Freitag, 29. März 2024

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Börsen in London und Frankfurt
Vorbehalte gegen Fusion in der britischen Presse

Die Deutsche Börse fürchtet einen Bedeutungsverlust und will deswegen mit der London Stock Exchange fusionieren. Der britische Börsenchef sieht eine Fusion ebenfalls als Chance, aber die konservative Presse ist entrüstet.

Von Friedbert Meurer | 04.03.2016
    London Stock Exchange
    Schon zweimal ist die Fusion der Londoner und Frankfurter Börse gescheitert. (imago stock & people)
    Die Aussicht auf einen Zusammenschluss mit Frankfurt findet der Chef der London Stock Exchange, Xavier Rolet, "überwältigend" und präsentiert gleichzeitig hohe Gewinnzahlen seines Unternehmens. Die Londoner Börse konnte im abgelaufenen Jahr ihren Gewinn um mehr als 30 Prozent steigern auf umgerechnet über 830 Millionen Euro. Der Umsatz verbesserte sich um zwei Prozent auf drei Milliarden Euro. Hinzu kommt ein hohes Umsatzplus, weil man den US-Vermögensverwalter Russell Investments erworben hatte. Die Anteilseigner der Börse können sich nun über eine um 20 Prozent höhere Dividende freuen.
    Chance zur gegenseitigen Stärkung
    Börsenchef Xavier Rolet nannte die Pläne, mit der Frankfurter Börse zu fusionieren, eine zwingende Chance, um sich gegenseitig zu stärken. Durch eine Fusion entstehe eine Infrastruktur für den globalen Finanzmarkt, die den Kunden und Anteilseignern der beiden Börsen signifikante Vorteile verspreche. In einer schriftlichen Erklärung bestätigt die Londoner Börse heute, dass es ausführliche Diskussionen zwischen beiden Seiten über einen möglichen Zusammenschluss unter Gleichen gebe.
    Fusion bereits zweimal gescheitert
    Vor mehr als zehn Jahren war eine angestrebte Fusion der Frankfurter und Londoner Börse schon einmal gescheitert – damals auch an einer Welle nationaler Entrüstung auf der Insel gegen eine vermeintliche Unterwerfung unter die Deutsche Börse. Auch jetzt lehnen einige konservative Blätter das Szenario einer Fusion wieder vehement ab.
    Die konservative Wochenzeitschrift "The Spectator" titelt: "Verkauft die London Stock Exchange, wenn ihr müsst. Aber nicht an Frankfurt!" Es handele sich nicht um eine Fusion unter Gleichen, wie behauptet. Frankfurt bekäme mehr Anteile und den Topjob an der Spitze. Das sei für die Brexit-Befürworter eine Provokation. Boris Johnson, der Londoner Bürgermeister und prominenteste Kämpfer für einen Austritt Großbritanniens aus der EU, hatte früher als Journalist und Korrespondent für das Blatt gearbeitet. Es gäbe zwar eine Logik, die für eine pan-europäische Plattform spreche. Aber die Deutschen wollten so viele Geschäfte wie möglich von London nach Frankfurt absaugen.
    Die "Sunday Times" hatte am Sonntag eine Fotomontage gezeigt, bei der ein britischer Gentleman mit Melone die Deutschland-Fahne schwenkt, vor dem Hintergrund der Londoner Bankentürme. "Willkommen to the City", lautet die Überschrift dazu. Doch im Text analysiert das Blatt, der Deal sei noch lange nicht in trockenen Tüchern. Wenn die historische Börse aber ins Ausland verkauft werde, könnten die Raben den nahegelegenen Tower verlassen. Der Legende nach geht die britische Monarchie in diesem Fall zugrunde.
    Vorbehalte werden geringer
