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Facebook-Datenskandal
Was US-Politiker von Zuckerberg erwarten

Die öffentlichen Schuldeingeständnisse von Mark Zuckerberg reichen US-Politikerinnen und -Politikern nicht aus. Sie wollen den Facebook-Chef bei einer Anhörung vor dem US-Kongress befragen. Dabei könnte es auch um Regeln gehen, die in Europa längst gelten.

Von Marc Hoffmann | 10.04.2018
    April 9, 2018 - Washington, District of Columbia, U.S - Facebook CEO Mark Zuckerberg meets with senators on Capitol Hill before his appearance at two congressional hearings this week. Washington U.S.
    Facebook-Chef Mark Zuckerberg bei einem Treffen mit US-Senatoren vor seiner Kongress-Anhörung. (imago stock&people/ Erin Scott)
    Mark Zuckerberg im Anzug und im Rampenlicht - so wie es der Facebook-Chef nicht gewohnt ist. Sein Auftritt im US-Kongress dürfte zu einem der schwierigsten Momente seiner Karriere gehören. Zuckerberg muss mit ungemütlichen, harten Fragen rechnen.
    Hat Facebook im aktuellen Datenskandal genug getan? Sind die Nutzerdaten wirklich sicher? Der demokratische Senator Bill Nelson und seine Kollegen wollen nachhaken:
    "Welche Schutzmaßnahmen hat Facebook eingeführt, damit das nie wieder passiert? Ehrlich gesagt, sie haben ein paar Maßnahmen ergriffen, aber die werden uns in Zukunft kaum schützen."
    Schuldeingeständnisse vorab
    Große Skepsis schlägt dem Facebook-Gründer ins Gesicht. Bereits gestern hat sich Zuckerberg mit verschiedenen Politikern in Washington getroffen und so versucht, ihnen etwas Wind aus den Segeln zu nehmen, bevor es heute in die Höhle des Löwen geht.
    So entschuldigte sich Zuckerberg im März erstmals öffentlich. Jetzt hat der 33-jährige Unternehmer noch einmal demütig nachgelegt. In einer vorab veröffentlichten Erklärung für die beiden Anhörungen heute und morgen liefert er ein ganz persönliches Schuldeingeständnis. Facebook habe bisher nicht genug getan, schreibt er. Er sei persönlich verantwortlich, es sei sein Fehler gewesen. Worte, um frustrierte Abgeordnete wie den Senator John Kennedy, ein Republikaner, vorab zu besänftigen.
    "Herr Zuckerberg hat das Problem bisher nicht ausreichend angepackt. Wir hatten eine Anhörung und Herr Zuckerberg hatte seinen Rechtsanwalt geschickt. Er war sehr intelligent, sehr wortgewandt. Aber er hat im Grunde nichts gesagt."
    Das Wort "Regulierung" fällt immer häufiger
    Damals im vergangenen Herbst ging es um mögliche russische Wahleinmischung durch massenhafte Facebook-Anzeigen. Dass nun die Daten von bis zu 87 Millionen Facebook-Nutzern weltweit in die Hände der britischen Politikberatungsfirma "Cambridge Analytica" geraten sein sollen - dieser Datenskandal ist für Washington der letzte Tropfen, der das Fass nun wohl zum Überlaufen gebracht hat.
    Die oberste Verbraucherschutzbehörde ermittelt deswegen gegen das weltgrößte soziale Netzwerk und im Kapitol sprechen vor allem Demokraten immer offener davon, den großen Tech-Unternehmen künftig genauer auf die Finger zu schauen. Immer häufiger fällt das "R-Wort" - auch im Interview mit dem Demokraten Richard Blumenthal im Radiosender NPR. "R" wie Regulierung.
    "Europa ist uns beim Schutz der Privatsphäre voraus. Wie kann das sein? Wir brauchen strengere Regeln und müssen vielleicht auch regulieren - was selbst die Facebook-Verantwortlichen nicht ausgeschlossen haben."
    Facebook-Aktien auf Talfahrt
    Wovor man sich allerdings im Silicon Valley fürchtet: Nach den Enthüllungen gingen die Facebook-Aktien auf Talfahrt. Wenn es Facebook-Gründer Mark Zuckerberg nicht gelingt, die kritischen Kongressabgeordneten und die Öffentlichkeit zu überzeugen, könnte der Technologie-Riese weiter an Wert verlieren. Mit den Daten der Nutzer verdient Facebook schließlich sein Geld.
    Immerhin habe Mark Zuckerberg aber erkannt, worum es gehe, ist der amerikanische Journalist Nicholas Thompson im MSNBC-Interview überzeugt. Der Facebook-Chef habe in den vergangenen anderthalb Jahren eine Menge durchgemacht und gelernt. Jetzt gehe es darum, vor den Ausschussmitgliedern im Kongress nur keine Fehler zu machen.