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Fackelmarsch an Hitlers Geburtstag
Ausschreitungen bei Thügida-Aufmarsch

Anhänger des fremdenfeindlichen Pegida-Ablegers Thügida sind in Jena am Geburtstag von Adolf Hitler aufmarschiert, gleichzeit gab es eine große Gegenkundgebung. Es kam zu Ausschreitungen, die Polizei nahm 35 Strafanzeigen auf, die Demonstranten aus beiden Lagern betreffen. 15 Polizisten wurden nach Behördenangaben verletzt.

21.04.2016
    Teilnehmer mit Fackeln bei der Thügida-Kundgebung in Jena
    Teilnehmer mit Fackeln bei der Thügida-Kundgebung in Jena (dpa / picture-alliance / Martin Schutt)
    Ob auch Demonstranten verletzt wurden, stand am späten Abend noch nicht fest. Gegendemonstranten warfen nach Polizeiangaben Flaschen und Steine auf die rund 200 Teilnehmer von Thügida. Mehrere Fahrzeuge wurden beschädigt, darunter auch mindestens drei Einsatzwagen der Polizei. Es gab immer wieder Rangeleien von Demonstranten beider Seiten mit Polizisten.
    Gegendemonstranten versuchten, Absperrungen zu durchbrechen
    Nach Polizeiangaben versuchten Gegendemonstranten mehrfach, Polizeiabsperrungen zu durchbrechen. Dabei wurde auch Pfefferspray eingesetzt. Bei mehreren Kundgebungen zählten die Beamten nach eigenen Angaben mindestens 3000 Gegendemonstranten. Mehrere Menschen wurden vorübergehend in Gewahrsam genommen. Mehrere hundert Polizisten waren im Einsatz. Zur Verstärkung rückten Beamte aus Bayern und Brandenburg an.
    Auf dem Weg zum Einsatz nach Jena war ein Einsatzwagen der Bereitschaftspolizei aus Bayern in einen Unfall verwickelt, dabei wurden drei Menschen verletzt. Entlang einer Bahnstrecke in Jena habe es zudem einen Kabelbrand gegeben, wodurch der Aufmarsch verspätet begann. Die Polizei geht nach eigenen Angaben von Brandstiftung aus.
    Verfassungsschutz: Thügida von Rechtsextremen dominiert
    Teilnehmer von Thügida - das Bündnis bestand auf dem 20. April, dem Geburtstag Adolf Hitlers
    Teilnehmer von Thügida - das Bündnis bestand auf dem 20. April, dem Geburtstag Adolf Hitlers (dpa / picture-alliance / Martin Schutt)
    Der Fackelmarsch von Thügida fand an einem symbolischen Datum statt: Der 20. April ist der Geburtstag von Adolf Hitler. Die Stadt wollte den Aufmarsch an dem Jahrestag verhindern und hatte angeboten, die Kundgebung einen Tag später abzuhalten. Thügida bestand auf dem Datum, die Stadt scheiterte vor dem Verwaltungsgericht Gera mit einer Verlegung. Nach Einschätzung des Thüringer Verfassungsschutzes wird Thügida von Rechtsextremen dominiert. Das MDR-Magazin "exakt" hatte zuvor über die Nähe des Anmelders des Aufmarschs zur rechtsextremen Szene berichtet.
    Angesichts der großen Gegendemonstration sagte Jenas Oberbürgermeister Albrecht Schröder (SPD) in einem Videobeitrag der "Ostthüringer Zeitung", dass er stolz auf seine Stadt sei. Die Stadt habe "am Geburtstag des größten Verbrechers der Menschheitsgeschichte Flagge gezeigt". Thügida sei ein "noch übleres Nazitum als die NPD".
    (nch/dk)