    So schlecht ist die Stimmung in der Londoner City aber auch wieder nicht. Die Vorbehalte gegen eine Fusion der Frankfurter und Londoner Börse sind geringer geworden als bei den zwei fehlgeschlagenen Anläufen in der Vergangenheit. Zudem ist der Chef der LSE, Xavier Rolet, ein Franzose, kein Brite. Andererseits steht er jetzt umso mehr unter Beobachtung, bloß kein britisches Tafelsilber zu billig nach Europa zu verkaufen.
    Die Aussicht auf einen Zusammenschluss mit Frankfurt findet der Chef der London Stock Exchange, Xavier Rolet, "überwältigend" und präsentiert gleichzeitig hohe Gewinnzahlen seines Unternehmens.
    Die Londoner Börse konnte im abgelaufenen Jahr ihren Gewinn um mehr als 30 Prozent steigern auf umgerechnet über 830 Millionen Euro. Der Umsatz verbesserte sich um zwei Prozent auf drei Milliarden Euro. Hinzu kommt ein hohes Umsatzplus, weil man den US-Vermögensverwalter Russell Investments erworben hatte. Die Anteilseigner der Börse können sich nun über eine um 20 Prozent höhere Dividende freuen.
    Chance zur gegenseitigen Stärkung
    Börsenchef Xavier Rolet nannte die Pläne, mit der Frankfurter Börse zu fusionieren, eine zwingende Chance, um sich gegenseitig zu stärken. Durch eine Fusion entstehe eine Infrastruktur für den globalen Finanzmarkt, die den Kunden und Anteilseignern der beiden Börsen signifikante Vorteile verspreche. In einer schriftlichen Erklärung bestätigt die Londoner Börse heute, dass es ausführliche Diskussionen zwischen beiden Seiten über einen möglichen Zusammenschluss unter Gleichen gebe.
    Fusion bereits zweimal gescheitert
    Vor mehr als zehn Jahren war eine angestrebte Fusion der Frankfurter und Londoner Börse schon einmal gescheitert – damals auch an einer Welle nationaler Entrüstung auf der Insel gegen eine vermeintliche Unterwerfung unter die Deutsche Börse. Auch jetzt lehnen einige konservative Blätter das Szenario einer Fusion wieder vehement ab.
    Die konservative Wochenzeitschrift "The Spectator" titelt: "Verkauft die London Stock Exchange, wenn ihr müsst. Aber nicht an Frankfurt!" Es handele sich nicht um eine Fusion unter Gleichen, wie behauptet. Frankfurt bekäme mehr Anteile und den Topjob an der Spitze. Das sei für die Brexit-Befürworter eine Provokation. Boris Johnson, der Londoner Bürgermeister und prominenteste Kämpfer für einen Austritt Großbritanniens aus der EU, hatte früher als Journalist und Korrespondent für das Blatt gearbeitet. Es gäbe zwar eine Logik, die für eine pan-europäische Plattform spreche. Aber die Deutschen wollten so viele Geschäfte wie möglich von London nach Frankfurt absaugen.
    Die "Sunday Times" hatte am Sonntag eine Fotomontage gezeigt, bei der ein britischer Gentleman mit Melone die Deutschland-Fahne schwenkt, vor dem Hintergrund der Londoner Bankentürme. "Willkommen to the City", lautet die Überschrift dazu. Doch im Text analysiert das Blatt, der Deal sei noch lange nicht in trockenen Tüchern. Wenn die historische Börse aber ins Ausland verkauft werde, könnten die Raben den nahegelegenen Tower verlassen. Der Legende nach geht die britische Monarchie in diesem Fall zugrunde.
    Vorbehalte werden geringer
    So schlecht ist die Stimmung in der Londoner City aber auch wieder nicht. Die Vorbehalte gegen eine Fusion der Frankfurter und Londoner Börse sind geringer geworden als bei den zwei fehlgeschlagenen Anläufen in der Vergangenheit. Zudem ist der Chef der LSE, Xavier Rolet, ein Franzose, kein Brite. Andererseits steht er jetzt umso mehr unter Beobachtung, bloß kein britisches Tafelsilber zu billig nach Europa zu verkaufen.