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Fährunglück in Südkorea
Präsidentin wirft Kapitän Mord vor

Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye hat das Verhalten des Kapitäns der gekenterten Fähre und einiger Besatzungsmitglieder mit einem Mord verglichen. Mittlerweile sitzen der Kapitän und sechs Crewmitglieder in Haft. Ihnen wird vorgeworfen, die Passagiere im Stich gelassen zu haben.

21.04.2014
    Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye, umringt von Angehörigen vermisster Passagiere der verunglückten Fähre "Sewol"
    Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye spricht mit Angehörigen vermisster Passagiere der verunglückten Fähre "Sewol". (picture alliance / dpa/ Jeon Heon-Kyun)
    "Das Verhalten des Kapitäns und mancher Besatzungsmitglieder ist für den gesunden Menschenverstand unfassbar", sagte die südkoreanische Präsidentin Park Geun Hye der Nachrichtenagentur Yonhap zufolge am Montag vor Mitarbeitern ihres Stabs. Es sei "wie eine Mordtat" gewesen.
    Es sei zunehmend klar, dass der Kapitän der am Mittwochmorgen havarierten Fähre "Sewol" die Evakuierung des sinkenden Schiffes unnötig verzögert und die Passagiere dann im Stich gelassen habe, als er das Schiff als einer der Ersten verließ, so Park. Sie kündigte an, dass das Verhalten aller Beteiligter, angefangen von den Eignern des Schiffs, über die Inspektoren bis hin zur Besatzung, untersucht werde. Die Verantwortlichen würden vor Gericht gebracht.
    Ein riesiger mehrmastiger Kran auf einem Schiff schwimmt auf dem Meer, davor mehrere kleinere Schiffe und Boote sowie Bojen
    Ein Kran schwimmt über der Stelle, an der das Passagierschiff untergegangen ist (picture alliance / dpa / Kimimasa Mayama)
    Kapitän ging als Erster von Bord
    Außer dem Kapitän gehörten Augenzeugen zufolge auch andere Besatzungsmitglieder zu den Ersten, die sich nach dem Unglück in Sicherheit brachten. Seit Samstag sitzen bereits der Kapitän, ein Steuermann und die dritte Offizierin in Haft, die zur Zeit des Unglücks das Kommando auf der Brücke hatte. Am Montag wurden vier weitere Crewmitglieder festgenommen. Ihnen wird Vernachlässigung von Dienstpflichten und Verstoß gegen das Seerecht vorgeworfen.
    Mitschnitte des Funkverkehrs offenbaren Chaos und Panik
    Die Küstenwache veröffentlichte am Sonntag Aufzeichnungen des Funkverkehrs zwischen der Fähre und der Schifffahrtskontrolle. Sie offenbaren, dass zur Zeit des Unglücks auf der Brücke Panik und Chaos herrschte. Kritiker werfen der Besatzung vor, zu spät reagiert zu haben. Zahlreiche Menschenleben hätten gerettet werden können, wenn die Passagiere bereits angewiesen worden wären, das Schiff zu verlassen, als sich dieses zu neigen begann.
    Unterdessen wird die Suche nach vermissten Passagieren im Wrack der "Sewol" fortgesetzt. 64 Leichen wurden bislang geborgen, 238 Menschen werden noch vermisst. Unter ihnen sind viele Schüler. Das Schiff war auf dem Weg zur Ferieninsel Jeju.
    (nin/jan)