganz bestimmte Aminosäure. In der größeren Abteilung sitzen die Arbeiter am Fließband und basteln genau nach Anleitung die verschiedenen Aminosäuren zusammen. Richtige Reihenfolge, das ist ganz wichtig. Der Lohn der Mühen: eine Aminosäurekette, die sich noch ein bisschen kräuselt und faltet und so zum funktionstüchtigen Protein wird. Proteine sind die Bausteine der Zellen, sie bekämpfen als Antikörper Krankheitserreger oder regeln den Stoffwechsel.

    Ohne Proteine läuft in unserem Körper gar nichts. Und ohne Ribosomen gibt's keine Proteine. Der Bauplan des Lebens, die DNA - unbrauchbar, wenn er nicht den richtigen Ingenieuren in die Hände fällt.