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Fahrkartenautomaten der Bahn
Schutz mit Farbpatronen und DNA-Markierung

400 der etwa 7.000 Fahrkartenautomaten sind an deutschen Bahnhöfen im Jahr 2014 erheblich beschädigt oder total zerstört worden. Bei verhältnismäßig geringer Beute haben die Täter jedoch großen Schaden angerichtet - 30.000 Euro kostet ein einziger Automat. Nun schützt die Bahn ihre Automaten mit einem Geldfärbesystem.

Von Dieter Nürnberger | 10.02.2015
    Fahrkartenautomaten im Bahnhof
    Fahrkartenautomaten im Bahnhof Braunschweig (Niedersachsen). (picture alliance / dpa / Alexander Körner)
    Rund 7.000 Fahrkartenautomaten gibt es auf deutschen Bahnhöfen - und 2014 wurden knapp 400 davon erheblich beschädigt oder total zerstört. Die Täter hatten es stets auf den Inhalt abgesehen, und nicht selten dürften sie enttäuscht gewesen sein. Denn obwohl mehr als ein Viertel der jährlichen Kartenverkaufsumsätze der Deutschen Bahn AG über Automaten erwirtschaftet wird, enthalten sie in der Regel nur vergleichsweise wenig Bargeld. Das hängt mit regelmäßigen Leerungen zusammen, ebenso mit einer zunehmenden Kartenzahlung der Kunden. Somit schlägt weniger die Beute zu Buche, eher der Schaden am Automaten, sagt Bernd Stöberl. Leiter der Ermittlungskoordination der Bundespolizei in Potsdam:
    "Mit Schadensummen von 30.000 Euro für einen einzigen Automaten kommt man hier zu entsprechend hohen Sachschäden. Und das Ganze in der Erwartung einer Zugriffsbeute von wenigen hundert Euro. Günstigstenfalls. Denn bei den Taten 2014 gelang den Tätern in Zwei-Drittel aller Fahrkartenautomatenaufbrüche kein Zugriff auf die Geldkassetten."
    Schaden 2014: 6,7 Millionen Euro
    Allein 2014 entstand der Deutschen Bahn durch Automatenvandalismus oder -aufbruch ein Schaden von 6,7 Millionen Euro. Seit 2012 hat die Bundespolizei spezielle Ermittlungsteams eingerichtet. Sie spricht inzwischen von organisierter Kriminalität, Einzeltäter seien fast auszuschließen, denn zum Automaten-Knacken bedürfe es nicht nur krimineller Energie, sondern einer regelrechten Logistik. Rund die Hälfte der Täter kam vor allem aus osteuropäischen Ländern.
    Durch eine bessere Video-Überwachung konnten die Fallzahlen im vergangenen Jahr bereits um 30 Prozent gesenkt werden. Doch damit nicht genug - nach und nach will die Deutsche Bahn Automaten nun mit Geldfärbesystemen ausstatten. Eine spezielle Farbe, angereichert mit DNA, sagt Bernd Rattay, Leiter des Bereichs Automatenvertrieb bei der Bahn AG:
    "DNA-markiert heißt, dass jede Farbkassette am Ende einzigartig ist. Wir werden dieses System mit den Banknoten-Kassetten nicht an allen Standorten zur Verfügung stellen. Das macht auch keinen Sinn. Beispielsweise ist der Berliner Hauptbahnhof generell sehr frequentiert, wir werden aber sukzessive unsere Automaten damit ausstatten."
    Beute ohnehin nicht brauchbar
    Dank DNA-Markierung sollen Täter auch noch nach dem schwierigen Abwaschen der Farbe identifizierbar sein. Weil sich Spuren beispielsweise auch noch im Waschbecken oder an verwendeten Bürsten nachweisen lassen. Die Beute ist ohnehin nicht mehr brauchbar, sagt Gerd Neubeck, Leiter der Konzernsicherheit bei der Bahn:
    "Sowie der Automat gekippt, stark geschüttelt, gestohlen wird, oder auch nur die Kassette bewegt wird, werden die darin befindlichen Geldscheine komplett unbrauchbar gemacht. Die werden so mit Farbe eingesprüht, dass das Geld wertlos ist."
    Nicht nur die hohe Schadensumme sei ärgerlich, so die Bahn. Vielmehr seien die Automaten gerade in ländlichen Gebieten, auf nicht mehr personenbesetzten Bahnhöfen, in der Regel die einzige Möglichkeit, sich zu informieren und eine Fahrkarte zu kaufen.