Dienstag, 19. März 2024

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Facebook-Skandal
"Privatsphäre-Einstellungen genau überprüfen"

Bei Facebook sammeln viele User Profildaten an, die viel über die eigene Person aussagen, sagte Netzjournalist Stefan Römermann im Dlf. Nutzern rät er, sich ihre Privatsphäre-Einstellungen genau anzuschauen. Denn man könne nie wissen, wo die Daten landen und ob sie einem später schaden würden.

Stefan Römermann im Gespräch mit Georg Ehring | 21.03.2018
    Ein Wandbild an einer Hauswand im Stadtteil Lavapiés von Madrid zeigt ein Gesicht und die Aufschrift "Facebook is watching".
    "Facebook is watching" - das soziale Netzwerk sammelt alle Daten seiner Nutzer. (picture alliance / Fabian Stratenschulte)
    Georg Ehring: Wer im Internet unterwegs ist, hinterlässt Spuren. Die Analysefirma Cambridge Analytics hat offenbar Daten von Millionen von Facebook-Nutzern ausgewertet und im US-Wahlkampf dem Team von Donald Trump zur Verfügung gestellt - die folgende passgenaue Wahlwerbung war möglicherweise mit entscheidend für den Ausgang der US-Wahlen im November 2016.
    Dies ruft derzeit die Politik auf den Plan, so etwas müsse verhindert werden. Doch vielleicht können das auch wir Nutzer selbst, wenn wir besser Bescheid wissen. Stefan Römermann ist unser Experte für Netzthemen. Zunächst mal, wie war es denn möglich Millionen Nutzer so genau auszuforschen?
    Stefan Römermann: Den Zugriff auf die Daten hat tatsächlich Facebook selbst möglich gemacht und zwar über seine offiziellen Programm-Schnittstellen. Über diese Schnittstellen können beispielsweise Apps und Spiele in Facebook mit dem eigenen Facebook-Konto verknüpft werden. Die Apps können dann zum Beispiel Zugriff bekommen auf meine Kontoinformationen wie Alter, Wohnort und Profilbild - aber unter Umständen auch auf meine Freundesliste, meine Fotos oder sonstigen geteilten Beiträge.
    Blick auf die Privatsphäre-Einstellungen bei Facebook.
    Blick auf die Privatsphäre-Einstellungen bei Facebook. (Screenshot Facebook)
    Laut Facebook soll damit vor allem das "Nutzer-Erlebnis" verbessert werden. Apps können so die eigenen Inhalte genauer auf die Wünsche und Vorlieben der Nutzer zuschneiden. Wenn ich bei Facebook beispielsweise ein Video von Coldplay markiere, könnte es passieren, dass mir ein verknüpftes Video-Portal oder meine Musikstreaming-App bald auch Songs von Coldplay vorschlägt.
    Im konkreten Fall wurden die Daten offenbar über die Psychotest-App "thisisyourdigitallife" gesammelt, die eine Art digitales Persönlichkeitsprofil erstellen sollte. Mit dem Installieren der App haben Facebook-Nutzern den Machern gleichzeitig Zugriff auf weite Teile ihrer eigenen Facebook-Daten aber auch auf die Daten ihrer Facebook-Freunde eingeräumt.
    Problematisch ist vor allem der Zugriff auf die Daten von Facebook-Freunden. Denn davon bekommen die Betroffenen in der Regel nichts mit.
    "Auf der Facebook-Webseite seine Privatsphäre-Einstellungen überprüfen"
    Ehring: Wie ist es denn möglich zu verhindern, dass ich auch so ausgeforscht werde? Einfach die App weglassen oder gibt es da noch mehr Tipps?
    Römermann: Ja, die App weglassen ist auf jeden Fall schon einmal eine sehr gute Idee und genau gucken, welche Apps ich tatsächlich installiere. Facebook bietet inzwischen tatsächlich vergleichsweise gute Einstellmöglichkeiten zum Thema Datenschutz. Allerdings sind die Voreinstellung dabei oft problematisch. Das hießt: Es werden extrem viele Informationen vielen Nutzer zur Verfügung gestellt. Wer seine eigenen Daten schützen möchte, sollte deshalb auf der Facebook-Webseite seine Privatsphäre-Einstellungen überprüfen.
    Dazu klickt man zuerst auf das kleine Dreieck oben rechts auf der Seite, und dann links auf die Punkte "Privatsphäre" und "Apps". Hier kann man dann genau festlegen, wer auf welche Informationen zugreifen darf und wer welche meiner geteilten Fotos sehen darf.
    Blick in den Funktion "Von anderen Nutzen verwendete Apps".
    Blick in den Funktion "Von anderen Nutzen verwendete Apps" (Screenshot Facebook)
    Im konkreten Fall sind vor allem die Einstellungen zu "Von anderen Personen verwendete Apps" wichtig. Hier ist festgelegt, auf welche meiner Informationen möglicherweise Apps und Spiele zugreifen dürfen, die meine Facebook-Freunde installiert haben. Wenn man da schon mal ein paar Häkchen rausnimmt, dann hat man die deutlich besser geschützt.
    Ehring: Das kann doch aber auch Nebenwirkungen haben, wenn plötzlich meine Freunde sagen, ich bekomme doch aber bei Facebook gar nichts mehr von Dir mit?
    Römermann: Das kann durchaus passieren. Wenn man an allen Stellen die Häkchen raus macht. Nicht alle Funktionen zum Teilen von Daten bei Facebook sind ja auch grundsätzlich böse und schlecht. Ich will ja auch Daten teilen. Hier sollten Nutzer deshalb genau überlegen, welche Daten sie wirklich blockieren oder eben freigeben möchten. Restriktive Einstellungen unter dem Stichwort "Von anderen Personen verwendete Apps" sind aber vergleichsweise unproblematisch.
    Ehring: Facebook soll ja meinen Daten zumindest einer ausgewählten Öffentlichkeit zugänglich machen, das ist ja der Sinn der Sache. Warum soll ich trotzdem auf den Datenschutz achten?
    Römermann: Bei Facebook sammeln sich doch eine ganze Menge an Profildaten an, die doch ziemlich viel über meine Person aussagen. Man weiß ja nicht, wo die Daten am Ende landen. Ob es mir dann beispielsweise später bei einer Bewerbung schaden kann, wenn da unseriöse Fotos sind oder wenn es zum Cybermobbing benutzt werden. Das die beispielsweise benutzt werden, um mich fertig zu machen.